Rheinische Post Ratingen

Zu wenig kommunaler Wohnungsba­u

Ein breites Bündnis fordert mehr Anstrengun­gen im Kampf für bezahlbare­n Wohnraum. Städte sollen wieder mehr selbst bauen und weniger Grund verkaufen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Mit einem umfassende­n Forderungs­katalog hat das NRW-Bündnis „Wir wollen wohnen“den Kommunalwa­hlkampf in Sachen Mietpreis-Explosion eingeläute­t. Hinter dem Bündnis stehen der Deutsche Mieterbund NRW, der Deutsche Gewerkscha­ftsbund NRW sowie mehrere Wolfahrts- und Sozialverb­ände.

Besondere Sorgen bereitet den Verfassern der Rückgang bei den Sozialwohn­ungen. Deren Zahl sei in NRW von rund 1,4 Millionen Ende der 80er Jahre auf 458.000 zusammenge­schnurrt – eine Entwicklun­g, die offenbar anhält: „Der öffentlich geförderte Wohnungsba­u ist in den vergangene­n drei Jahren massiv zurückgega­ngen“, sagte der Vorsitzend­e des Deutschen Mieterbund­s NRW, Hans-Jochem Witzke. „Und das einzige, was sich die Ministerin zugutehält: Sie hat immer mehr Geld für immer weniger Wohnungen ausgegeben.“Man müsse stärker darüber reden, dass dort, wo die Kommunen keine sozialwohl­orientiert­en Partner zum Beispiel in den Genossensc­haften fänden, es wieder zur Gründung von kommunalen Wohnungsba­ugesellsch­aften komme. „Der Vorteil ist, dass aus der

Sicht der Stadt das Geld von der linken in die rechte Tasche fließt und das Eigentum und die Verfügbark­eit bei den Grundstück­en mittelbar auch für kommende Generation­en gesichert ist“, sagt Witzke.

In dem 16-seitigen Papier, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es, diesen Wohnungsba­uunternehm­en müsste bevorzugt Zugang zu Baugrundst­ücken verschafft werden. Dort wo eine Kommune allein eine Gründung nicht gestemmt bekommt, empfiehlt das Bündnis ein Zusammenge­hen mit Nachbarkom­munen oder eine Kooperatio­n mit dem Landkreis.

Die Städte und Gemeinden sollen nach Ansicht des Bündnisses zudem in ihren Bauleitpla­nungen eine Quote von mindestens 50 Prozent für den geförderte­n Wohnraum festlegen. Die Folge: Grundstück­seigentüme­r müssten sich vertraglic­h zur Schaffung der festgesetz­te Quote an preisgebun­denen Wohnungen verpflicht­en. Den Kommunen empfiehlt „Wir wollen wohnen“zudem, auf den Verkauf kommunaler Grundstück­e grundsätzl­ich zu verzichten und stattdesse­n stärker auf Erbpacht zu setzen.

Für den Umgang mit vernachläs­sigten Quartieren und Problemimm­obilien rät das Bündnis zu einer stärkeren Beobachtun­g. Konkret seien kleinräumi­ge Quartiersa­nalysen in „auffällige­n Stadtteile­n“wie etwa in Dortmund durchgefüh­rt und ein Problemimm­obilien-Kataster, wie es sie bereits in Gelsenkirc­hen gibt, denkbar. Die dort erfassten Daten sollen dann für Handlungsk­onzepte in den betroffene­n Problemvie­rteln genutzt werden. Zudem verlangt das Bündnis eine Stärkung der Wohnungsau­fsicht.

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