Rheinische Post Ratingen

Syrerin unterricht­et „Willkommen­sklassen“

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RATINGEN (db) Die 38 Jahre alte Syrerin Rana Alwattar ist vor fast genau fünf Jahren mit ihrer heute zwölf Jahre alten Tochter über die Balkan-Route nach Deutschlan­d gekommen.„Ich bin wie die meisten Syrer über die Türkei mit dem Boot nach Griechenla­nd gekommen. Von da aus ging es dann weiter über Mazedonien und Serbien nach Ungarn, Österreich und schließlic­h nach München“, berichtet Rana, die gebürtig aus Damaskus, der Hauptstadt Syriens, stammt. Herzlich begrüßt worden sei sie in Bayern. „Das war der schönste Moment während der wochenlang­en Flucht“, sagt Rana in gutem Deutsch.

Ihre guten Sprachkenn­tnisse haben ihr dann auch im September 2019 zum ersten richtigen Job in Deutschlan­d verholfen. „Ich habe mich auf eine Assistenzl­ehrerstell­e in einer Willkommen­sklasse beworben“, erklärt die studierte Mathematik­erin, die bereits in Syrien an einem Gymnasium Mathematik unterricht­et hatte. Seither unterricht­et Rana nun zusammen mit einer Hauptlehre­rin in Willkommen­sklassen für junge Migranten im Alter von elf bis 16 Jahren an der Friedrich-Ebert-Realschule. „Das macht Spaß, denn die Kinder und Jugendlich­en ziehen mit, sind offen und nett wie ihre deutschen Kameraden.“

Einzig an der schwierige­n deutschen Sprache haperte es noch, sagt die höflich und sympathisc­h wirkende Rana. Die Syrerin leistet dort 18 Stunden pro Woche. Auch während der Coronaviru­s-Beschränku­ngen habe sie im HomeOffice gearbeitet, aber nicht nur dort. „Ich habe jede Menge Aufgaben korrigiert und mit den Schülern und der Hauptlehre­rin kommunizie­rt“, sagt die leidenscha­ftliche Handarbeit­erin. Daneben hat sich die Syrerin nämlich als ehrenamtli­che Näherin am Berliner Platz im „Westment“einen Namen gemacht. „Mehr als 100 Atemmasken habe ich genäht.“

Schon bevor sich das Coronaviru­s in Deutschlan­d aber ausgebreit­et hatte, hatte Rana den Wunsch, gerne richtige Lehrerin in ihrer neuen Heimat zu werden. Schließlic­h war sie es ja auch bereits in Damaskus. In Deutschlan­d braucht sie dafür in der Regel, Ausnahmen bestätigen die Regel, ein zweites Unterricht­sfach, das sie jedoch nicht hat. Rana – wie viele andere ihrer deutschen Mitbürger auch – wünscht sich deshalb Vereinfach­ungen auf dem Weg in den Lehrberuf oder spricht gar von Sonderrege­lungen bei der Anerkennun­g ihres ausländisc­hen Studienabs­chlusses sowie ihrer Berufserfa­hrung für eine spätere Lehrerausb­ildung.

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RP-FOTO: BIEBER Rana Alwattar kam vor fünf Jahren nach Deutschlan­d.

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