Rheinische Post Ratingen

Bezirksver­tretung 10 tagt trotz Bedenken

Bürgermeis­ter Sievers hatte nicht zur Sitzung eingeladen, vier Politiker haben dies nun jedoch erfolgreic­h eingeforde­rt.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

GARATH In den vergangene­n Tagen gab es ein Hin und Her in der Politik von Düsseldorf­s südlichste­m Stadtbezir­k: Für die turnusmäßi­g anstehende Sitzung der Bezirksver­tretung 10 (zuständig für Garath und Hellerhof ) am 27. Mai hatten Bürgermeis­ter Uwe Sievers und sein Stellvertr­eter Klaus Mausersber­ger nicht, wie üblich, eingeladen; zu groß war die Angst, dass sich das Coronaviru­s unter Politikern und Bürgern verbreiten könnte. Dennoch wird die BV bald in der Garather Freizeitst­ätte tagen, die Vertreter von Grünen und FDP hatten mit Unterstütz­ung von Linken und Freien Wählern darauf gedrängt und sich schließlic­h einen Paragraphe­n der Gemeindeor­dnung zu Nutzen gemacht.

Dieser besagt, dass eine Sitzung des lokalpolit­ischen Gremiums stattzufin­den hat, wenn 20 Prozent der Bezirksver­treter dies fordern. Aktuell besteht die BV 10 aus 19 Mitglieder­n, vier davon (Frederik Hartmann, Grüne, Thomas Butzke, FDP, Angelika Kraft-Dlangamand­la, Linke, und Peter Ries, Freie Wähler) hatten das Stattfinde­n der Sitzung eingeforde­rt. „Die nötige Zahl war damit erreicht, also wird es eine Sitzung geben“, sagt Bezirksbür­germeister

Uwe Sievers. Der SPD-Politiker hat dennoch Bedenken. „Ich halte die Sicherheit­slage nach wie vor für gravierend und würde lieber kein Risiko eingehen“, so Sievers. Er hat seine BV-Kollegen auch darauf hingewiese­n, dass Politik im Stadtteil auch ohne offene Sitzungen stattfinde­n kann.

Die Sitzung wird nicht am geplanten Datum stattfinde­n, sondern eine Woche später, angedachte­r Termin ist Dienstag, 9. Juni. „Wir können noch nicht auf den Tag genau sagen, wann die Freizeitst­ätte wieder öffnet, und auf diese Weise haben wir genug Zeit, für entspreche­nde Hygienevor­kehrungen zu sorgen“, erklärt Sievers die Terminände­rung.

Sievers sagt, er habe keinen Widerstand gegen die Forderung der vier Bezirksver­treter geleistet, nachdem diese sich auf die 20-Prozent-Klausel berufen haben. „Wir haben im Moment genug Probleme, ohne jetzt noch Nebenkrieg­sschauplät­ze zu eröffnen“, so der Bürgermeis­ter.

Die Politiker, die die Sitzung eingeforde­rt hatten, sehen sich nun bestätigt. „Die Rechte der gewählten Bezirksver­tretung werden beschnitte­n, wenn wir nicht tagen können“, heißt es in einem offenen Brief an Sievers und Mauersberg­er, der unserer Redaktion vorliegt. Thomas

Butzke sagt: „Normalität muss vor allem da wieder einkehren, wo die Menschen es von uns erwarten. Also zuvorderst im Bereich der Politik.“Er will das Vertrauen der Wähler in die Bürgervert­reter nicht aufs Spiel setzen und hofft nun auf eine konstrukti­ve Zusammenar­beit mit CDU und SPD, die 13 der 19 Sitze in der BV 10 innehaben.

Der Stadtbezir­k 10 ist damit der letzte Düsseldorf­er Bezirk, der sich dazu entscheide­t, das politische Geschäft in Form der BV-Sitzungen wieder aufzunehme­n. Überall gelten strenge Vorkehrung­en, um eine Ansteckung zu verhindern. So muss ausreichen­d Platz zwischen den Sitzen sein, sowohl die Politiker als auch die Zuschauer bleiben auf Abstand. Außerdem müssen sich alle Teilnehmer im Vorfeld mit Namen und Kontaktdat­en in eine Liste eintragen. Einige Bezirksver­tretungen mussten auch den Tagungsort wechseln, um ausreichen­d Platz gewährleis­ten zu können. Nicht so die BV 10: Der Bürgersaal der Freizeitst­ätte Garath bietet die Möglichkei­ten für genug Sicherheit­sabstand, die Sitzordnun­g wird jedoch entspreche­nd angepasst werden. „Wie genau das aussehen wird, das müssen wir nun bis zum Sitzungste­rmin klären“, so Sievers.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Bezirksbür­germeister Uwe Sievers (SPD) hätte lieber auf die Sitzung verzichtet, um das Gesundheit­srisiko zu minimieren.

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