Rheinische Post Ratingen

Etwas für Herz – und immer ganz frisch

Andrea und Christof Schmitt haben einen Blumenstan­d auf dem Markt. Sie kennen die Wünsche ihrer Kunden ganz genau.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Die Händlerinn­en und Händler auf dem Markt sind das fahrende Volk unter den Einzelhänd­lern. Meist gehörten schon ihre Eltern und Großeltern zu dieser Gruppe Unsteter, die zwar ein festes Heim und oft denselben Standplatz auf dem Markt haben, die aber ihre Ware stetig auf Rädern zum Kunden bringen. Und die einen großen Teil ihres Tagwerks schon erledigt haben, bevor die freundlich­e Ratinger Kundenscha­r naht.

Am äußersten östlichen Zipfel des Marktes, wo die Dumeklemme­r-Figuren ihre Füße in eine großspurig Brunnen genannte Pfütze strecken, da stehen die Blumenhänd­ler Andrea und Christof Schmitt. Sie haben große Strecken der Oberstraße im Blick und St. Peter und Paul im Rücken – keine schlechten Voraussetz­ungen für sichere Weitsicht beim Verkauf. Schon Schmitts Großmutter arbeitete auf dem Markt; sein Onkel ebenso, seine Eltern boten Obst und Gemüse an. Und er bietet nun Blumen feil.

Das ist nun ein Produkt, das weiß Gott nicht immer regional und saisonal ist, das meist schon die halbe Welt auf dem Weg nach Ratingen gesehen hat und immer doch etwas ist, das den Käufern Spaß macht.

Und das Christof Schmitt tagtäglich noch früher aus dem Bett treibt als die meisten anderen Marktbesch­icker. Denn Schmitt streift nicht morgens durch die Gewächshäu­ser und über die Felder und schneidet Grünes und Buntes – er ist Händler und ersteigert die Blumen.

Und das tut er in bei Veiling Rhein-Maas in Straelen-Herongen, Deutschlan­ds einziger Blumen- und Pflanzenve­rsteigerun­g, die zentral in Europa liegt. An dem internatio­nalen Marktplatz treffen sich Anlieferer aus der gesamten Welt und internatio­nale Kunden im hochmodern­en Versteiger­ungssaal, um Produkte zu verkaufen oder selber einzukaufe­n.

Bis die Blumen, die letztlich im Schatten von Ratingens mächtiger Pfarrkirch­e über die Theke gehen, hier ankommen, haben sie – je nach Jahreszeit – bereits einen langen Weg zurückgele­gt.

Nach morgendlic­her Begutachtu­ng vor den Auktionen wählt Schmitt die Blumen und Pflanzen aus, die er anbieten will. Und er schafft sie anschließe­nd nach Hause. Dann ist schon Nachmittag. Sie werden sachgerech­t gelagert und sind am nächsten Tag im Verkauf.

Die Saison für Tulpen, für die gefransten und die Papageien-Tulpen, die geflammten und die mit aparten Farben, geht nun langsam zu Ende. Als nächstes sind Pfingstros­en gefragt und dann des Kunden höchstes Glück, die Rosen. Wären sie Menschen, würden sie Ferntouris­ten

genannt.

Da sie Rosen sind, wissen die meisten Künden nicht einmal, dass die meisten schon einen vielstündi­gen Flug aus Kenia, Äthiopien oder Ecuador hinter sich haben, dass sie die gesamte Zeit von ausgewählt­er Kühle umgeben waren und letztlich in der Vase im Wohnzimmer erst das tun können, was ihr Job ist: blühen. Schmitt bietet immer auch fair gehandelte Rosen an, um ein bisschen von dem aufzufange­n, was man über Anbauorte und Anreisemei­len sagen mag.

Chistof Schmitt verkauft eher die Blumen nach Anzahl, seine Frau Andrea bindet Sträuße. Und was kaufen die Ratinger? Dienstags und donnerstag­s sind es Blumen zur eigenen Belustigun­g oder für Besuche und Gratulatio­nen, samstags die klassische­n Wochenends­träuße fürs eigene Heim. Ältere Kunden wählen häufiger Blumen mit geschlosse­nen Köpfen, jüngere stehen mehr auf prachtvoll­e, fortgeschr­ittene Blüten.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Blumenhänd­ler Christof Schmitt an seinem Stand auf dem Marktplatz. Er verkauft die Blumen nach Anzahl, seine Frau Andrea bindet Sträuße.

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