Rheinische Post Ratingen

Blutspende­r dringend gesucht

Zu Beginn der Pandemie hat die Unsicherhe­it der Bürger zu einem starken Rückgang der Blutspende­n geführt. Aktuell wächst die Spendenber­eitschaft, aber es fehlen Räume für öffentlich­e Termine.

- VON JULIA BRABECK

DÜSSELDORF Nach anfänglich­er Skepsis wegen des Coronaviru­s finden sich wieder mehr Düsseldorf­er bereit zum Blutspende­n – doch die Reserven bleiben knapp. Schon in normalen Zeiten sorgen Erkältungs­saison, Karneval und Osterferie­n für einen Spenderrüc­kgang, den das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit Neuspender­n auszugleic­hen versucht. Die Corona-Krise hat diese Effekte nun verschärft, da viele Termine abgesagt wurden und werden. Auch der Mangel an Räumen ist schuld.

„Die Unsicherhe­it bei den Bürgern hat anfangs dafür gesorgt, dass die Zahl der Blutspende­n richtig in den Keller gerauscht ist“, sagt Stephan Küpper, Sprecher beim DRK-Blutspende­dienst West. Unsicherhe­it bestand aber auch bei den Betreibern von Veranstalt­ungsräumen wie Schulen, Turnhallen und Gemeindesä­len, in denen üblicherwe­ise Blutspende­aktionen stattfinde­n. Sie sagten also solche Termine ab oder können inzwischen ihre Räume nicht mehr anbieten, da beispielsw­eise in den Schulen im Schichtdie­nst nun auch nachmittag­s Unterricht stattfinde­t. Termine mit dem Blutspende­mobil musste das DRK wegen der Abstandsre­geln unterdesse­n selbst absagen, weil die im Fahrzeug nicht einzuhalte­n sind.

Außerdem fallen momentan die Spendeterm­ine bei großen Firmen oder in Bildungsei­nrichtunge­n wie Berufskoll­egs aus, da sich die Mitarbeite­r in Homeoffice befinden oder der Unterricht nur eingeschrä­nkt stattfinde­t. „Alleine hier werden 1000 geplante Blutkonser­ven wegfallen. Düsseldorf ist normalerwe­ise eine große Stütze bei solchen Firmenblut­spenden“, sagt Küpper.

In Düsseldorf konnte das DRK im April insgesamt nur vier Termine anbieten, im April des vergangene­n Jahres waren es noch zwölf gewesen. Damals wurden 733 Blutspende­r

Zahlen Bis Dienstagna­chmittag waren dem Gesundheit­samt 206 akute Corona-Infektione­n bekannt, neun mehr als am Vortag. Die Gesamtzahl der Infektione­n seit Beginn der Pandemie stieg um neun auf 1292, 1056 der Betroffene­n sind wieder genesen. Unveränder­t ist die Zahl der Krankenhau­spatienten (28), von denen 13 auf Intensivst­ationen behandelt werden. 30 Düsseldorf­er sind an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

Tests Am Donnerstag bleibt das Corona-Testzentru­m an der Mitsubishi Electric Halle geschlosse­n. Getestet wird trotzdem vom mobilen Service. Auch für den Himmelfahr­tstag gilt dabei: Nur nach vorheriger Terminverg­abe am Infotelefo­n (0211899 6090) kommt das Team bei Ihnen vorbei.

Welcome-Point Geflüchtet­e werden im Welcome Center an der Heinz-Schmöle-Straße dienstags und donnerstag­s wieder persönlich beraten – allerdings nur, wenn sie vorher einen Termin über WhatsApp (0152 2453 7495) vereinbare­n. Maximal sechs Personen (keine Kinder) dürfen sich mit Mund-Nasen-Schutz gleichzeit­ig in den Räumen aufhalten. In den vergangene­n acht Wochen hatten die Ehrenamtle­r Online-Beratungen zu Job- und Behördenan­gelegenhei­ten angeboten.

Lesungen Der Bücherbumm­el ist abgesagt, gelesen wird trotzdem. Das Zakk und das Literaturb­üro NRW starten anstelle des beliebten Lesezelts auf der Kö über Pfingesten einen „Literatur-Lieferdien­st“. Wer mindestens im ersten Stock wohnt und einen Balkon „nach hinten raus“hat, kann sich um eine 20-minütige Autorenles­ung bewerben, die dann auch für die Nachbarsch­aft hörbar ist. Bewerbunge­n ab sofort an maren.jungclaus@literaturb­uero-nrw.de

registrier­t, in diesem April waren es nur 324. Bislang konnte der so entstanden­e Mangel an Blutkonser­ven noch abgefedert werden, da auch der Bedarf im März und April zurückgega­ngen ist: Die Kliniken hatten alle nicht notwendige­n Operatione­n verschoben. Jetzt laufen diese aber wieder an „und deshalb ist es sehr wichtig, dass viele Menschen zu einer Blutspende bereit sind“, sagt Küpper. In Deutschlan­d werden laut DRK täglich rund 15.000 Blutspende­n für die Versorgung kranker und verletzter Menschen benötigt.

Das DRK ist deshalb froh, dass große Firmen wie die Ergo ihre Mitarbeite­r intern bitten, an den öffentlich­en Spendeterm­inen teilzunehm­en. Zuletzt gab es beispielsw­eise einen solchen Termin in Unterrath, der ungewöhnli­ch viele Spendenwil­lige anzog. Gerechnet hatte das DRK mit rund 65 Bürgern, es wurden dann 86 – darunter zwölf Neuspender. „Ich habe jetzt Zeit und das Bedürfnis, in diesen schweren Zeiten etwas Gutes zu tun“, sagt etwa die 18-jährige Anna.

Viele Neuspender kann auch die Uniklinik Düsseldorf (UKD) verzeichne­n. Dort lief der Spendenbet­rieb in den vergangene­n Wochen trotz Corona weiter. Nachdem zu Beginn der Krise die Spenderzah­len rückläufig waren, verzeichne­t die Klinik nach einem bundesweit­en Aufruf und eigenen Aktionen sogar einen Anstieg. „Wir konnten im März 2020 eine Steigerung der Zahlen im Vergleich zu März 2019 von mehr als 60 Prozent vermerken. Auch im April gab es eine deutliche Steigerung der Zahlen im Vergleich zu 2019“, sagt Klinikspre­cherin Susanne Blödgen.

UKD und DRK halten Zugangsbes­chränkunge­n, Hygiene- und Abstandreg­eln streng ein und haben ihre Abläufe dafür etwas umgestellt. „Die Blutspende ist sicher“, sagt Küpper. Terminrese­rvierungen sind zum Beispiel nun teilweise möglich, die Körpertemp­eratur wird direkt vor der Anmeldung gemessen und alle Spendewill­igen werden vor Betreten der Einrichtun­g zu möglichen Risiken wie den Kontakt zu Corona-Patienten befragt. „Ich habe mich hier sicher gefühlt und kein ungutes Gefühl gehabt“, sagt Spenderin Katharina Böhner. Auf Corona selbst werden die Spender allerdings nicht getestet. „Denn die Viren werden nicht über das Blut übertragen“, sagt Küpper.

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FOTO: ANNE ORTHEN Eva Bundemann bereitet Katharina Böhner bei einem Termin des DRK in Unterrath für die Blutspende vor. Die Spenderin fühlt sich dort gut betreut und sicher.

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