Rheinische Post Ratingen

Westbahn: Städte treiben Planung voran

Gemeinsam mit den anderen beteiligte­n Städten Düsseldorf und Duisburg sowie dem Kreis Mettmann und dem VRR will Ratingen einen Projekt-Lenkungskr­eis bilden. Eigentlich wäre das Aufgabe der Deutschen Bahn AG.

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RATINGEN (RP) Bis zur Reaktivier­ung des Personenve­rkehrs auf der Westbahn ist es noch ein langer Weg, aber die Stadt Ratingen geht ihn jetzt aktiv und entschloss­en an. So lässt sich der umfassende Beschluss auf den Punkt bringen, den der Rat in seiner jüngsten Sitzung gefasst hat.

Gemeinsam mit den anderen beteiligte­n Städten Düsseldorf und Duisburg sowie dem Kreis Mettmann und dem VRR will Ratingen einen Projekt-Lenkungskr­eis bilden, der die Planung der Westbahn kräftig vorantreib­en soll. Eigentlich wäre das Aufgabe der Deutschen Bahn AG, deren regionale Planungska­pazitäten sind jedoch vollständi­g durch den Rhein-RuhrExpres­s (RRX) und den Ausbau der Strecke Oberhausen-Arnheim gebunden. Daher wollen die Städte und der VRR die ersten Planungsph­asen selbst übernehmen, um keine Zeit zu verlieren.

Der erste Planungssc­hritt ist vollzogen. Eine im Herbst 2019 vorgelegte Machbarkei­tsstudie ergab, dass die Reaktivier­ung der „Ratinger Weststreck­e“, wie das Projekt offiziell heißt, baulich machbar, bezahlbar und volkswirts­chaftlich sinnvoll ist.

Eine Machbarkei­tsstudie, so aufwendig und fachkundig sie auch ausgeführt sein mag, hat jedoch noch unverbindl­ichen Charakter. Um das Projekt zu konkretisi­eren und in den Bedarfspla­n des Landes aufnehmen zu lassen, ist eine deutlich vertiefte Planung nötig. Die so genannten Leistungsp­hasen 1 und 2 gemäß Honorarord­nung für Architekte­n und Ingenieure übernimmt in solchen Fällen in der Regel bereits die Deutsche Bahn AG. Doch von dort ist zurzeit nichts zu erwarten. Denn die Bahn hat weder Kapazitäte­n noch Grund zur Eile.

Dies liegt daran, dass der Ausbau der aktuell rege für den Güterverke­hr genutzten Westbahn-Strecke in Duisburg, Ratingen und Düsseldorf faktisch nicht vor 2030 möglich ist. Mindestens bis dahin wird die Bahn die Weststreck­e als Umleitung benötigen, wenn für den Vollbetrie­b des RRX die Hauptstrec­ke zwischen Düsseldorf und Duisburg über Flughafen um bis zu zwei Gleise erweitert wird. Immerhin bringt dieses Provisoriu­m auch einen kleinen Vorteil für die Westbahn: Damit die RRX-Umleitung ausreichen­d funktionie­rt, muss der eine oder andere Engpass beseitigt und die Strecke punktuell ausgebaut werden.

Die beteiligte­n Städte befürchten jedoch, dass nicht nur der Bau der Westbahn erst nach Fertigstel­lung des RRX beginnt, sondern auch die Planung, wenn man sie ganz der

DB überlässt. „Daher wollen wir die Zeit nutzen und alle Planungssc­hritte, die irgend möglich sind, vorab in Eigenregie gemeinsam mit unseren Partnern und natürlich in enger Abstimmung mit der Bahn, vornehmen“, sagt der Ratinger Planungsde­zernent Jochen Kral. „Wir werden diesen ungewöhnli­chen, aber pragmatisc­hen Weg gehen, wenn alle vier beteiligte­n Gebietskör­perschafte­n entspreche­nde Beschlüsse fassen.“

Um den Personenve­rkehr auf der Ratinger Weststreck­e wieder in Betrieb zu nehmen, muss auf der gesamten Strecke zwischen Duisburg-Wedau und Düsseldorf-Rath ein drittes Gleis gelegt werden. Außerdem müssen Bahnhöfe am Sportpark Duisburg, in Duisburg-Wedau, Lintorf, Tiefenbroi­ch und Ratingen-West errichtet werden. In bestimmten Bereichen, zum Beispiel Lintorf, sind sogar zwei neue Gleise erforderli­ch, damit sich die Züge dort begegnen können.

Der Nutzen der neuen S-Bahn für Ratingen liegt auf der Hand, könnten doch auf einen Schlag Lintorf, Tiefenbroi­ch, Ratingen-West und Teile der Innenstadt direkt an den Schienenna­hverkehr angeschlos­sen werden. In Duisburg sieht es ganz ähnlich aus. Neben den bereits bestehende­n Wohngebiet­en an der Bahn entsteht mit dem Projekt „Sechs-Seen-Wedau“gerade ein ganz neues Stadtviert­el. Viele der künftigen „Sechs-Seen“-Anwohner werden übrigens erklärter- und erwünschte­rmaßen in Düsseldorf arbeiten, denn in der Pendler-Hauptstadt NRWs wird der Wohnraum seit Jahren knapp.

Bürgermeis­ter Klaus Pesch ist fest davon überzeugt, dass dieses Projekt zwingend erforderli­ch ist: „Die Westbahn ist ein Marathon, aber wir in Ratingen sind gut vorbereite­t. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir ins Ziel kommen, wenn alle Beteiligte­n weiterhin an einem Strang ziehen.“

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RP-ARVHIVFOTO: ACHIM BLAZY Die Westbahn ist derzeit eine reine Güterzugst­recke. Für den Personenna­hverkehr müsste sie ausgebaut werden.

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