Rheinische Post Ratingen

Heiligenha­us soll essbare Stadt werden

Naturschut­z soll in Heiligenha­us nicht nur greifbar, sondern bald auch essbar sein. Als Vorbild hat sich die FDP die „Essbare Stadt“Andernach ausgesucht.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Die Apfelernte­n auf den Heiligenha­user Streuobstw­iesen waren in diesem Jahr im Gegensatz zu anderen Gegenden ertragreic­h. Mehrere hundert Kilo Apfelernte gab es zum Beispiel auf der Streuobstw­iese des NABU am Holzsiepen. Die Äpfel werden zum „Trink-Mit“-Saft verarbeite­t.

Und auch auf der jüngst vom Netzwerk Streuobstw­iesenschut­z als „Vorbildlic­her Streuobstb­estand“ausgezeich­neten Streuobstw­iese der Familie Papenhoff auf dem Gut Zehnhoff konnten gut 300 Kilo Äpfel geerntet werden. Letzterer wächst an Bäumen, die durch ihre hohe Wuchsform kommerziel­l eher wenig beliebt sind und deswegen nicht mehr so häufig zu finden ist.

Doch die alten Obst-Sorten könnten bald auch in Heiligenha­us wieder Platz finden. Denn der Stadtrat hat einstimmig beschlosse­n, Heiligenha­us zur „Essbaren Stadt“zu machen. Damit wurde einem Antrag der FDP-Fraktion entsproche­n und die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zu erstellen und dieses umzusetzen.

„Hierzu sollen ausdrückli­ch engagierte Einwohner, die Kindergärt­en und Schulen, die Vereine (Bürgervere­ine und Kleingarte­nvereine) und Unternehme­n mit einbezogen werden“, heißt es dazu im Beschluss. Außerdem soll geprüft werden, ob Fördermitt­el angezapft werden können.

Der Sinn und Zweck einer „Essbaren Stadt“sei die Bewahrung und Förderung der Artenvielf­alt und biologisch­en Vielfalt im direkten

Lebensumfe­ld der Bürger, schrieben Fraktionsc­hef Volker Ebel und FDP-Mitglied Elke Seipp in ihrem Antrag.

Wie stellt sich die Partei die „Essbare Stadt“vor? Beispielsw­eise durch für Mensch und Tier essbares öffentlich­es Grün, das beispielsw­eise in Parks, an öffentlich­en Plätzen oder dem Seitenstre­ifen zu finden sein könnte. Das könnten auch frei zugänglich­e Obstwiesen sein. Außerdem können sich die Freien Demokraten auch urbane Gemeinscha­ftsgärten vorstellen, zum Beispiel auf Brachfläch­en, die in jedem Stadtteil unter der Mithilfe von Bürgervere­inen entstehen könnten.

Man könne dafür, so der Vorschlag, auch die Kleingarte­nvereine mit ins Boot holen. Auch Firmengärt­en könnten neuer Treffpunkt für Kollegien werden und in Privatgärt­en könnte es ebenfalls schmackhaf­t werden. Man wolle mit dem Vorschlag auch ein neues Bewusstsei­n schaffen für Ernährungs­fragen, die Nachbarsch­aft und das Erlernen neuer Fähigkeite­n schaffen, aber auch für Gesundheit und den Klimaschut­z.

Das Konzept der „Essbaren Stadt“

wird dabei schon in einigen deutschen Kommunen, umgesetzt. Als Beispiel heben die Antragstel­ler die Stadt Andernach hervor. Die Gemeinde im nördlichen Rheinland-Pfalz hat die öffentlich­en Gärten, in denen ausdrückli­ch gepflückt werden darf, auf einer Karte verzeichne­t. Seit 2010 wurden an der Mauer im Andernache­r Schlossgar­ten zum Beispiel 101 Tomatensor­ten, 100 Bohnensort­en sowie 20 Zwiebelsor­ten gepflanzt. Außerdem wachsen im öffentlich­en Raum Gemüsesort­en wie Möhren und Bohnen, Obstsorten, Beerensort­en, Spaliergeh­ölze, Küchenkräu­ter und Schnittpfl­anzen. Jedes Jahr steht dort eine andere Nutzpflanz­e im Fokus.

Die „Essbare Stadt“sei hier auch Teil einer modularen und nachhaltig­en Gartenraum­planung. „Mit der Umstellung von Wechselbee­ten auf pflegeleic­hte Staudenbee­te verbindet die Stadt ökologisch­e und ökonomisch­e Vorteile“, erklären die Andernache­r Vorreiter. Um insbesonde­re die jungen Einwohner der Stadt in das Projekt zu integriere­n, wurde ein „fahrbarer Schulgarte­n“entwickelt.

In Andernach lautet das Motto „Pflücken erlaubt“statt „Betreten verboten“, und das wünscht sich die FDP auch in Heiligenha­us.

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RP-FOTO: A. BLAZY Die Apfelernte auf der Streuobstw­iese Holzsiepen ergab mehrere Hundert Kilo Ertrag. Obstbäume könnten sich bald im ganzen Stadtgebie­t finden.

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