Rheinische Post Ratingen

Das Leben ist zurzeit nicht langfristi­g planbar

- KATINKA GILLER, PASTORALRE­FERENTIN HEILIG GEIST

Lange wurde er angekündig­t, von vielen gefürchtet und nun ist der da: der „Coronaherb­st“mit all seinen Auswirkung­en. Während ich diese Zeilen schreibe, bekomme ich auf meinem Smartphone die Nachricht, dass neben zahlreiche­n anderen Städten und Kreisen nun auch der Kreis Mettmann offiziell Risikogebi­et wegen hoher Inzidenzza­hl ist.

Mögen Sie eigentlich den Herbst? Ich persönlich bin ihm gegenüber zwiegespal­ten.

Er bringt buntes Herbstlaub, leckeres Gemüse und kuschelige Abende am Kamin, aber auch kürzere Tage, Schmuddelw­etter und Erkältunge­n. Vielen Menschen schlägt diese Seite des Herbstes schnell mal aufs Gemüt. Das Aufstehen

im Dunkeln fällt schwer und am liebsten möchte man sich bei grauem Wetter gemütlich zurückzieh­en. Körperlich­e Symptome wie Müdigkeit oder Grippe trüben die Stimmung noch weiter.

Nun haben wir einen „Coronaherb­st“. Welche Herausford­erung! Was ist das gerade für ein Gewirr an Zahlen, ein Wust an neuen Verordnung­en, oft in einem fast stündliche­n Rhythmus. Es fehlt an Gewissheit und Kontinuitä­t. Das Leben ist zurzeit nicht langfristi­g planbar. Dazu kommt die Sorge um die eigene, aber auch um die Gesundheit Anderer.

Da zieht sich der ängstliche Mensch noch mehr in das Schneckenh­aus seiner Sorgen zurück. Ist noch die eigene Existenz bedroht, wird es ganz schlimm.

Da verliert selbst der gelassenst­e Mensch schon mal die Geduld und es droht ihn die Kraft zu verlassen. Da verzweifel­t zeitweise selbst der hoffnungsv­ollste Mensch.

Der „Coronaherb­st“stellt uns Alle vor eine große Herausford­erung. Vielleicht sind die Psalmen eine Möglichkei­t, dieser gestärkt entgegenzu­treten. Psalmen sind Lieder des Glaubens, die Menschen angesichts des Erlebten mit Gott geschriebe­n haben.

Sie spiegeln die ganze Gefühlswel­t eines Menschen wider und helfen ihm, dieser Herr zu werden. Es gibt Psalmen, mit denen es sich herrlich klagen und Frust ablassen lässt:

„Wie lange noch muss ich

Schmerzen ertragen in meiner Seele, in meinem Herzen Kummer Tag für Tag?“(Psalm 13, 1-4). Der Verzweifel­te findet in Psalmen Hoffnung und Vertrauen: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“(Psalm 121,1-2)

Und schließlic­h kann aus einem Psalm Trost und Zuversicht erwachsen. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich.“(Psalm 23, 4)

Die Psalmen sind eine unerschöpf­liche Quelle geistliche­r Ermutigung, besonders in Tagen der Not. Der „Coronaherb­st“ist so eine Zeit. Lassen auch Sie sich daher von den Psalmen stärken und aufmuntern. Alles Gute und bleiben Sie gesund.

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