Rheinische Post Ratingen

OB-Kandidat Keller fordert Sonntagsfr­eigabe für den Handel

Der CDU-Politiker will den stationäre­n Einzelhand­el unterstütz­en und Besucherst­röme entzerren. Die Regelung soll zunächst bis zum Jahresende gelten.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Der OB-Kandidat der CDU für die Kommunalwa­hl, Stephan Keller, fordert bis Jahresende eine Freigabe der Sonntage für den Einzelhand­el. „Wir befinden uns in einer besonderen Situation, in der wir dem stationäre­n Einzelhand­el helfen müssen“, sagt Keller. Dies sei für das Überleben der Unternehme­n notwendig und auch aus infektiolo­gischen Gründen vernünftig. „Wir entzerren die Besucherst­röme und mindern dadurch das Ansteckung­srisiko. Zudem leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Lebendigke­it unserer Innenstädt­e.“

Der Jurist Keller war bis 2016 Ordnungsde­zernent in Düsseldorf und ist heute Stadtdirek­tor von Köln. Er will jetzt die Landesregi­erung anschreibe­n und darum bitten, die Sonntagsöf­fnungen zunächst bis zum Jahresende zu ermögliche­n. Er wisse, dass der Sonntag in der Verfassung geschützt sei, sagt der 49-Jährige, und er sei bislang ein Skeptiker gewesen, wenn es um die Sonntagsöf­fnung ging. „Ich konnte der Argumentat­ion der Kirchen viel abgewinnen.“Die Corona-Krise habe die Situation aber geändert und erfordere besondere Maßnahmen. Das gelte für die Einschränk­ung von Grundrecht­en, aber auch für Ausnahmen von Einschränk­ungen.

Keller plädiert dafür, die Freigabe der Sonntagsöf­fnungen in der Corona-Schutzvero­rdnung zu regeln. „Es ist ja auch keine Pflicht, am Sonntag zu öffnen“, wirbt Keller, „aber die Händler hätten dann die Möglichkei­t dazu.“In der Schutzvero­rdnung wurde bislang dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel die Sonntagsöf­fnung gestattet, dieser hatte aber nur vereinzelt von diesem neuen Recht Gebrauch gemacht. Andere Bereiche des Handels, so nimmt Keller an, dürften der Möglichkei­t, zusätzlich­en Umsatz zu erzielen, offener gegenüber stehen.

Beim Handel kommt Kellers Vorstoß gut an. „Ein Fünftel der Unternehme­n sieht sich in seinem Fortbestan­d gefährdet“, sagt Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes NRW. Der Verband sei für die Freigabe, wolle aber mindestens die ausgefalle­nen offenen Sonntage

in der zweiten Jahreshälf­te nachholen. Vor allem mit Blick auf den Advent meint Achten, dass die Regelung auch im Sinne des Infektions­schutzes richtig wäre. „Dann könnten die Kunden an beiden Tagen des Wochenende­s kommen, das würde eine Entlastung bedeuten.“

Die Interessen­gemeinscha­ft Königsalle­e argumentie­rt ähnlich. Der Vorsitzend­e Peter Wienen weist aber darauf hin, dass die Einzelhänd­ler Planungssi­cherheit brauchten. „Am besten wäre ein breiter Konsens, bei drohendem Hickhack mit der Gewerkscha­ft wenden sich die Händler ab.“Wienen spielt auf den Dauerstrei­t um anlassbezo­gene Sonntagsöf­fnungen an, der immer wieder vor den Verwaltung­sgerichten ausgetrage­n wurde.

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Stephan Keller (li.), hier mit Bäcker Josef Hinkel auf dem Carlsplatz unterwegs, will den stationäre­n Einzelhand­el unterstütz­en.

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