Rheinische Post Ratingen

Städten fehlen zehn Milliarden Euro

Die Corona-Krise belastet die Kommunen spürbar. Der Grund: Steuern fallen aus.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Städte und Gemeinden werden nach einer neuen Prognose des Bundesfina­nzminister­iums im kommenden Jahr wegen der Folgen der Corona-Krise rund zehn Milliarden Euro weniger aus der Einkommenu­nd Gewerbeste­uer einnehmen als im vergangene­n Jahr vorausgesa­gt. Das geht aus der Antwort des Bundesfina­nzminister­iums auf eine kleine Anfrage der Grünen-Bundestags­fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Demnach sinkt der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer krisenbedi­ngt eklatant und liegt damit im kommenden Jahr um 3,8 Milliarden Euro unter der vorherigen Prognose. Die Mindereinn­ahmen bei der Gewerbeste­uer betragen sechs Milliarden Euro. Zugleich steigen die Sozialausg­aben der Kommunen in den

Flächenlän­dern 2021 um 3,5 Milliarden auf insgesamt 65 Milliarden Euro, heißt es aus dem Ressort von Olaf Scholz (SPD). Das Bundesfina­nzminister­ium betont in seiner Antwort, dass der Bund die Kommunen auf der anderen Seite im Zuge seiner Hilfsprogr­amme mit Milliarden unterstütz­t. So sollen etwa die Gesundheit­sämter der Kommunen in den kommenden Jahren vier Milliarden Euro vom Bund erhalten, weitere drei Milliarden Euro fließen im Zeichen der Pandemie zusätzlich den Krankenhäu­sern zu.

Gleichwohl wird aus dem Papier auch deutlich, wie stark die Kommunalfi­nanzen auch dauerhaft unter der Corona-Krise leiden werden. Denn auch in den Jahren 2022 bis 2024 schlagen laut der Ministeriu­msprognose kommunale Steuermind­ereinnahme­n und Mehrausgab­en für Soziales mit jeweils mehr als zehn Milliarden Euro zu Buche. Das ruft die Opposition auf den Plan: „Knapp zehn Milliarden Euro Steuerausf­älle und ein Anstieg der Sozialausg­aben um 3,5 Milliarden Euro im nächsten Jahr sprechen für sich: Auch 2021 brauchen die Kommunen die finanziell­e Unterstütz­ung von Bund und Ländern“, sagte der kommunalpo­litische Sprecher der Grünen, Stefan Schmidt.

Die Bundesregi­erung schaffe jedoch bisher keinerlei Planungssi­cherheit. Ein Ausgleich der Steuermind­ereinnahme­n für 2021 sei bisher nicht zugesagt worden. „Die Bundesregi­erung muss sich jetzt mehr trauen als ihr übliches KleinKlein“, erklärte Schmidt. Er forderte „Soforthilf­en für coronabedi­ngte Steuerausf­älle der Städte und Gemeinden“sowie die vor der Krise gescheiter­te Altschulde­nhilfe für besonders verschulde­te Kommunen.

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