Stadtdirektor mit NS-Vergangenheit
STOCKUM Ein Großteil der Straßennamen, deren Änderung in Düsseldorf jetzt zur Diskussion steht, prägt bereits seit Jahrzehnten das Stadtbild. Anders verhält es sich bei der Heinz-Ingenstau-Straße unmittelbar an der
Messe. Benannt wurde sie 2004 nach dem 1971 verstorbenen Düsseldorfer Stadtdirektor. Ingenstau setzte sich in seiner Zeit bei der Stadt für die Wirtschaftsförderung ein, stellte unter anderem die
Weichen für die Einrichtung der heutigen Messe.
Allerdings leistete Ingenstau schon während deines Referendariats am Düsseldorfer Oberlandesgericht ehrenamtliche Arbeit in verschiedenen NS-Organisationen, war unter anderem Anwärter auf die Mitgliedschaft der SA. Er arbeitete als Jurist beim Gau-Ehrengericht und Gauschatzamt, prüfte unter anderem Verträge für die NSDAP. Sein Vorgesetzter behauptet von Ingenstau: „Er ist ein überzeugter
Nationalsozialist“.
Nach dem Krieg bestritt der Jurist, sich mit der Terrorherrschaft identifiziert zu haben, er war nie Parteimitglied im Dritten Reich, die Arbeit in verschiedenen Organisationen sei ein „notwendiges Übel“gewesen, um sein berufliches Vorankommen nicht zu verhindern.
Dennoch wurde Heinz Ingenstau nach dem Ende des Weltkriegs ein Berufsverbot erteilt, gegen welches er vorging. Während seines Entnazifizierungsprozesses sagten unter anderem jüdische Verwandte für Ingenstau aus. Im abschließenden Gutachten heißt es, der Jurist habe sich nicht „propagandistisch oder aktivistisch für die Partei betätigt“, auch habe der „den Nazionalsozialismus nicht gefördert.“Das Berufsverbot wurde aufgehoben und Heinz Ingenstau als
„minderbelastet“eingestuft. Ein Versuch Ingenstaus, das Verfahren neu aufzunehmen, um als „unbelastet“zu gelten, wurde jedoch abgelehnt.
Heinz Ingenstau gilt noch heute als einer der fähigsten leitenden Beamten der Nachkriegszeit, der Düsseldorf in wirtschaftlicher Hinsicht vorangebracht hat. Dennoch, so die Einschätzung der Experten, ist seine Arbeit in den nazionalsozialistischen Organisationen Grund, seinen Namen nicht im Stadtbild zu würdigen.