Handball-Urgestein feiert 80. Geburtstag
Seit 58 Jahren ist der Ratinger Mitglied im größten Sportverein der Stadt, dem TV. Sonst gehört sein sportliches Herz der Fortuna.
RATINGEN Dass Dieter Fuck einst in Ratingen ein vorzüglicher Handballer war, das sieht jeder auf den ersten Blick. Er ist knapp zwei Meter groß, hat ellenlange Arme und kommt immer mit unendlicher Begeisterung in die Europaringhalle, wo sein TV Ratingen die Heimspiele bestreitet. Und wenn die Partie der „Ersten“am Samstagabend abgepfiffen wird, dann ist es für ihn in der Regel überhaupt kein Grund, den Heimweg anzutreten. Dann spielt ja noch die Reserve (Landesliga), und oft ist sein Enkel Cedrik dort im Einsatz. Der aber ist Polizeibeamter, wie auch dessen Bruder Dominik, ebenfalls ein begeisterter TV-Handballer. Am heutigen 30. Mai wird Dieter Fuck 80 Jahre alt.
Es gibt nur noch wenige Sportler in der Dumeklemmerstadt, die den Ratinger Nachkriegs-Handball so gut kennen wie dieser baumlange TV-Edelfan. Wenn er einmal beginnt, darüber zu erzählen, dann ist der seit 55 Jahren mit seiner Ursula verheiratete zweifache Familienvater nicht zu bremsen. Es sprudelt nur so aus ihm heraus, endlose Freude stellt den Mittelpunkt. Seine Handball-Laufbahn begann 1948 beim TV Tiefenbroich. Der Klub vom Gratenpoet, heute befindet sich auf diesem Gelände ein großer Spielplatz und daneben ein Heim für Migranten, war damals das Nonplusultra in Ratingen. Daran können sich nur noch ganz wenige Dumeklemmer wirklich erinnern. Bis 1960 spielte Fuck für den TVT, unvergessen bleibt ihm dabei das Jubiläumsspiel zum 50-Jährigen gegen die Fortuna aus der Oberliga. Das war damals die höchste deutsche Spielklasse.
Anschließend, Fuck wohnte da schon nicht mehr in Tiefenbroich, sondern in Ratingen, schloss er sich dem Turnverein an. Seit 58 Jahren ist er inzwischen Mitglied im größten Ratinger Sportverein. Die großen Feldhandball-Schlachten gegen den Turnerbund 08 sind bleibende Erinnerungen. „Es ging knallhart zur Sache“, sagt Fuck, der als Abwehrspieler auch ganz ordentlich austeilen konnte. „Aber unglaublich, wie wir anschließend gefeiert haben. Und zwar an der Talstraße, im Klubhaus des Turnerbundes.“Das war eine Baracke, nach dem Krieg aus Trümmer-Holzresten zusammengezimmert, heute unvorstellbar, wie man sich dort überhaupt aufhalten konnte. Nun befindet sich auf diesem Grundstück ein Haus für alleinstehende Mütter.
Auch mit Beginn des Hallenhandballs Mitte der 70er Jahre ging es für Fuck und beim TV Ratingen weiter, bis 1983. Dann hatte der Beruf Vortritt. Und mit 50 Jahren war für den gelernten Industriekaufmann, der später bei einer Versicherung arbeitete, bereits der Renteneintritt. Der Handball hinterließ allerdings seine Spuren, der inzwischen operierte Rücken ließ keine sitzende Belastung mehr zu. Sein Sohn Dirk (jetzt 53) war auch beim TVR lange dabei in der Handball-Führung, seine Tochter Claudia (54) lebt am Niederrhein. Dieter Fuck und seine Ursula wohnen nun in Ratingen Ost, sie haben vier Enkelkinder, zudem ist der Opa restlos stolz, wenn er über die derzeitige Lage des Turnvereins erzählt: „Für die neue Saison wurden vier Senioren-Mannschaften gemeldet, drei Damenteams, alle Jugendklassen sind besetzt. Marcus Otten, der Nachfolger meines Freundes Thomas Oberwinster, macht dort als Handball-Chef einen vorzüglichen Job“, urteilt Fuck.
Und dass er auch mit 80 in der kommenden Saison die Heimspiele am Europaring verfolgen wird, steht außer der Frage. Und natürlich die Spiele der Fortuna, aber die nur noch am Fernseher. 1948 sah er am Flinger Broich das Fortuna-Heimspiel gegen Borussia Dortmund, seine Rot-Weißen gewannen 2:1, wie er sich bestens erinnert, und Fortuna ließ ihn nicht mehr los. Der TVR aber erst recht nicht.