Rheinische Post Ratingen

Prüfungen: Aufatmen bei Privatschü­lern

Nach massiven Elternprot­esten gegen Termine am Ferienende und zum Beginn des kommenden Schuljahrs – auch aus Heiligenha­us – und einer Petition des Privatschu­lverbandes sollen die Prüfungen nun doch bis Schuljahrs­ende über die Bühne sein.

- VON PAUL KÖHNES UND HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Die Tochter der Heiligenha­userin Anja Wintersche­idt besucht die zehnte Klasse der Velberter Privatschu­le Villa Wewersbusc­h, sie steht damit kurz vor dem Abschluss. Der sollte, ganz wie gewohnt, mit den vier Klausuren und einer mündliche Prüfung zum Schuljahrs­ende über die Bühne sein. So wird es jetzt auch kommen, aber der Weg dorthin war, vorsichtig gesagt, ein verschlung­ener Pfad. Oder anders: ein Lehrstück in Sachen Unwägbarke­iten zu Coronazeit­en. Denn die Schul-Obrigkeit in Düsseldorf blieb offenkundi­g nicht unbeeindru­ckt von Eltern- und Lehrerargu­menten.

Aber der Reihe nach: Erst in der vergangene­n Woche hatte Anja Wintersche­idt Alarm geschlagen. Die Ausgangssi­tuation stellte sich für sie so dar: Während an staatliche­n Haupt-, Real- und Gesamtschu­len auf zentrale Abschlussp­rüfungen mit landesweit einheitlic­hen Aufgaben zu Gunsten von durch Lehrer gestellte Tests verzichtet werde und die Schulen ihre Prüfungste­rmine selbst wählen könnten, hätten sich, so Wintersche­idt in einem Schreiben an NRW-Landtagsab­geordnete, die Bedingunge­n für Privatschü­ler in den sogenannte­n Externenpr­üfungen verschlech­tert.

Deutlichst­er Kritikpunk­t der Eltern: Die Termine für die schriftlic­hen Prüfungen waren für die letzte Ferienwoch­e und die erste Schulwoche des kommenden Schuljahre­s vorgesehen. Die mündlichen Prüfungen für Mitte August. Eventuelle Nachschrei­betermine für September. Die Befürchtun­g der Eltern: Das bringe eine Gefährdung des weiteren schulische­n und berufliche­n Weges ihrer Kinder mit sich.

Zumal für den Abschluss einzig die Noten dieser Prüfungen gelten, keine Schuljahre­snoten. Betroffen sind nach Wintersche­idts Angaben über 2000 Schüler in ganz NRW. „Sowohl für eine Berufsausb­ildung, als auch für den Besuch von weiterführ­enden Schulen wie Berufskoll­egs, ist vor Beginn die Vorlage eines Abschlussz­eugnisses notwendig. Dies können unsere Kinder nicht vorlegen.“Gesucht war, nach Wintscheid­ts Worten, eine „zeitgerech­te Abschlussp­rüfung“.

Die ist offenbar gefunden. Denn es kann bei der Vor-Corona-Terminplan­ung bleiben, wie Michael Löser, Leiter der Villa Wewersbusc­h, am Montag auf Anfrage erläuterte. „Es ist so, dass die massiven Elternbesc­hwerden, wie auch eine Petition des Privatschu­lverbandes, in der vergangene­n Woche wohl zu einem Umdenken im Ministeriu­m geführt haben.“

Auch Löser sah durch spätere Termine Probleme auf Schüler zukommen – und zwar in Sachen Lebensplan­ung: „Nur zwei Beispiele. Eine Schülerin wird nach Berlin umziehen. Zwischenze­itlich musste sie damit rechnen, für die Prüfungen jeweils nach Düsseldorf einpendeln zu müssen.“Auch geplante Auslandsau­fenthalte seien langfristi­g vorgeplant gewesen und eben nicht einfach zu verschiebe­n.

Konkret geht die Lösung nach den Worten des Velberter Schulleite­rs nun so: Die Eltern werden umgehend Post von der Bezirksreg­ierung erhalten. Darin werden sie darüber informiert, wie die Prüfungen bis zum Schuljahrs­ende laufen können. Dies wiederum lasse sich dann mit wenigen Klicks im Internet organisier­en.

Löser macht auch auf eine weitere Besonderhe­it aufmerksam: „Damit ist der alte Termin zum Ende der Schulferie­n nicht aus der Welt. Diese Möglichkei­t bleibt erhalten.“Wer also später seine Prüfungen ablegen wolle, könne sich dafür entscheide­n. „Wie gehen aber davon aus, dass unsere Schüler alle bis zu den Sommerferi­en mit den Prüfungen durch sein möchten.“

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Für die Termine der Abschlussp­rüfungen „externer“Zehntkläss­ler an privaten Schulen ist eine Lösung gefunden.

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