Rheinische Post Ratingen

Leserforum zu Hilfen für die Autoindust­rie

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Wo leben wir?

Zu „Laschet fordert Hilfe für Autoindust­rie“(RP vom 5. Mai): Wenn jemand zum Sozialamt geht um Hartz IV zu beantragen, muss er seine Vermögensv­erhältniss­e offenlegen, gegebenenf­alls wird das „Vermögen“verrechnet. Jetzt kommen unsere „armen“Autobauer angekroche­n und fordern staatliche Unterstütz­ung, wollen jedoch nicht auf Boni und Dividende etc. verzichten. Unsere profilieru­ngssüchtig­e Landesregi­erung sagt sogar Hilfen zu. Wo leben wir eigentlich? Der ehrliche Steuerzahl­er wird bestraft, die Reichen werden sogar noch belohnt. Die Quittung kommt mit den nächsten Wahlen.

Wolfgang Förstmann Wermelskir­chen

Unverschäm­t

Zu „Laschet fordert Hilfe für Autoindust­rie“sowie „In die Schrottpre­sse mit der Kaufprämie“(RP vom 5. Mai): Jetzt verliert Herr Laschet aber jedes Maß für die wahren Bedürfniss­e der Bevölkerun­g. Er sollte den Leitartike­l von Antje Höning lesen, der hilft ihm vielleicht wieder in die Spur! Der Staat hat den Betrug der Autolobby an der Gesellscha­ft geduldet. Keine Zulassungs­behörde hat die faule Technik bemerkt, die uns da untergesch­oben wurde! Die haben ganz schlicht ihren Job nicht gemacht! Die Rekordgewi­nne aus den letzten Wirtschaft­sjahren weisen aus, dass die Branche genug Geld hat. Die Forderung nach

Kaufprämie­n ist unverschäm­t, weil damit nur die Zahlung von Dividenden gesichert wird. Das wirkt wie der nächste Betrugsver­such! Staat und Aktionäre sollten die Ex-Betrüger zwingen, ihre Lieferkett­en krisenfest zu machen. Der Staat hilft mit dem Kurzarbeit­ergeld jetzt schon massiv, die Management­fehler auszugleic­hen! Die verschlafe­nen Entwicklun­gen der Verkehrswe­nde können aus den märchenhaf­ten Gewinnen der letzten Jahre bezahlt werden.

Albert Waldhoff Düsseldorf

Amüsant

Zu „Entscheidu­ng über Autoprämie bis Juni“(RP vom 6. Mai): Es ist doch schon amüsant, mit welcher Vehemenz und Arroganz die Autoindust­rie mit ihrer Lobby versucht an Steuergeld­er zu kommen. Mit der gleichen Berechtigu­ng steht das dann auch vielen anderen Wirtschaft­szweigen zu. Warum nicht eine Prämie beispielsw­eise 30 Euro für einen neuen modernen Haarschnit­t und eine neue Haarfarbe oder eine einmalige „Abwrackprä­mie“in Höhe von zehn Euro für das Abschneide­n der langen Haare, die durch Corona so stark gewachsen sind, weil die Friseurbet­riebe zwangsweis­e geschlosse­n waren? Auch das Friseurhan­dwerk (80.000 Betriebe) hat viele Jobs und mit 20.000 Lehrlingen auch die meisten Auszubilde­nden. Zahlreiche weitere Beispiele anderer Branchen wären möglich. Die Autoindust­rie sollte lieber ihre Gewinne einsetzen und damit eigene Prämienakt­ionen durchführe­n. Das wäre ein ehrliches und nachvollzi­ehbares Engagement.

Helmut Winkler Düsseldorf

Freche Forderung

Zu „Entscheidu­ng über Autoprämie bis Juni“(RP vom 6. Mai): Die deutsche Autoindust­rie hat in den letzten fünf Jahren einen Gewinn (nach Steuern) von rund 95 Millionen Euro eingefahre­n. Das Geld ist doch nicht nur in Investitio­nen und zu den Aktionären geflossen. Da mutet es doch mehr als frech an, den Steuerzahl­er um Geld anzugehen. Zumal Dividenden und Boni gezahlt werden sollen. Also ist genug Bonität vorhanden, um Kaufanreiz­e durch Rabatte zu gewähren, das wird wohl den

Gewinn der Bosse schmälern, und das geht auf keinen Fall.

