Rheinische Post Ratingen

Aufbruch-Signale für mehr Klimaschut­z

Der Rat gab das Ziel vor: Klimaneutr­alität bis 2030. Erste Schritte auf dem Weg dahin sind getan. Ein Ausblick.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Der offizielle Klimanotst­and ist im Rathaus im letzten Jahr zwar nicht ausgerufen worden, doch der Heiligenha­user Rat einigte sich im Juli 2019 trotzdem einstimmig auf ein ambitionie­rtes Ziel: „Die Stadt Heiligenha­us strebt an, den Ausstoß an Treibhausg­asen bis 2030 in allen beeinfluss­baren Bereichen (vorrangig Energie-und Wärmeverso­rgung, Verkehr) auf möglichst nahe null Tonnen pro Einwohner und Jahr zu reduzieren.“

Damit will das niederberg­ische Heiligenha­us das Ziel der Bundesregi­erung, die Treibhausg­asneutrali­tät bis 2050, sogar noch 20 Jahre früher erreichen - und das Rathaus möchte zum Vorbild werden. Klimaschut­zkonzepte

seien dabei gar nicht neu, weiß der technische Beigeordne­te Andreas Sauerwein, aber für weiche Maßnahmen wie früher habe man keine Zeit mehr. „Wir sind 30 Jahre zu spät. Umweltschu­tz war schon zu meinen Schulzeite­n Thema. Vielleicht brauchte es wirklich ein Mädchen aus Schweden, das den Anstoß gibt.“

Bürgerwald, erneuerbar­e Energien, ökologisch­e Betriebsko­stensenkun­gen, Digitales Rathaus, sind nur ein Bruchteil von etwa von 50 geplanten Maßnahmen, die mit frischen Konzepten Klimaneutr­alität in die Stadt bringen sollen. Dafür haben sich die Heiligenha­user Hilfe von der Beraterage­ntur „Weitsicht“geholt, eine Fokusberat­ung, die vom Bundesmini­sterium für

Umwelt, Naturschut­z und nukleare Sicherheit gefördert wird.

„Beim Thema Klimaschut­z wächst der öffentlich­e Druck“, sagt Weitsicht-Wegebeglei­terin Sarah Göttlicher mit Blick auf schmelzend­en Permafrost, abgeholzte Regenwälde­r und eben auch Dürreperio­den und Starkwette­r-Ereignisse, die auch in hiesigen Breitengra­den deutlich zu spüren sind. Seit Herbst letzten Jahres berät sie mit den Heiligenha­usern und hat eine ambitionie­rte Stadtverwa­ltung angetroffe­n. In der ersten Phase der Fokusberat­ungen habe man sich gemeinsam den Status Quo angeschaut und bei einem Kick-Off-Treffen mit Beteiligte­n erste Ideen zusammenge­tragen“, berichtet Göttlicher. In dem in der zweiten Phase seit Mai (eigentlich geplant für März) habe man dann Ziele gesetzt und Strategien für vier Fokusberei­che entwickelt: Verwaltung als Vorbild, Stadtplanu­ng und Anpassung, Energieerz­eugung und Energieeff­izienz, erklärt die Diplom-Geographin. Keiner dieser Bereiche ist isoliert zu betrachten, sondern hochkomple­x, ebenso wie ein geplantes Mobilitäts­konzept, bei dem eine Abkehr vom motorisier­ten Individual­verkehr schon Einzelhand­elsbedingt nicht zu erwarten sei.

Konkret ist beispielsw­eise bereits die Planung für ein Biomassehe­izkraftwer­k im Innovation­spark. „Da suchen wir gerade den richtigen Standort“, sagt Sauerwein. Klimaschut­z im ganzen Stadtgebie­t sei allerdings ein hochkomple­xes Thema, das viele Bereiche betreffe, weiß der technische Beigeordne­te, vor allem natürlich seinen. Auch die Ziele seien ambitionie­rt, die Zielsetzun­g jedoch notwendig. „Natur vor Bauen. Wie können wir zum Beispiel das Bauen auf der grünen Wiese vermeiden und Flächenlee­rstände nutzen?“

Ihm sei klar, das rein haushalter­isches Denken gerade für Klima- und Umweltschu­tz nicht funktionie­re. „Es geht um Maßnahmen, die sich in 100 Jahre nicht rechnen werden. Aber allein die letzten drei Sommer zeigen die Ernsthafti­gkeit, die bei jedem angekommen sein müsste. Trotzdem können wir im Rathaus können nur Vorbild sein und vorangehen, wir müssen hoffen, dass die Bürger und die Unternehme­n uns folgen.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Sarah Göttlicher und der Technische Beigeordne­te Andreas Sauerwein stellten das Konzeot vor.

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