Viele von uns Eltern sind bequem
Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten hören und lesen wir über die Misere der Schulen in Deutschland und besonders in Nordrhein-Westfalen. Und was hat sich zum Besseren entwickelt? Wenig, manchmal nichts – wie die an vielen Stellen kläglichen Versuche zeigen, Bildungsangebote in der Zeit der Corona-Pandemie angemessen aufrechtzuerhalten. Da stellt sich die Frage nach der Verantwortung für die Erfolglosigkeit in der Bildungspolitik, für die vielen „Reförmchen“, die das System mittlerweile so verkantet haben, dass wenig wirkt und spürbare Verbesserungen nahezu unmöglich werden. Wie immer ist die Antwort leider kompliziert: • eine Verwaltung, die behäbig geworden ist mit einem Beamtenrecht, das Leistung nicht honoriert und nur wenige gute Köpfe anzieht; • eine Politik, die nicht langfristig und wissenschaftlich basiert agiert, sondern nach Klientelausrichtung Schwerpunkte setzt und wieder umsteuert oder am beharrenden Beamtenapparat scheitert;
• Behörden wie Bezirksregierungen, die nicht rechenschaftspflichtig sind und kritische Lehrer und Schulleitungen „beruhigen“;
• eine Lehrerschaft, die in den Schulen schon so viel auffangen muss, dass sich die Engagierten nicht mehr um systemische Ursachenbekämpfung bemühen können und sich viel zu wenig für die Bildungsqualität und die erfolgreiche Arbeit mit den Kindern einsetzen; • Schulträger, die weder über die Kompetenz noch über die Mittel verfügen, für angemessene Lernumgebung und -mittel zu sorgen.
Wir Eltern erwarten mit Recht von der Schule, dass sie bestmögliche Bildung und Förderung ermöglicht und Anregungen bietet, die wir selbst nicht erbringen können – eine sinnvolle Arbeitsteilung, die zum Ziel hat, dass unsere Kinder zu selbstbewussten und verantwortungsvollen Persönlichkeiten heranreifen und sich ein selbstbestimmtes Leben leisten können.
Kritik geht nicht ohne Selbstkritik. Manche von uns vergessen, dass eine Arbeitsteilung auch eigenen Einsatz wie Erziehung zu Leistungsbereitschaft und Disziplin und vieles mehr bedeutet. Viele von uns sehen nicht, dass wir gerade jetzt für die Unterstützung und Kontrolle der anderen Seite auch als Eltern Verantwortung tragen. Wenn der Apparat nicht mehr zu bewegen ist, sollten wir Eltern viel mehr Engagement zeigen. Derzeit sind viele von uns eher bequem und lau. Wenn es nicht ganz schlecht läuft, ist nur wichtig, dass die Abschlüsse mit passablen oder guten Noten erreicht werden. Was unsere Kinder tatsächlich lernen und was sie an Rüstzeug für ein gelingendes Leben in der Schule erwerben: Naja, wir nehmen, wenn auch mit Murren, was geboten wird. Ein Zusammenschluss mit anderen Eltern ist immer noch Ausnahme und leider keine Regel.
Wir decken oft nicht die Unzulänglichkeiten auf und erarbeiten viel zu selten mit Schulleitungen und Lehrern Konzepte, um eine ganzheitliche Bildung, die den Anforderungen unserer Zeit gerecht wird, aufzubauen. Wir versäumen, unsere Politiker und Verwalter gemeinsam verantwortlich zu machen für gute Lösungen. Wir müssen für unsere Kinder wach werden und gemeinsam handeln, vor Ort, von unten nach oben – und jetzt!