Ein bisschen St. Martin für Kinder in Eller
Der Zug durch den Stadtteil fällt wegen Corona aus. Damit die Grundschüler aber nicht ganz umsonst Laternen gebastelt haben, wollen Händler von der Gumbertstraße ihre Schaufenster für eine Ausstellung zur Verfügung stellen.
ELLER Oberbilk hat abgesagt, der Nachbar-Stadtteil Bilk auch. Selbst der große Martinszug durch die Altstadt findet in diesem Jahr nicht statt, da sahen auch die Schützen und die Werbegemeinschaft in Eller keine andere Möglichkeit, als den Zug zu St. Martin zu canceln. Damit das schöne Brauchtumsfest nicht ganz ins Wasser fällt und die Grundschüler nicht völlig umsonst Laternen gebastelt haben, hat sich die Werbegemeinschaft Individueller etwas überlegt: „Wir wollen den Kindern unsere Schaufenster zur Verfügung stellen“, erzählt der zweite Vorsitzende Ralf Hansen, der früher schon mal ausrangierte Laternen in seinem Schaufenster ausgestellt hat, um für ein bisschen Stimmung zu sorgen.
Auf die Idee, dass in diesem Jahr frisch gebastelte Lampions hinter den Glasscheiben entlang der Gumbertstraße hängen könnten, kam Bodo Sosnowksi von der Werbegemeinschaft, der Hansen und auch schon einige andere Mitglieder sofort an seiner Seite hatte. „Es muss etwas geben, über das man sich noch freuen kann“, findet Sosnowski, der vor allem Mitleid mit den Kindern hat, „die basteln wochenlang, und niemand sieht es“.
Ziemlich spontan ist es zu dem Entschluss gekommen, eine Martinslaternen-Ausstellung zu machen, Sosnowski und Hansen haben noch längst nicht alle Kollegen aus Eller angesprochen. Und weil die Ferien erst an diesem Wochenende
vorbei sind, gab es auch noch keinen Kontakt zu den Schulleitern. Das soll Montag alles nachgeholt werden, damit zwischen dem 7. und 13. November die Schaufenster voller bunter Lampen sind.
Vielleicht ziehen andere Stadtteile nach, „vielleicht kürt der neue Oberbürgermeister Stephan Keller sogar die schönste Laterne in Düsseldorf“, sagt Ralf Hansen, dem viel daran liegt, dass Kindern die Geschichte von St. Martin weitergegeben wird. „Sie lernen Teilen, Respekt, das Miteinander“, sagt Hansen. „Es geht um Werte“, fügt Sosnowski hinzu. Und auch ein bisschen ums Gripschen, das in den meisten Stadtteilen ebenfalls ausfallen wird.
Aber auch dafür haben die beiden Elleraner eine Lösung: Weil in diesem Jahr der Veedelszoch ausgefallen ist – nicht wegen Corona, sondern wegen eines Orkans –, hat Hansen noch jede Menge Kamelle übrig. Mit seinem Team aus
dem ambulanten Pflegedienst geht er immer mit beim Zug, hat sicher für 2000 Euro Wurfmaterial gekauft. Haltbar wäre das zwar noch gewesen bis Karneval 2021 – doch der fällt auch ins Wasser. Dann aber wegen Corona. Und so wird es sicher einigen Jecken gehen im Stadtteil.
So schwierig die Lage im Augenblick auch ist – die Elleraner lassen sich nicht entmutigen. Im Sommer hatte Ralf Hansen einen Teil des Pflegebonus in Gutscheinen an seine Mitarbeiter ausgezahlt, die dann auf der Einkaufsstraße ausgegeben werden konnten. Die Kollegen und Nachbarn hatten es auch schwer während des Shutdowns. Man hilft sich eben und unterstützt sich, weil man sich kennt und schätzt. Diesmal sind die Kinder dran, die ein bisschen Normalität erleben und sich ein bisschen freuen sollen. Und dann sind alle gespannt, was die Werbegemeinschaft für die Weihnachtszeit plant.