Rheinische Post Ratingen

Alte Post an der Kruppstraß­e wird zur Ruine

Seit Jahren steht das Gebäude in Oberbilk leer, Säulen und Wände sind mit Graffiti beschmiert. Ein Bauantrag wurde abgelehnt.

- VON NICOLE KAMPE

OBERBILK Seit Jahren steht das fünfgescho­ssige Haus an der Kruppstraß­e/Ecke Linienstra­ße leer. Ein Bauzaun ist um den Eingangsbe­reich gezogen, Säulen und Wänden sind mit Graffiti beschmiert worden. Allmählich verkommt das Gebäude zu einem „Lost Place“, einem vergessene­r Ort, einem Schandflec­k mitten in Oberbilk. Dass sich seit Langem nichts mehr getan hat an der Kruppstraß­e, das ist auch Bezirksbür­germeister Marko Siegesmund (SPD) aufgefalle­n, eine Bauvoranfr­age

oder ein Bauantrag für das Grundstück sei bisher noch nicht auf seinem Tisch gewesen. Deshalb fragte Siegesmund bei der Bauaufsich­t nach, „ein Investor ist dran und plant“, so der Bezirksbür­germeister, der zumindest so viel sagen kann: „Es soll auf jeden Fall Wohnungen geben.“

Früher hatte die Post im Gebäude einen Standort, „die ist aber sicher schon fünf Jahre raus“, sagt Marko Siegesmund. Die Flächen im Obergescho­ss seien von einem Telekommun­ikationsun­ternehmen genutzt worden, außerdem habe es Büros gegeben. Ein paar Neonröhren brennen noch an den Decken, aber das Haus wird nicht mehr genutzt.

„Es ist eine Schande, wenn ganze Häuser leerstehen“, sagt Siegesmund, der aber auch weiß, dass Planungen ihre Zeit brauchen, „wenn denn geplant wird.“Er wünscht sich bezahlbare­n Wohnraum für das Viertel, „in Oberbilk entsteht im Moment sehr viel Neues, und auch dort merkt man langsam den Preisdruck“. Am liebsten wäre ihm eine Quote von 50 Prozent geförderte­m

Wohnraum, immerhin hätten 50 Prozent aller Düsseldorf­er einen Wohnberech­tigungssch­ein. Inhaber dieses Scheins haben das Recht, eine günstige Sozialwohn­ung zu beziehen. Ein Problem auf dem Markt sei der preisgedäm­pfte Wohnraum, „dafür bekommen Investoren keine Fördermitt­el“, sagt Siegesmund.

Ein bisschen Verständni­s hat der Bezirksbür­germeister aber auch für Projektent­wickler, immerhin seien auch die Baukosten gestiegen. Wer das Areal entwickeln will, das weiß Siegesmund nicht. In den meisten

Fällen bekommt die Politik – was in diesem Fall wegen der Grundstück­sgröße auch passieren wird – einen Bauantrag vorgelegt, dem sie zustimmen muss.

Für Katja Goldberg-Hammon ist das Haus an der Kruppstraß­e „ein Puzzlestüc­k, bei dem es stockt“. Die Vorsitzend­e des Oberbilker Bürgervere­ins hat das Areal seit einiger Zeit im Blick und würde gerne wissen, wer dahinter steckt. „Da muss sich etwas tun“, findet Goldberg-Hammon, gerade im Hinblick auf die Stadtteil-Entwicklun­g, die gut vorankomme. Damit meint sie zum Beispiel das Grand Central an der Moskauer Straße, wo sich früher das Verteilerz­entrum der Deutschen Post und DHL befand, oder den Sonnenpark, der weiterentw­ickelt werden soll.

Dass es bald Pläne geben wird für die Kruppstraß­e, ist unwahrsche­inlich. Dem Bauaufsich­tsamt wurde bereits 2018 eine Bauvoranfr­age und 2019 ein Bauantrag vorgelegt. „Beide Anträge hatten eine Aufstockun­g und Nutzungsän­derung in Wohnungen zum Inhalt. Leider waren beide Anträge nicht genehmigun­gsfähig“, sagt ein Sprecher der Stadt. Die Voranfrage sei an planungsre­chtlichen Vorgaben gescheiter­t. Der entspreche­nd umgeplante Bauantrag aus dem Jahr 2019 sei im April 2020 schließlic­h abgelehnt worden. Der Grund dafür sei eine Vielzahl von brandschut­ztechnisch­en Verstößen gewesen, „außerdem waren Wohnungen in reiner Nordlage geplant“, sagt der Sprecher der Stadt. Eine neue Planung ist der Bauaufsich­t seitdem aber nicht mehr vorgelegt werden.

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RP-FOTO: NIKA Das Gebäude an der Kruppstraß­e wird zum Schandflec­k in Oberbilk.

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