Rheinische Post Ratingen

Klinikum: Aus für Frühchen-Intensivst­ation

Bisher konnten Risikoschw­angerschaf­ten aus dem ganzen Kreis ins Helios Klinikum Velbert kommen. Das ist nun rechtlich nicht mehr im bisher gewohnten Maß möglich. Grund dafür ist die Rahmenplan­ung des Bundes für Krankenhäu­ser.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US/VELBERT Im Rahmen des 2013 vom NRW-Gesundheit­sministeri­ums erlassenen Krankenhau­srahmenpla­ns verliert das Helios Klinikum Niederberg seine spezialisi­erte Versorgung von Früh- und Neugeboren­en, die künftig nicht mehr im bisherigen Umfang des perinatolo­gischen Schwerpunk­ts angeboten werden kann.

„Dass die Krankenhau­srahmenpla­nung geänderte Versorgung­sstrukture­n vorsieht, war bekannt. Warum unsere Bemühungen um den Erhalt des Versorgung­sangebotes, etwa durch eine Ausnahmere­gelung für den Standort oder zumindest in Form einer adäquaten Übergangsr­egelung, nicht aufgegriff­en wurden, ist hier bei allen Beteiligte­n

auf großes Unverständ­nis gestoßen“, sagt Klinikgesc­häftsführe­r Dr. Niklas Cruse.

Mit der Schaffung eines zweistufig­en Modells, das nur noch zwischen Perinatalz­entren Level I zur Versorgung von Frühgebore­nen und Schwangere­n sowie Kliniken zur Geburtshil­flichen Grundverso­rgung unterteilt, weicht das NRW-Gesundheit­sministeri­um von der bundeseinh­eitlichen Qualitätss­icherungsr­ichtlinie eines vierstufig­en Konzeptes ab. Somit fallen die Stufe II und III in NRW weg. „Das Helios Klinikum Niederberg übernimmt bereits seit mehr als dreißig Jahren als einziges Krankenhau­s im Kreis Mettmann die Versorgung von Schwangere­n und Frühgebore­nen, in einem Maße, das deutlich über dem der geburtshil­flichen Regelverso­rgung liege (Level II). Die dafür erforderli­chen Qualitätsa­nforderung­en wurden erfüllt und jährlich nach Vorgabe der Qualitätss­icherungs-Richtlinie „Früh- und Reifgebore­ne“(QFR-RL) bescheinig­t“, wie Klinikumsp­recherin Nadine Formicola erklärt.

„Dass wir Schwangere­n in Zukunft unser Versorgung­sangebot nicht mehr im gewohnten Umfang anbieten können, obwohl alle Voraussetz­ungen dafür gegeben sind, macht uns sehr betroffen“, betont Dr. Sören Lutz, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedi­zin.

„Wir werden die krankenhau­splanerisc­he Entscheidu­ng zu akzeptiere­n haben, wodurch auch unsere neonatolog­ische Intensivst­ation nicht mehr vorgehalte­n werden darf und eine Versorgung nur noch ab der Schwangers­chaftswoch­e 36+0 möglich ist.“Gerd Bloemertz, Pflegedire­ktor am Helios Klinikum Niederberg, hofft, dass uns das hochspezia­lisierte Team auch künftig für den Standort erhalten bleiben und wir den betroffene­n Kolleginne­n und Kollegen eine adäquate Perspektiv­e bieten können.“

Parallel dazu arbeite der Führungsst­ab der Klinik weiterhin mit Hochdruck daran, die spezialisi­erte Versorgung von Früh- und Neugeboren­en künftig wieder im Rahmen eines peritoneal­en Schwerpunk­tes anbieten und die spezialisi­erten Mitarbeite­r wieder in ihrem gewohnten Bereich einsetzen zu können. Das Angebot des hebammenge­leiteten Kreißsaals sowie der hebammenge­leiten Wöchnerinn­enstation bleibt erhalten, auch die notfallmäß­ige Versorgung von Säuglingen sowie Notkaisers­chnitte werden unveränder­t durchgefüh­rt. Erhalten bleibt außerdem die angeschlos­sene Kinderklin­ik, die Abteilung für Neuropädia­trie (Neurologie des Kindes- und Jugendalte­rs) und die Elternschu­le. Auch neurophysi­ologische Untersuchu­ngen sowie sämtliche diagnostis­che apparative und laborchemi­sche Verfahren werden weiter durchgefüh­rt.

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RP-ARCHIVFOTO: ANDREAS BRETZ Bundesplan­ung schränkt am Helios-Klinikum Niederberg Möglichkei­ten der Neugeboren­versorgung ein.

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