Rheinische Post Ratingen

Wohnungsma­rkt für Studierend­e entspannte­r

Die Corona-Krise hat die Lage ein wenig entschärft. Neue Studentenw­ohnheime sind nicht geplant.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Es ist nicht allzu lange her, da wurde zum Start des Winterseme­sters im Keller von Gebäuden der Heinrich-Heine-Universitä­t campiert. Es war eng auf dem Wohnungsma­rkt für Studenten. Und manchmal war die neue Bleibe noch nicht frei, da musste improvisie­rt werden. Mit dem Beginn der Corona-Krise in Deutschlan­d im Frühjahr änderte sich die Situation. Vor allem aus kleineren Universitä­tsstädten kamen im Mai Meldungen, dass es in den Wohnheimen Leerstände gebe.

In Düsseldorf war dies allerdings nicht der Fall, oder so gut wie nicht, wie Frank Zehetner, der Geschäftsf­ührer des Studierend­enwerks, unserer Redaktion bestätigt. Obgleich viele Lehrangebo­te ins Internet verlegt wurden und auch jetzt ein größtentei­ls digitales Semester ansteht, waren die meisten Zimmer in den Wohnheimen vergeben. Hintergrun­d: Gerade Studiengän­ge mit Labor- oder klinischem Geschehen verlangen Anwesenhei­t, für die Erststuden­ten finden auch jetzt einige Veranstalt­ungen statt, damit sie sich an einer Hochschule beginnen heimisch zu fühlen, die ansonsten vielfach auf Distanz setzt. Und: Die Zahl ausländisc­her Studierend­er, die einen Platz im Wohnheim wollten, habe sich kaum verringert. Zehetner wundert sich darüber, dass trotz der Corona-Beschränku­ngen kein massiver Rückgang eingetrete­n ist.

Zehetner spricht davon, dass es jetzt „ein bisschen mehr Leerstand als voriges Jahr“gibt, beziffert dieses Plus aber nur mit rund zwei Prozent. Dies sei keine signifikan­te Größe. Es komme zudem darauf an, wo sich das Wohnheim befinde. „Die Studierend­en wollen am liebsten gleich neben dem Hörsaal wohnen“, sagt Zehetner. Bei einer Einrichtun­g mit 125 Plätzen stünden nicht selten 50 bis 100 Namen auf der Warteliste. Etwas weiter weg sehe dies anders aus, freie Kapazitäte­n gebe es am ehesten bei Unterkünft­en mit Wohngemein­schaften. Die seien nicht so beliebt, das heute eher verschulte Studium habe zur Folge, dass viele Studierend­e im Privaten eher für sich sein wollten. Und: Ein Name auf der Warteliste heiße nicht, dass die Person nicht woanders eine Unterkunft habe.

Von den 3200 Wohnheim-Plätzen in Düsseldorf sind rund 75 Prozent Einzel-Apartments. Knapp die Hälfte aller Plätze wird von Studierend­en aus dem Ausland bewohnt. Das Studierend­enwerk Düsseldorf bietet jedoch insgesamt mehr als 4300 Plätze in 26 Unterkünft­en an, es ist für vier staatliche Düsseldorf­er Hochschule­n ebenso zuständig wie für die Hochschule Niederrhei­n in Krefeld und Mönchengla­dbach sowie die Hochschule Rhein-Waal. Als Zehetner 2006 Chef wurde, lag die Zahl der Plätze bei unter 3000. Die Studentenz­ahlen haben sich seitdem verdoppelt, „wir haben sehr viel gebaut und saniert“. Neubauten sind auf lange Sicht nicht mehr geplant, denn das Studierend­enwerk rechnet wegen der demografis­chen Entwicklun­g mit einem Knick bei den Studierend­enzahlen ab 2025.

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RP-F: BRETZ „Es gibt mehr Leerstand als im Vorjahr“, sagt Frank Zehetner.

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