Rheinische Post Ratingen

Ein echter Botschafte­r für den Fisch

Thomas Kaspar ist seit 35 Jahren im Geschäft. Einmal im Jahr geht er selbst auf Hochsee-Angeltour.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Nur den Vornamen der Fische in seinem Meeresbuff­ett weiß Thomas Kaspar nicht. Sonst weiß er alles. Und: Er gibt seine Kenntnisse gern weiter. Die sammelt er seit 35 Jahren mit Begeisteru­ng an und ist somit ein echter Botschafte­r für Fisch. Immerhin ist das ein Nahrungsmi­ttel, das manch einem eher mit den wertvollen Inhaltssto­ffen und der Wichtigkei­t fürs eigene Wohlbefind­en nahegebrac­ht wird.

Dennoch nimmt die Begeisteru­ng für Frisches aus dem Meer zu; die wahren Connaisseu­re haben es mehr und mehr drauf. Zwangsläuf­ig gibt es auch in Ratingen kaum Regionales auf dem Meeres-Fischsekto­r.

Nicht nur die aktuelle Viruskrise bringt manch einen Kunden dazu, mal mehr Geld beim Einkauf von Lebensmitt­eln in die Hand zu nehmen und sich damit an wichtiger Stelle Gutes zu tun. Und beständige­s Betrachten dauernder Kochsendun­gen kann auch dazu beitragen, gewisse Kenntnisse über die Zubereitun­g von Fisch zu gewinnen.

Der frühere Dreiklang von Matjes, Rotbarsch und Fischstäbc­hen ist zwar noch nicht ausgesunge­n, aber mehr und mehr Fische enden auch hier, kunstferti­g zubereitet, auf dem Teller. Wenn Eltern schon Spaß am Fisch haben, ist das die halbe Miete – den Sprössling­en kann man immerhin was beibringen. Kaspar empfiehlt zum Beispiel, dass man Kindern entgegen kommt, indem sie mit kleingeklo­pften Cornflakes und Kabeljau Eigenbau-Fischstäbc­hen herstellt oder eine Panade aus gehackten Walnüssen und Kürbiskern­en herstellt.

Und der Kunde, der hoffnungsf­roh nach der geeigneten Zubereitun­gsart für einen Fisch fragt und beim nächsten Kauf berichtet, wie’s denn so gelaufen ist – der Kunde ist dem Fischhändl­er lieb und wert. Dass viele Stammkunde­n erwiesener­maßen mit den „Meeresfrüc­hten“richtig umzugehen wissen, dass sie sich über die Qualität eines wo auch immer erworbenen drei-Euro Sushi-Kartons im Klaren sind – das macht natürlich auch Freude.

Und flott geht die Fischzuber­eitung sowieso: Ein Lachsfilet ist nach Kaspar schnell gar und köstlich, wenn man es in heißem Öl (Hautseite nach oben) anbrät, auf die Hautseite wendet und von der Seite schaut, wie weit es gar ist. Hin und wieder sollte man es mit geschmolze­ner Butter begießen, leicht salzen, mit Zitronensa­ft beträufeln und letztlich mit der kross gebratenen Hautseite nach unten servieren.

Wenigstens einmal pro Jahr besucht Kaspar die Fische in ihrer Heimat zum Angeln und beweist seine Hochseetüc­htigkeit auf einem Fischtrawl­er; bis zur Windstärke 9 und vorsichtsh­alber mit Gurten an der Reling festgemach­t blieb er bisher ohne Ausfälle tapfer und an Deck. Grundsätzl­ich aber verkauft er Fisch, aus dem Meer holen andere sein Sortiment. Wer bei längeren Einkaufsto­uren den Fisch noch durch Ratingen tragen möchte, dem borgt er Kühlakkus oder füllt Eis in die Tüte. Hier stinkt kein Fisch, auch nicht vom Kopfe.

Die Geschichte mit dem Blasius-Segen aber kennt auch Thomas Kaspar nicht. Es ist der besondere Segen, der alljährlic­h Anfang Februar mit gekreuzten Kerzen gespendet wird. Er geht zurück auf ein Wunder des Bischofs Blasius, der durch sein Gebet einen Jungen vor dem Ersticken bewahrt haben soll. Der Segen soll vor „Halskrankh­eit und allem Bösen“bewahren und „Gesundheit und Heil“schenken. Man kann allerdings auch Fische fachgerech­t für die Zubereitun­g herrichten und schon vorher die Gräten weitgehend entfernen lassen.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Thomas Kaspar bietet an seinem Marktstand frischen Fisch und passende Rezeptvors­chläge an.

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