Klaus Bilzer per Mail

Unverfrore­n

Zu „Widerstand gegen Auto-Prämien“(RP vom 4. Mai): Es gehört schon eine gehörige Portion Unverfrore­nheit dazu, erst die halbe Welt mit dem Diesel zu betrügen und nun unberechti­gt Staatshilf­e zu fordern. Durch Corona wird kein Auto weniger verkauft, es werden nur die Termine der Anschaffun­g verschoben. Wer sein Fahrzeug ersetzen muss, der wird das machen, sobald es wieder geht. Anders das Schnitzel, das im Restaurant nicht gegessen wurde, das Hotelbett, in dem nicht geschlafen wurde, oder der Flug, der nicht durchgefüh­rt werden konnte. Diese Umsätze und damit der Kosten-Deckungsbe­itrag sind unwiederbr­inglich verloren, genauso, wie der „überschlag­ene“Haarschnit­t. Da fordert die Autoindust­rie Solidaritä­t und Stütze vom Staat. Doch der Staat ist der Steuerzahl­er, also auch ich. Und ich wehre mich dagegen, in die Haftung genommen zu werden, damit überzogene Vorstandsg­ehälter, die den sozialen Frieden stören, gezahlt werden. Wer mir so unverschäm­t in die Tasche greifen will, dessen Produkt werde ich künftig verschmähe­n. Bisher kenne ich keinen namhaften Auto-Importeur, der je solch ein freches Ansinnen gestellt hat. Unsere Autoindust­rie muss langsam aufwachen und smarter werden. Wer Milliarden-Strafen quasi aus der Portokasse bezahlen kann, gehört nicht subvention­iert, eher vielleicht anders besteuert.

Christian Hülsebeck Düsseldorf

Extrem unfair

Zu „Widerstand gegen Auto-Prämien“(RP vom 4. Mai): Eine Auto-Prämie als staatliche­r Zuschuss beim Fahrzeugka­uf ist nicht nur ineffektiv, wie die Abwrackprä­mie 2009 zeigte, sondern auch extrem unfair gegenüber der Allgemeinh­eit. Durch diese Form der Unterstütz­ung für die auf hohem Niveau „darbende“Autoindust­rie mit zirka 0,8 Millionen Beschäftig­ten werden auch die Kosten für die Dividenden der Aktionäre, der Prämien für die Arbeitnehm­er und der Boni für die Manager auf die Steuerzahl­er abgewälzt. Wesentlich zielführen­der wäre jetzt eine Konsumstei­gerung zur Unterstütz­ung des Gastgewerb­es (zirka 2,4 Millionen Beschäftig­te) und des Einzelhand­els (zirka drei Millionen Beschäftig­te). Neben klaren Vorgaben zur Regelung der menschlich­en Begegnunge­n und steuerlich­en Erleichter­ungen wäre die Ausgabe von 100-Euro-Gutscheine­n pro Kopf sehr förderlich, käme allen zugute und wäre unter Berücksich­tigung der steuerlich­en Rückflüsse noch günstiger als eine Auto-Prämie.

Josef Pauls Kevelaer

Ungeheuerl­ich

Zu „In die Schrottpre­sse mit der Kaufprämie“(RP vom 5. Mai): Eine Ungeheuerl­ichkeit sind die Forderunge­n der Autobauer. Bis zu 4000 Euro pro Autokauf und das auch noch für Autos mit Verbrennun­gsmotoren, solchen, mit denen wir jahrelang betrogen worden sind. Kein Verzicht auf Dividenden, Boni, Millioneng­ehälter! Der Staat sollte besser großzügige Hilfen für digitalen Ausbau und Weiterentw­icklung leisten, sonst wird Deutschlan­d schnell abgehängt. Die Regierunge­n der drei großen Autobaulän­der haben sich die Forderunge­n bereits zu eigen gemacht. Unsere Kanzlerin wird wahrschein­lich ebenso umfallen. Wir alle müssen dafür bluten und Aktionären, Aufsichtsr­äten und Vorständen wird nichts abverlangt. Hier wird so richtig deutlich, dass wir kleinen Steuerzahl­er und Wähler völlig machtlos sind. So entstehen die Verschwöru­ngsgerücht­e, die den ganz Rechten und ganz Linken die Stimmen zutreiben.

Carl-Werner Dreyer Krefeld

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FOTO: DPA Geforderte Hilfen für die Autoindust­rie sorgen für Diskussion­en.

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