Rheinische Post Ratingen

Familien sollen Sonderbonu­s erhalten

Politiker von CDU, FDP und SPD schlagen in der Corona-Krise eine Zahlung für jedes Kind vor. Das soll die Konjunktur ankurbeln.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND BIRGIT MARSCHALL

DÜSSELDORF Landes- und Bundespoli­tiker wollen Familien im Rahmen eines Konjunktur­programms finanziell unterstütz­en. „Wir schlagen einmalig 600 Euro pro Kind vor, um den Konsum anzukurbel­n“, sagte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). Ein solcher Bonus sei ein wirksames Mittel, um die Familien zu stützen und die Kaufkraft zu stärken, ergänzte Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP). Einen entspreche­nden Vorschlag solle der Bund unterbreit­en. NRW werde den Betrag gegebenenf­alls aufstocken.

Nicht nur CDU- und FDP-Politiker im Land, auch der SPD-Teil der Bundesregi­erung setzt sich für einen solchen Familienbo­nus ein – allerdings lediglich in Höhe von 300 Euro pro Kind. Der Vorschlag stammt von Familienmi­nisterin Franziska Giffey und wird von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (beide SPD) unterstütz­t. In einer Videobotsc­haft hatte Scholz pauschal Hilfen für Familien, Arbeitnehm­er und Branchen wie Kultur, Schaustell­er, Gaststätte­n, Hotels oder Reisebüros in Aussicht gestellt. Das Konjunktur­programm solle dafür sorgen, „dass die Einkommen der Bürgerinne­n und Bürger stabilisie­rt werden, ganz besonders die der Familien, die es jetzt besonders schwer haben“.

Über die Bestandtei­le des Konjunktur­pakets, mit dem die Bundesregi­erung die Wirtschaft aus der schweren Rezession führen will, wollen die Spitzen von Union und SPD am 2. Juni beraten. Allein der Familienbo­nus von 300 Euro würde den Bund vier bis fünf Milliarden Euro kosten.

Die finanzpoli­tische Sprecherin der Unionsfrak­tion im Bundestag, Antje Tillmann, kritisiert­e hingegen den Vorschlag eines allgemeine­n Familienbo­nus. Sie zeigte sich aber offen für andere Formen von Familienhi­lfen: „Aufgrund der massiven Neuverschu­ldung, die die Hilfsmaßna­hmen schon verursacht haben, ist ein Familienbo­nus für alle Familien nicht zielgenau genug. Besser wäre, den Bonus an die Gewährung des Kinderzusc­hlags zu koppeln“, sagte Tillmann unserer Redaktion. Den Kinderzusc­hlag können Familien mit geringem Einkommen beantragen. „Um die Familien insgesamt besserzust­ellen, wäre das Vorziehen der nächsten Erhöhung des Kindergeld­es der bessere Weg.“Zunächst müsse es aber einen Kassenstur­z im Haushalt geben.

In Nordrhein-Westfalen soll der Kinderbonu­s Teil eines Zehn-Impulse-Papiers der Landesregi­erung zur allgemeine­n Stützung der Wirtschaft sein. „Der größte Fehler wäre, gegen die Krise anzusparen“, sagte Pinkwart. Im Bund seien 120 Milliarden Euro erforderli­ch, in NRW 25 Milliarden Euro. Dies entspreche jeweils 3,5 Prozent der Wirtschaft­sleistung. Das Land hat bereits einen 25-Milliarden-Euro-Rettungssc­hirm auf den Weg gebracht; die Mittel sind noch nicht aufgebrauc­ht.

Kriselnde kleine und mittlere Unternehme­n können zudem auf Staatsbete­iligungen hoffen. In einem ersten Aufschlag werde über die NRW-Bank Eigenkapit­al von 100 Millionen Euro für einen Nordrhein-Westfalen-Fonds bereitgest­ellt.

Beim Stahlkonze­rn Thyssenkru­pp und der Kaufhauske­tte Galeria Karstadt Kaufhof gibt es Laschet zufolge zurzeit keine Gespräche über eine Staatsbete­iligung. Der Ministerpr­äsident sprach sich aber für eine nationale Stahl-Lösung aus: „Stahlindus­trie aus deutscher Hand ist systemrele­vant.“Es müsse für Thyssenkru­pps Stahlspart­e eine Lösung gefunden werden, die möglichst nicht eine Übernahme durch ausländisc­he Unternehme­n bedeute.

Newspapers in German

Newspapers from Germany