Keller will Wahlversprechen schnell umsetzen
Der neue Oberbürgermeister tritt sein Amt am 1. November an. Schon jetzt nutzt er ein Büro im Rathaus.
DÜSSELDORF Der neue Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) hat nach seiner Wahl mehr als 100 Anfragen für persönliche Treffen bekommen. Ausdrücklich wurde meist darum gebeten, einen Gesprächstermin noch vor seinem offiziellen Amtsantritt am Sonntag, dem 1. November, zu ermöglichen – was allerdings nicht zu schaffen war. Gemeldet hatten sich im Rathaus Privatleute, Institutionen der Stadt, Chefs von Stadttöchtern, der Industrie- und Handelskammer oder auch der Jonges.
Anders als Thomas Geisel (SPD), der vor sechs Jahren nach seinem Sieg über Dirk Elbers (CDU) vor dem Amtsantritt ein Büro in einem Seitentrakt des Rathauses bezog, residiert Keller repräsentativ. Der scheidende Bürgermeister Friedrich Conzen (CDU) hat nach Rücksprache mit der Stadtspitze dem neuen Oberbürgermeister sein Büro im Rathaus überlassen, auch seine Sekretärin und seine Referentin sind dort weiter tätig.
Keller bereitet sich vielfältig auf die Aufgabe in seiner Heimatstadt vor, er ist aber noch täglich in Köln, wo er als Stadtdirektor unter Vertrag steht und letzte Dinge mit seinen Amtsleitern abarbeitet. Die Leitung des Corona-Krisenstabes hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker übernommen, als Keller in den Wahlkampf einstieg. Das Dienstverhältnis endet mit dem Amtsantritt in
Düsseldorf, eine Entlassungsurkunde gibt es natürlich dennoch. Wegen der Pandemie wird auf einen Abschiedsempfang verzichtet.
Die Organisation des eigenen Büros ist für den 50-jährigen Wahlsieger eine vordringliche Aufgabe. Neuer Leiter des OB-Büros, das Keller ansonsten gut aufgestellt sieht, wird Olaf Wagner, bislang Leiter des Kölner Personalamtes. Klar ist, dass die Stadt einen neuen Pressesprecher erhält und der erst im Frühjahr bei Geisel angetretene Marc Herriger das Amt verlassen wird. Über die Nachfolge gibt es aber noch keine Entscheidung.
Anders als Geisel will Keller als OB nicht für die Wirtschaftsförderung zuständig sein. Diese soll mit dem Verkehr von einer oder einem Beigeordneten betreut werden, eventuell kommt die Digitalisierung hinzu. Das will Keller mit der neuen Ratsmehrheit besprechen. Die bereits laufende Suche nach einem Verkehrsdezernenten müsse vielleicht neu aufgesetzt werden.
Andere Spekulationen erübrigen sich. Keller, die CDU-Fraktion als stärkste Kraft im Rat und auch die Grünen als möglicher Koalitionspartner spielen nicht mit dem Gedanken, den Stadtdirektor-Posten zur Verfügungsmasse ihrer Verhandlungen zu machen. Nach der Wahl 2014 hatte der damalige Stadtdirektor Manfred Abrahams (CDU) seinen Posten abgegeben und war als Vorstand zu den Stadtwerken gewechselt. Jetzt aber heißt es von allen Seiten, der als souveräner Verwaltungsmanager geschätzte Burkhard Hintzsche (SPD) solle Stadtdirektor bleiben und seine Aufgabe weiter erfüllen. Keller sagt, er sei mit Hintzsche befreundet und schätze ihn sehr. „Ich würde mich freuen, wenn ich auch in der neuen Funktion mit ihm zusammenarbeiten kann.“
Operativ ist die Vorbereitung der ersten Sitzung des neu gewählten Rates eine der ersten wichtigen Aufgaben Kellers. Wahlen und Vereidigungen stehen an. Aber auch der mit vielen Unwägbarkeiten belastete Haushalt für das kommende Jahr soll eingebracht werden, am Terminplan hält Keller fest. Über Veränderungsverzeichnisse können die Positionen nach dem Willen der Politik abgeändert werden. Soll die Schuldenuhr am Rathaus hängen bleiben, obgleich Düsseldorf auch in den Augen Kellers nicht mehr schuldenfrei ist? „Sie ist für mich nicht sakrosankt“, sagt er dazu.
Der neue Oberbürgermeister verspricht, vom ersten Tag an intensiv an der Erfüllung seiner Wahlversprechen zu arbeiten. „Wir wollen an allen Fronten schnell Tempo machen.“Die Umweltspuren sollen möglichst schnell abgeschafft werden, unter anderem soll eine neue Ampelsteuerung für weniger Luftbelastung sorgen. 5000 neue Bäume und die Stärkung des Ordnungsdienstes haben ebenfalls hohe Priorität.
In den nächsten Wochen will sich
Keller jedoch vordringlich auch um Corona kümmern und mit dafür sorgen, dass Düsseldorf gut durch die Krise kommt. Er sagt, die Stadt sei grundsätzlich gut aufgestellt. Während Thomas Geisel den Feuerwehrchef David von der Lieth zum Chef des Krisenstabs machte, sieht Keller die zuständige Dezernentin Helga Stulgies in dieser Verantwortung. Er wolle sich bei der Pandemie-Bekämpfung stark auf den Verwaltungsvorstand stützen, sagt Keller. Auch Ordnungsdezernent Christian Zaum sei sehr gefordert und soll entsprechend eingebunden sein. Hinter diesen Worten verbirgt sich auch eine Kritik an Geisel, der die Dezernenten oft außen vor gelassen hatte.
Keller will möglichst oft mit dem Rad von Wersten zum Rathaus fahren, so wie er es in seiner Zeit als Düsseldorfer Dezernent gemacht hat. Das ist für ihn ein körperlicher Ausgleich. Einen Dienstwagen gibt es natürlich auch, voll elektrisch soll er sein. Da ein OB zum Arbeiten ein wenig Platz braucht, kommt neben Mercedes auch ein Tesla infrage. Das Unternehmen hat seinen Deutschlandsitz in Düsseldorf.