Die Stadt soll in den Galerien Kunst kaufen
Ein Vorschlag der Grünen stößt offenbar auf Gegenliebe: Der Ankaufsetat von 220.000 Euro kommt der Kulturförderung zugute.
Die Zwangspause ist auch für Galerien beendet. Sie müssen sich jetzt mächtig anstrengen, um die Lust am Kunstkauf in Zeiten von Firmenpleiten, Kurzarbeit und Arbeitsplatzverlust neu zu entfachen. Viele haben über Wochen nicht ein Bild verkauft, was Galeristen wie Künstler, aber auch Rahmenbauer und Grafiker gleichermaßen trifft. In einem Schreiben unter anderem an Ministerpräsident Armin Laschet haben sich die beiden Düsseldorfer Galeristen Daniela Steinfeld und Rupert Pfab für eine kreative Lösung zum Erhalt der nordrhein-westfälischen Galerienszene stark gemacht.
Der Erfolg des Brandbriefs war jedoch mäßig, so dass die Grünen einen Vorstoß wagten, der jetzt in einen interfraktionellen Antrag münden könnte. Hinter den Kulissen, heißt es, sei man sich bereits einig geworden. Die Lösung soll wie folgt aussehen: 220.000 Euro sollen in diesem Jahr einmalig den städtischen Instituten als Etat für Ankäufe über Düsseldorfer Galerien zur Verfügung gestellt werden. Das Geld war ursprünglich für den Erwerb von Kunstwerken für den öffentlichen Raum bewilligt und im Haushalt 2020 zum ersten Mal bereitgestellt worden. Der Kulturausschuss soll in seiner Sitzung am 4. Juni darüber beraten.
„Die Kunst- und Kulturschaffenden sowie die kulturelle Infrastruktur sind durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie besonders betroffen“, begründet Clara Gerlach, kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion, die Initiative. Hilfsprogramme von Bund und Ländern seien wichtig, jedoch nicht spezifisch auf die Erfordernisse der Kultur und der Kommunen ausgerichtet. „Galerien
vermitteln zwischen Kunst und Markt, fördern Künstler und bereichern durch ihre frei zugänglichen Ausstellungen und Angebote die Kunstvermittlung in der Stadt. Wir müssen aufpassen, dass die Strukturen der Kunststadt Düsseldorf nicht verloren gehen.“
Felix Krämer, Generaldirektor der Kunstpalastes, wird in erster Linie mit den Ankäufen betraut sein, die dann der Sammlung seines Hauses angehören werden. Darüber hinaus ist das Stadtmuseum im Gespräch. Felix Krämer begrüßt die Initiative. „Sie macht deutlich, dass die Galerien und Künstler ernst genommen werden.“Zudem habe das geplante Arrangement nicht die Anmutung einer Subvention oder gar eines Almosens. „Wir erhalten eine Gegenleistung von Wert.“Krämer betont in diesem Zusammenhang jedoch, dass er selbstverständlich danach entscheiden werde, „was für die Sammlung sinnvoll ist. Es ist Quatsch, etwas fürs Depot anzukaufen. Das hilft weder dem Museum noch dem Künstler. Was ich kaufe, muss Potenzial haben, das wir zeigen können und wollen“.
Die Galerienszene kennt Krämer gut. Auch hat er Galerien im Blick, von deren spannender Arbeit er überzeugt ist. „Düsseldorfs Vorteil ist: Das Angebot ist groß genug. In anderen Städten könnte es schwieriger werden, Werke zu finden, die in Frage kommen.“Mit hohen Preisen hat die richtige Wahl seiner Ansicht nach nichts zu tun, er habe auch schon 23,80 Euro für eine Fotografie ausgegeben, die von gesellschaftspolitischer Schlagkraft sei. „Mir geht
es nicht um große und teure Kunst, sondern um die Frage, ob ein Bild relevant bleibt und etwas über unsere Zeit sagt.“Vor allem in der aktuellen Situation sei es wichtig, „verantwortungsvoll in die Breite zu agieren“.
Rupert Pfab, der sich mit Daniela Steinfeld für die Galerien stark macht, sagt: „In Düsseldorf befindet sich die international höchst angesehene staatliche Kunstakademie. Die dort ausgebildeten Künstler bringen einen unbezahlbaren kulturellen Wert in die Stadtgesellschaft ein. Ihre Ausbildung wäre jedoch völlig vergebens, wenn sie nicht eine große Zahl guter und engagierter Galerien vorfänden, die ihnen die nötige Infrastruktur für ihre Arbeit böten.“Ja, Galerien seien Wirtschaftsbetriebe, jedoch auch „Bindeglied zwischen Künstlern, Museen, Institutionen und Sammlern“und somit eine der tragenden Säulen einer funktionierenden Kulturlandschaft. „Wir möchten nichts geschenkt, wir wollen eine Leistung erbringen“, sagt Pfab. „Dass die Kulturpolitiker in Düsseldorf hingehört haben und jetzt etwas anstoßen wollen, ist toll.“