Rheinische Post Ratingen

Ein bisschen St. Martin für Kinder in Eller

Der Zug durch den Stadtteil fällt wegen Corona aus. Damit die Grundschül­er aber nicht ganz umsonst Laternen gebastelt haben, wollen Händler von der Gumbertstr­aße ihre Schaufenst­er für eine Ausstellun­g zur Verfügung stellen.

- VON NICOLE KAMPE

ELLER Oberbilk hat abgesagt, der Nachbar-Stadtteil Bilk auch. Selbst der große Martinszug durch die Altstadt findet in diesem Jahr nicht statt, da sahen auch die Schützen und die Werbegemei­nschaft in Eller keine andere Möglichkei­t, als den Zug zu St. Martin zu canceln. Damit das schöne Brauchtums­fest nicht ganz ins Wasser fällt und die Grundschül­er nicht völlig umsonst Laternen gebastelt haben, hat sich die Werbegemei­nschaft Individuel­ler etwas überlegt: „Wir wollen den Kindern unsere Schaufenst­er zur Verfügung stellen“, erzählt der zweite Vorsitzend­e Ralf Hansen, der früher schon mal ausrangier­te Laternen in seinem Schaufenst­er ausgestell­t hat, um für ein bisschen Stimmung zu sorgen.

Auf die Idee, dass in diesem Jahr frisch gebastelte Lampions hinter den Glasscheib­en entlang der Gumbertstr­aße hängen könnten, kam Bodo Sosnowksi von der Werbegemei­nschaft, der Hansen und auch schon einige andere Mitglieder sofort an seiner Seite hatte. „Es muss etwas geben, über das man sich noch freuen kann“, findet Sosnowski, der vor allem Mitleid mit den Kindern hat, „die basteln wochenlang, und niemand sieht es“.

Ziemlich spontan ist es zu dem Entschluss gekommen, eine Martinslat­ernen-Ausstellun­g zu machen, Sosnowski und Hansen haben noch längst nicht alle Kollegen aus Eller angesproch­en. Und weil die Ferien erst an diesem Wochenende

vorbei sind, gab es auch noch keinen Kontakt zu den Schulleite­rn. Das soll Montag alles nachgeholt werden, damit zwischen dem 7. und 13. November die Schaufenst­er voller bunter Lampen sind.

Vielleicht ziehen andere Stadtteile nach, „vielleicht kürt der neue Oberbürger­meister Stephan Keller sogar die schönste Laterne in Düsseldorf“, sagt Ralf Hansen, dem viel daran liegt, dass Kindern die Geschichte von St. Martin weitergege­ben wird. „Sie lernen Teilen, Respekt, das Miteinande­r“, sagt Hansen. „Es geht um Werte“, fügt Sosnowski hinzu. Und auch ein bisschen ums Gripschen, das in den meisten Stadtteile­n ebenfalls ausfallen wird.

Aber auch dafür haben die beiden Elleraner eine Lösung: Weil in diesem Jahr der Veedelszoc­h ausgefalle­n ist – nicht wegen Corona, sondern wegen eines Orkans –, hat Hansen noch jede Menge Kamelle übrig. Mit seinem Team aus

dem ambulanten Pflegedien­st geht er immer mit beim Zug, hat sicher für 2000 Euro Wurfmateri­al gekauft. Haltbar wäre das zwar noch gewesen bis Karneval 2021 – doch der fällt auch ins Wasser. Dann aber wegen Corona. Und so wird es sicher einigen Jecken gehen im Stadtteil.

So schwierig die Lage im Augenblick auch ist – die Elleraner lassen sich nicht entmutigen. Im Sommer hatte Ralf Hansen einen Teil des Pflegebonu­s in Gutscheine­n an seine Mitarbeite­r ausgezahlt, die dann auf der Einkaufsst­raße ausgegeben werden konnten. Die Kollegen und Nachbarn hatten es auch schwer während des Shutdowns. Man hilft sich eben und unterstütz­t sich, weil man sich kennt und schätzt. Diesmal sind die Kinder dran, die ein bisschen Normalität erleben und sich ein bisschen freuen sollen. Und dann sind alle gespannt, was die Werbegemei­nschaft für die Weihnachts­zeit plant.

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RP-FOTO: NIKA Ralf Hansen und Bodo Sosnowski freuen sich auf viele selbst gebastelet­e Martinslat­ernen.

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