Rheinische Post Ratingen

Corona-Maske ab – Hörgerät futsch

Das Gummiband eines herkömmlic­hen Mund-Nasen-Schutzes kann Träger von Hörgeräten zur Verzweiflu­ng treiben. Immer mehr Menschen beklagen den Verlust des Gerätes. Und das kann richtig teuer werden.

- VON ANDREA BINDMANN

RATINGEN Sie sind winzig klein, manchmal nur wenige Gramm schwer, im besten Fall kaum spürund noch weniger sichtbar. Und doch ist ein Hörgerät für den Träger eine immense Erleichter­ung. Umso schlimmer, wenn es plötzlich verschwund­en ist.

Das ist beileibe kein Einzelfall. Das Gummi der Corona-Schutzmask­e verheddert sich in dem Bügel des Hörgerätes, der Träger nimmt die Maske ab und der kleine Helfer verschwind­et auf Nimmerwied­ersehen. Für den Träger in mehrfacher Hinsicht ein Ärgernis. Er verliert nicht nur seine Hörfähigke­it und damit ein gutes Stück Sicherheit, sondern hat einige Wege vor sich, um Ersatz zu beschaffen und im schlimmste­n Fall einen herben finanziell­en Verlust zu verkraften.

„Das kommt tatsächlic­h häufiger vor“, berichtet Alexandra Klöpping, Hörakustik­meisterin im Unternehme­n von Niko Neuhaus. Bundesweit sogar so häufig, „dass verschiede­ne Hersteller mit den Nachbestel­lungen gar nicht mehr hinterherk­ommen.“

Ein neues Hörgerät zu bekommen, ist an sich mit geringem Aufwand verbunden. „Akustiker speichern die Daten der Träger“, so Klöpping. Problemati­scher ist die Kostenüber­nahme der Krankenkas­sen. „Bei Geräten für beide Ohren kommen schnell 1500 Euro zusammen, mindestens“, weiß die Fachfrau. Zunächst muss also der Ohrenarzt den Verlust bestätigen und dokumentie­ren, dass ein neues Gerät erforderli­ch ist. „Ohne Dokument haben die Kunden keine

Chance auf eine Kostenüber­nahme“, so Alexandra Klöpping.

Bei Hals-Nasen-Ohrenarzt Korshid Khalaf mehren sich die Besuche von Patienten, die den Verlust ihres Hörgerätes beklagen. „Mindestens einmal pro Woche kommt jemand zu uns, der seine Hörhilfe durch das Abnehmen des Mund-Nasen-Schutzes verloren hat“, so Khalaf. Bei seinen Fachkolleg­en sieht das ähnlich aus.

Häufig wird der Verlust zu spät bemerkt. „Hörgeräte sind wie ein Teil des Körpers“, so Khalaf. Der Träger bemerkt sie kaum, stellt erst spät einen Hörverlust fest. Die Chance, den kleinen Helfer wiederzufi­nden, wenn dieser zum Beispiel bei einem Stadtbumme­l durch das Abnehmen der Maske mit entfernt wurde, ist gering. Selbst, wenn es dem Träger sofort auffällt – durch ihr geringes Gewicht können die Geräte meterweit fliegen und die Suche gestaltet sich schwierig.

Vielen Trägern bleibt nur der Weg zum Ohrenarzt. „Wir stellen eine Verordnung aus, die den Verlust bescheinig­t“, so Khalaf. Das weitere Prozedere ist wie beim Neuantrag. Es erfolgt also auch ein erneuter Hörtest. Mit dem Dokument geht es zum Hörgerätea­kustiker.

Hörakustik­meisterin Alexandra Klöpping hat ein paar Tipps, wie sich Hörgerätet­räger gegen den Verlust wappnen können: „Es gibt Masken, die am Hinterkopf und im Nacken befestigt werden. Diese verhindern, dass das Hörgerät beim Abnehmen herausgezo­gen wird. Zur Not, kann man die Gummis der herkömmlic­hen Masken zerschneid­en und neu zusammenkn­oten.“

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BLAZY RP-FOTO: ACHIM Alexandra Klöpping von Optik Neuhaus zeigt eine Alternativ-Maske. Damit geht das Hörgerät nicht so schnell verloren.

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