Corona-Demos sind der Anfang

Im Netz stacheln Hetzer seit Jahren zum Aufstand an. Jetzt bekommen sie Gehör.

Sie heißen Ken Jebsen, Eva Herman (ja, die aus der Tagesschau) oder Nikolai Nerling, alias „Der Volkslehrer“. Sie sind die Wortführer einer gefährlichen Bewegung, die sich quer durch unsere Gesellschaft zieht. Seit Jahren arbeiten sie im Internet an einem Volksaufstand. Sie wollen keine andere Regierung. Sie wollen keinen anderen Staat. Sie wollen nicht weniger als eine weltweite Revolte. Politiker, Manager, Wissenschaftler oder Polizisten – an Feindbildern mangelt es ihnen nicht. Ihre Taktik: Desinformation. Ihr Ziel: Chaos. Ihr Werkzeug: Youtube, Facebook, Whatsapp. Und ihr Einfallstor: Unsere eigene Ignoranz. Gemeint ist nicht allein die Ignoranz gegenüber Politik oder Gesellschaft, gemeint ist unsere Ignoranz gegenüber der digitalen Kommunikation.

Über Jahre hinweg konnten diese Hetzer im Netz ungestört ihrer Arbeit nachgehen. Unseren Staat, unsere Demokratie mit ihren Videos zersetzen, wie ein Krebsgeschwür, das Zelle für Zelle einen Organismus befällt, bis dieser irgendwann nicht mehr zu retten ist. Sie kennen alle Tricks, um ihre Hassbotschaften viral zu verbreiten. Von 30 DAX-Vorständen sind gerade mal fünf auf Twitter vertreten. Die Hälfte der Top-Manager ist auf keiner einzigen Social-Media-Plattform sichtbar. Mir selbst sind in meiner Karriere immer wieder Politiker, Wirtschaftsbosse und Gelehrte begegnet, die auch noch damit kokettierten, nicht aktiv im Netz zu kommunizieren. Das war unter ihrer Würde. Das Vakuum füllten Andere.

Ob Berlin, Stuttgart, ob in Bayern oder NRW; was wir auf den Straßen und Plätzen derzeit in Deutschland erleben, ist nur der Auftakt. Wenn die Rezession die Bürger erreicht und immer mehr Väter und Mütter ihre Jobs verlieren, werden die Proteste erst so richtig an Fahrt aufnehmen. Dann ist der Plan der digitalen Scharfmacher aufgegangen. Und alle werden sich fragen: Wo kamen diese Massen auf einmal her?