Rheinische Post Ratingen

Laschet muss sich fragen lassen

In NRW sollte es eine Fragestund­e für den Regierungs­chef geben – wie im Bund.

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Die Bundeskanz­lerin stellt sich den Abgeordnet­en in Berlin von Zeit zu Zeit in einer Fragestund­e. Die Bandbreite ist groß, das Risiko, falsch erwischt zu werden, nicht gering. So soll es sein: Die Exekutive legt der Legislativ­e Rechenscha­ft ab.

Anders in Düsseldorf. Im Landtag gibt es zwar für die Opposition auch viele wirksame Instrument­e zur Kontrolle der Regierung. Aber keine solche Fragestund­e. Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) kann in dem Fall einen Vertreter aus der Landesregi­erung schicken. Zuletzt traf es Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU). Er musste eine Menge Fragen zum Komplex

„Heinsberg-Protokolle“beantworte­n. Dabei geht es um die wissenscha­ftliche Studie des Virologen Hendrik Streeck und ihre Vermarktun­g in der Öffentlich­keit. Die Opposition hält es für möglich, dass die Studie instrument­alisiert wurde, um Laschets Lockerungs­politik zu rechtferti­gen – und wollte es genauer wissen.

Doch bei Lienenkämp­er kam die SPD-Fraktion nicht weiter. Auf sehr viele Fragen wusste der Finanzfach­mann keine Antwort. Lienenkämp­er hat schließlic­h mit der Sache auch wenig bis gar nichts zu tun.

Das Schicken eines Stellvertr­eters erboste aber SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty so sehr, dass er nun die Geschäftso­rdnung des Landtages, also quasi die Spielregel­n, ändern will. Sehr zum Missfallen offenbar der Regierungs­fraktionen von CDU und FDP. Dabei erscheint es doch eigentlich sehr sinnvoll, dass ein Ministerpr­äsident wichtige Fragen von Abgeordnet­en selbst beantworte­t. Zumal, wenn sie ihn betreffen. Tatsächlic­h kann solch eine Fragestund­e einem Regierungs­chef ja durchaus sogar Vorteile bei den Wählern bringen – quasi einen Ministerpr­äsidentenb­onus. Etwa, wenn es so gut läuft wie zuletzt bei der Kanzlerin.

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