Heiligenhaus soll essbare Stadt werden
Naturschutz soll in Heiligenhaus nicht nur greifbar, sondern bald auch essbar sein. Als Vorbild hat sich die FDP die „Essbare Stadt“Andernach ausgesucht.
HEILIGENHAUS Die Apfelernten auf den Heiligenhauser Streuobstwiesen waren in diesem Jahr im Gegensatz zu anderen Gegenden ertragreich. Mehrere hundert Kilo Apfelernte gab es zum Beispiel auf der Streuobstwiese des NABU am Holzsiepen. Die Äpfel werden zum „Trink-Mit“-Saft verarbeitet.
Und auch auf der jüngst vom Netzwerk Streuobstwiesenschutz als „Vorbildlicher Streuobstbestand“ausgezeichneten Streuobstwiese der Familie Papenhoff auf dem Gut Zehnhoff konnten gut 300 Kilo Äpfel geerntet werden. Letzterer wächst an Bäumen, die durch ihre hohe Wuchsform kommerziell eher wenig beliebt sind und deswegen nicht mehr so häufig zu finden ist.
Doch die alten Obst-Sorten könnten bald auch in Heiligenhaus wieder Platz finden. Denn der Stadtrat hat einstimmig beschlossen, Heiligenhaus zur „Essbaren Stadt“zu machen. Damit wurde einem Antrag der FDP-Fraktion entsprochen und die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zu erstellen und dieses umzusetzen.
„Hierzu sollen ausdrücklich engagierte Einwohner, die Kindergärten und Schulen, die Vereine (Bürgervereine und Kleingartenvereine) und Unternehmen mit einbezogen werden“, heißt es dazu im Beschluss. Außerdem soll geprüft werden, ob Fördermittel angezapft werden können.
Der Sinn und Zweck einer „Essbaren Stadt“sei die Bewahrung und Förderung der Artenvielfalt und biologischen Vielfalt im direkten
Lebensumfeld der Bürger, schrieben Fraktionschef Volker Ebel und FDP-Mitglied Elke Seipp in ihrem Antrag.
Wie stellt sich die Partei die „Essbare Stadt“vor? Beispielsweise durch für Mensch und Tier essbares öffentliches Grün, das beispielsweise in Parks, an öffentlichen Plätzen oder dem Seitenstreifen zu finden sein könnte. Das könnten auch frei zugängliche Obstwiesen sein. Außerdem können sich die Freien Demokraten auch urbane Gemeinschaftsgärten vorstellen, zum Beispiel auf Brachflächen, die in jedem Stadtteil unter der Mithilfe von Bürgervereinen entstehen könnten.
Man könne dafür, so der Vorschlag, auch die Kleingartenvereine mit ins Boot holen. Auch Firmengärten könnten neuer Treffpunkt für Kollegien werden und in Privatgärten könnte es ebenfalls schmackhaft werden. Man wolle mit dem Vorschlag auch ein neues Bewusstsein schaffen für Ernährungsfragen, die Nachbarschaft und das Erlernen neuer Fähigkeiten schaffen, aber auch für Gesundheit und den Klimaschutz.
Das Konzept der „Essbaren Stadt“
wird dabei schon in einigen deutschen Kommunen, umgesetzt. Als Beispiel heben die Antragsteller die Stadt Andernach hervor. Die Gemeinde im nördlichen Rheinland-Pfalz hat die öffentlichen Gärten, in denen ausdrücklich gepflückt werden darf, auf einer Karte verzeichnet. Seit 2010 wurden an der Mauer im Andernacher Schlossgarten zum Beispiel 101 Tomatensorten, 100 Bohnensorten sowie 20 Zwiebelsorten gepflanzt. Außerdem wachsen im öffentlichen Raum Gemüsesorten wie Möhren und Bohnen, Obstsorten, Beerensorten, Spaliergehölze, Küchenkräuter und Schnittpflanzen. Jedes Jahr steht dort eine andere Nutzpflanze im Fokus.
Die „Essbare Stadt“sei hier auch Teil einer modularen und nachhaltigen Gartenraumplanung. „Mit der Umstellung von Wechselbeeten auf pflegeleichte Staudenbeete verbindet die Stadt ökologische und ökonomische Vorteile“, erklären die Andernacher Vorreiter. Um insbesondere die jungen Einwohner der Stadt in das Projekt zu integrieren, wurde ein „fahrbarer Schulgarten“entwickelt.
In Andernach lautet das Motto „Pflücken erlaubt“statt „Betreten verboten“, und das wünscht sich die FDP auch in Heiligenhaus.