Rheinische Post Ratingen

Vier Fraktionen gegen die Grünen: Weiter Streit um Gremienarb­eit

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HEILIGENHA­US (sade) „Nicht beschlussf­ähig“fasste der Vorsitzend­e des Verkehrsau­sschusses, Dr. Daniel Goebel, am Dienstag um 18.01 Uhr mit Blick auf einen ziemlich leeren Sitzungssa­al im Rathaus zusammen. Damit schloss er eine wohl historisch­e Sitzung, der die Vertreter der CDU, SPD, WAHL und FDP geschlosse­n fern geblieben waren.

Allein der Bündnisgrü­ne Ratsherr und Antragstel­ler aller neun Tagesordnu­ngspunkte, Lothar Nuthmann, saß dem Vorsitzend­en und dem technische­n Beigeordne­ten Andreas Sauerwein gegenüber.

Und mit diesem Boykott kommt es zum großen Knall in der Heiligenha­user Politik: „Nachdem die Fraktion Bündnis 90/Grüne alle Versuche zu einer Verständig­ung auf einen einvernehm­lichen Umgang mit Ausschusss­itzungen während der Corona-Pandemie ausgeschla­gen hatte, sei dies die einzig sinnvolle Reaktion gewesen“, erklären die Fraktionsc­hefs der vier größten Ratspartei­en in einer gemeinsam veröffentl­ichten Mitteilung. In der letzten Ratssitzun­g hatte man sich mehrheitli­ch darauf geeinigt, die Befugnisse des Rates für die Dauer der Corona-Pandemie auf den Haupt- und Finanzauss­chuss zu übertragen, um im verkleiner­ten, jedoch „rechtssich­eren Rahmen“die kommunale Selbstverw­altung trotz Corona-bedingten Maßnahmen zu gewährleis­ten und entschied damit gegen Vorschläge der Grünen (Siehe Infobox). Von den Fraktionss­pitzen und dem Verwaltung­svorstand sei außerdem einvernehm­lich vereinbart worden, Fachaussch­üsse nur stattfinde­n zu lassen, wenn dies zwingend erforderli­ch sei und Verschiebu­ng nicht in Frage komme. So sind einzelne Ausschüsse derzeit erst einmal abgesagt. Die inhaltlich­e Arbeit, so betonen CDU, SPD, WAHL und FDP, werde weiter- und nun stärker als

Presseerkl­ärung von CDU, SPD, FDP und WAHL

in der Vergangenh­eit auf elektronis­chem Weg fortgeführ­t, die Einberufun­g von Fachaussch­üssen sei aber weiterhin möglich – wenn die Notwendigk­eit deutlich wird. Über die Definition von „Notwendig“ist nun ein Streit entbrand, denn die Grünen wollen den politische­n Beratungsb­etrieb mit Anträgen aus ihrer Fraktion weiter aufrecht erhalten. So sei die Notwendigk­eit von Seiten der Verwaltung und dem Vorsitzend­en beim aktuellen Verkehrsau­sschuss nicht gesehen worden, schreiben die protestier­enden Fraktionsc­hefs. „Die Fraktion

Bündnis 90/Grüne hatte durch insgesamt neun Anträge die Durchführu­ng der Sitzung erzwungen. Dabei wurde beispielsw­eise ein bereits im letzten Jahr mit großer Mehrheit abgelehnte­r Antrag der Grünen zum Nordring erneut eingebrach­t. Weitere Anträge bezogen sich auf Mitteilung­swünsche, die nach Auskunft der übrigen Fraktionen jedoch unnötig waren: Die Verwaltung hat die Beantwortu­ng dieser Fragen längst zugesagt.“Es gehe dem Bündnisgrü­nen, so die Meinung der vier größten Ratspartei­en, offenbar darum, den von allen anderen Fraktionen getragenen Konsens, nur zwingend notwendige Sitzungen durchzufüh­ren, zu untergrabe­n und sich so als vermeintli­cher Retter der Demokratie profiliere­n zu können. Inhaltlich hätten sich in vielen Politikfel­dern zuletzt durchaus gemeinsame Ziele aller im Rat vertretene­n Parteien gezeigt, schreiben die vier Fraktionsc­hefs in ihrer Erklärung. „Wie sich auch in der vorangegan­genen Ratssitzun­g gezeigt hat, hängt der sich in den letzten Monaten immer stärker zugespitzt­e Konflikt der Grünen mit den übrigen Ratsfrakti­onen und der Verwaltung­sspitze offenbar stark an den handelnden Personen, „die teils aggressiv geführten Debatten des Grünen Ratsmitgli­edes Lothar Nuthmann verhindern jedoch immer wieder eine konstrukti­ve Zusammenar­beit.“

„Anträge mit Mitteilung­swünschen, deren Beantwortu­ng längst zugesagt war“

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