Wenige Fans sehen Fortuna-Spiel in der Altstadt
Das übliche Gedränge in den Kneipen mit TV-Übertragung fiel aus. Nur stellenweise kam Stimmung auf.
ALTSTADT Akis Hantzis steht kopfschüttelnd hinter dem Tresen des Sutton‘s an der Hunsrückenstraße. Seit 16 Jahren arbeitet er im Irish Pub und hat einiges erlebt. Die lautstarke Euphorie seiner Gäste am Samstag überrascht ihn trotzdem: „Es sind wenige Leute, aber die machen ganz schön viel Lärm“, sagt er lachend, während weiter hinten im Raum sechs Fortuna-Fans ihre Gesänge anstimmen und im Takt auf die Tische trommeln. Am liebsten hätten sie ihre Mannschaft im Stadion angefeuert, doch aufgrund der Corona-Auflagen mussten sie ihre Fankurve in die Altstadt verlegen.
„Es ist besser als nichts, aber mehr auch nicht“, sagt Martin Zalewski, der seit Jahren eine Dauerkarte für das Stadion besitzt. Er verfolgt in einiger Entfernung zu den anderen Fans das Spiel, da die Tische direkt vor der Leinwand bereits besetzt sind. Normalerweise passen mehr als 70 Gäste ins Sutton‘s; wegen der
Corona-Einschränkungen sind zurzeit halb so viele erlaubt. Wirklich ökonomisch sei die Wiedereröffnung nicht, sagt Hantzis, für ihn ist es aber wichtig, den Betrieb wieder aufzunehmen: „Wir zeigen den Leuten so, dass wir noch da sind, und bleiben wenigstens im Gedächtnis.“
Die lautstarken Gäste im Irish Pub sind am Samstag eine Seltenheit in der Altstadt. Wo sich sonst Menschen in den Kneipen und Restaurants drängen, bleiben nun viele Plätze unbesetzt. Auch das Fortuna Büdchen am Rheinufer, sonst ein beliebter Treffpunkt für Fortuna-Anhänger, schließt um 15 Uhr.
„Ich fühle mich ein bisschen einsam mit meinem Trikot“, sagt Marc Kost, der in Rot und Weiß gekleidet auf der Bolkerstraße steht. „Es fehlt heute die Geselligkeit, die zum Fußball dazu gehört.“Die typischen Menschentrauben vor den Außenbildschirmen sucht man ebenfalls vergebens, da die Übertragungen auf die Außenterrassen verboten wurden. „Natürlich wäre es schöner gewesen, auch den Menschen draußen das Spiel zu zeigen, aber die Gesundheit geht immer vor“, sagt Bülent Hali, der Besitzer der Hexe. Er und seine Mitarbeiter mussten im Innenbereich der Bar zwei Bildschirme umhängen, damit diese nicht von der Straße aus sichtbar sind. Die Fernseher im Außenbereich sind zwar noch aufgestellt, zeigen heute aber nur die Speisekarte. Andere Lokale in der Altstadt wie der Engel oder die Kostbar haben ihre Außenbildschirme abmontiert. Manche Wirte halten die Regelung allerdings nicht für sinnvoll: „Wir sind in der glücklichen Lage, einen großen Außenbereich zu besitzen, und deswegen wäre es besser, die Spiele auf der Terrasse zu zeigen. Da sind bei uns die Abstände einfach größer als drinnen“, sagt Kostbar-Inhaberin Amina Tsougares.
Das Fazit der Stadt zur Einhaltung der Regeln fällt am Ende positiv aus: Nur in wenigen Ausnahmen griff der Ordnungs- und Servicedienst mit kurzen Ansprachen ein.