Blutspender dringend gesucht
Zu Beginn der Pandemie hat die Unsicherheit der Bürger zu einem starken Rückgang der Blutspenden geführt. Aktuell wächst die Spendenbereitschaft, aber es fehlen Räume für öffentliche Termine.
DÜSSELDORF Nach anfänglicher Skepsis wegen des Coronavirus finden sich wieder mehr Düsseldorfer bereit zum Blutspenden – doch die Reserven bleiben knapp. Schon in normalen Zeiten sorgen Erkältungssaison, Karneval und Osterferien für einen Spenderrückgang, den das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit Neuspendern auszugleichen versucht. Die Corona-Krise hat diese Effekte nun verschärft, da viele Termine abgesagt wurden und werden. Auch der Mangel an Räumen ist schuld.
„Die Unsicherheit bei den Bürgern hat anfangs dafür gesorgt, dass die Zahl der Blutspenden richtig in den Keller gerauscht ist“, sagt Stephan Küpper, Sprecher beim DRK-Blutspendedienst West. Unsicherheit bestand aber auch bei den Betreibern von Veranstaltungsräumen wie Schulen, Turnhallen und Gemeindesälen, in denen üblicherweise Blutspendeaktionen stattfinden. Sie sagten also solche Termine ab oder können inzwischen ihre Räume nicht mehr anbieten, da beispielsweise in den Schulen im Schichtdienst nun auch nachmittags Unterricht stattfindet. Termine mit dem Blutspendemobil musste das DRK wegen der Abstandsregeln unterdessen selbst absagen, weil die im Fahrzeug nicht einzuhalten sind.
Außerdem fallen momentan die Spendetermine bei großen Firmen oder in Bildungseinrichtungen wie Berufskollegs aus, da sich die Mitarbeiter in Homeoffice befinden oder der Unterricht nur eingeschränkt stattfindet. „Alleine hier werden 1000 geplante Blutkonserven wegfallen. Düsseldorf ist normalerweise eine große Stütze bei solchen Firmenblutspenden“, sagt Küpper.
In Düsseldorf konnte das DRK im April insgesamt nur vier Termine anbieten, im April des vergangenen Jahres waren es noch zwölf gewesen. Damals wurden 733 Blutspender
Zahlen Bis Dienstagnachmittag waren dem Gesundheitsamt 206 akute Corona-Infektionen bekannt, neun mehr als am Vortag. Die Gesamtzahl der Infektionen seit Beginn der Pandemie stieg um neun auf 1292, 1056 der Betroffenen sind wieder genesen. Unverändert ist die Zahl der Krankenhauspatienten (28), von denen 13 auf Intensivstationen behandelt werden. 30 Düsseldorfer sind an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.
Tests Am Donnerstag bleibt das Corona-Testzentrum an der Mitsubishi Electric Halle geschlossen. Getestet wird trotzdem vom mobilen Service. Auch für den Himmelfahrtstag gilt dabei: Nur nach vorheriger Terminvergabe am Infotelefon (0211899 6090) kommt das Team bei Ihnen vorbei.
Welcome-Point Geflüchtete werden im Welcome Center an der Heinz-Schmöle-Straße dienstags und donnerstags wieder persönlich beraten – allerdings nur, wenn sie vorher einen Termin über WhatsApp (0152 2453 7495) vereinbaren. Maximal sechs Personen (keine Kinder) dürfen sich mit Mund-Nasen-Schutz gleichzeitig in den Räumen aufhalten. In den vergangenen acht Wochen hatten die Ehrenamtler Online-Beratungen zu Job- und Behördenangelegenheiten angeboten.
Lesungen Der Bücherbummel ist abgesagt, gelesen wird trotzdem. Das Zakk und das Literaturbüro NRW starten anstelle des beliebten Lesezelts auf der Kö über Pfingesten einen „Literatur-Lieferdienst“. Wer mindestens im ersten Stock wohnt und einen Balkon „nach hinten raus“hat, kann sich um eine 20-minütige Autorenlesung bewerben, die dann auch für die Nachbarschaft hörbar ist. Bewerbungen ab sofort an maren.jungclaus@literaturbuero-nrw.de
registriert, in diesem April waren es nur 324. Bislang konnte der so entstandene Mangel an Blutkonserven noch abgefedert werden, da auch der Bedarf im März und April zurückgegangen ist: Die Kliniken hatten alle nicht notwendigen Operationen verschoben. Jetzt laufen diese aber wieder an „und deshalb ist es sehr wichtig, dass viele Menschen zu einer Blutspende bereit sind“, sagt Küpper. In Deutschland werden laut DRK täglich rund 15.000 Blutspenden für die Versorgung kranker und verletzter Menschen benötigt.
Das DRK ist deshalb froh, dass große Firmen wie die Ergo ihre Mitarbeiter intern bitten, an den öffentlichen Spendeterminen teilzunehmen. Zuletzt gab es beispielsweise einen solchen Termin in Unterrath, der ungewöhnlich viele Spendenwillige anzog. Gerechnet hatte das DRK mit rund 65 Bürgern, es wurden dann 86 – darunter zwölf Neuspender. „Ich habe jetzt Zeit und das Bedürfnis, in diesen schweren Zeiten etwas Gutes zu tun“, sagt etwa die 18-jährige Anna.
Viele Neuspender kann auch die Uniklinik Düsseldorf (UKD) verzeichnen. Dort lief der Spendenbetrieb in den vergangenen Wochen trotz Corona weiter. Nachdem zu Beginn der Krise die Spenderzahlen rückläufig waren, verzeichnet die Klinik nach einem bundesweiten Aufruf und eigenen Aktionen sogar einen Anstieg. „Wir konnten im März 2020 eine Steigerung der Zahlen im Vergleich zu März 2019 von mehr als 60 Prozent vermerken. Auch im April gab es eine deutliche Steigerung der Zahlen im Vergleich zu 2019“, sagt Kliniksprecherin Susanne Blödgen.
UKD und DRK halten Zugangsbeschränkungen, Hygiene- und Abstandregeln streng ein und haben ihre Abläufe dafür etwas umgestellt. „Die Blutspende ist sicher“, sagt Küpper. Terminreservierungen sind zum Beispiel nun teilweise möglich, die Körpertemperatur wird direkt vor der Anmeldung gemessen und alle Spendewilligen werden vor Betreten der Einrichtung zu möglichen Risiken wie den Kontakt zu Corona-Patienten befragt. „Ich habe mich hier sicher gefühlt und kein ungutes Gefühl gehabt“, sagt Spenderin Katharina Böhner. Auf Corona selbst werden die Spender allerdings nicht getestet. „Denn die Viren werden nicht über das Blut übertragen“, sagt Küpper.