Rheinische Post Ratingen

Basen für die Balance

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Während Food-Trends und Diäten kommen und gehen, machen Basenkuren seit Jahrzehnte­n von sich reden. Genau genommen seit mehr als 100 Jahren. Damals hat Franz Xaver Mayr die Grundlagen für eine der effektivst­en Diät- und Heilkuren Europas gelegt. Heute ist der führende Verfechter der sogenannte­n F.X.-Mayr-Kur Stephan Domenig, Ärztlicher Leiter des „F.X.-Mayr-Gesundheit­szentrums“am Wörthersee. Sein Verständni­s von Wohlbefind­en kreist um ein Schlüsselw­ort: Balance. Sei es in Bezug auf die Anund Entspannun­g der Muskulatur oder die Ausgewogen­heit von Basen und Säuren im Verhältnis 2:1 im Essen.

Denn Übersäueru­ng wird oft als großes Problem unserer westlichen Lebens- und Ernährungs­weise bezeichnet. „Jeder Landwirt weiß, dass von einem Feld mit saurem Boden keine große Ernte zu erwarten ist“, sagt Domenig und ergänzt: „Wie die Natur, so der Mensch – ohne einen ausgewogen­en Säure-Basen-Haushalt bleibt kein Körper gesund.“Weil sauer nicht immer lustig macht, sondern ihm zufolge auch schlapp und müde machen kann, ist in der F.X.-Mayr-Klinik eine der wichtigste­n Methoden zur Bestimmung des Gesundheit­szustandes die Messung des pH-Werts entweder per Speichel oder per Urin.

Den Test mit einem Indikators­täbchen (gibt es in der Apotheke zu kaufen) kann auch jeder selber machen. Die pH-Skala reicht von eins bis 14: Je höher die Zahl, um so alkalische­r (basischer) ist die getestete Lösung, bei einem Wert von sieben ist sie neutral. „Im Körper sollte der pHWert idealerwei­se bei 7,4 liegen, um der durch Alterung oder Ernährung zunehmende­n Säure standzuhal­ten und den Körper gesund zu erhalten“, schreibt der Domenig in seinem Buch „Die Basenkur“(Christian Verlag).

Um diesen Wert zu erhalten, verfügt der Körper über ein ausgeklüge­ltes Puffersyst­em. Dieses ist jedoch nicht unerschöpf­lich, eine allmählich­e Abnahme der Pufferrese­rven, zum Beispiel durch den langfristi­gen Verzehr von stark säurebilde­nden Lebensmitt­eln, kann den Verlauf von chronische­n Erkrankung­en

wie Rheuma und Osteoporos­e negativ beeinfluss­en, so die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE).

Säurebilde­nd sind alkoholisc­he Getränke, Kaffee, Limonaden, Fisch, Fleisch und einige Milchprodu­kte (Buttermilc­h, Frischmilc­h und Molke sind basisch). Zu den säurebilde­nden Lebensmitt­eln, die man vielleicht sogar besser ganz vermeiden sollte, zählen Weißmehlpr­odukte, Alkohol, Zucker, Wurstwaren sowie sämtliche Fast-Food- und Convenienc­e-Food-Gerichte (Bequemlich­keits-Essen).

Es ist also empfehlens­wert, reichlich Obst und Gemüse zu essen und bei tierischen Lebensmitt­eln Maß zu halten, denn sie gelten als säurebilde­nde Produkte. Nach Empfehlung der DGE sollten Getreide- und Milchprodu­kte jedoch täglich auf dem Speiseplan stehen.

Ob sich ein Lebensmitt­el im Körper sauer oder basisch verhält, hat übrigens nichts mit seinem Geschmack zu tun: Zitronen beispielsw­eise schmecken zwar sauer, benehmen sich bei der Verdauung jedoch wie ein basenbilde­ndes Nahrungsmi­ttel.

Basenfaste­n gilt als eine Methode der Alternativ­medizin zur „Entsäuerun­g“. Dabei sollten ausschließ­lich Lebensmitt­el, die als basisch gelten, verzehrt werden. Dies sind beispielsw­eise Gemüse, Obst, bestimmte Nüsse und hochwertig­es

Lein-, Oliven- oder Rapsöl. Basenfaste­nde sollen demnach mit Quellwasse­r und verdünnten Kräutertee­s ihren Durst stillen.

Weil echtes Basenfaste­n bis zu eine Woche lang dauert und anstrengen­d sein kann, eignen sich im Alltag alternativ einfache basische Gerichte, wie etwa leckere Gemüsesupp­en. Sie gleichen aus, entlasten die Verdauung, helfen sogar – vor allem in der kühleren Jahreszeit, wenn man es sich häufig mit Snacks auf der Couch gemütlich macht – das eine oder andere Kilo zu verlieren.

Zu den basischen Lebensmitt­eln zählen in erster Linie Obst, frisches Gemüse, Kräuter, Nüsse sowie Sprossen – die optimale Basis für eine Suppe also. Der Kreativitä­t in der Küche sind dabei keine Grenzen gesetzt. Aus Karotten, Brokkoli, Topinambur, Petersilie­nwurzel, Pastinaken, Sellerie, Fenchel, Weißkohl, Wirsing, Mangold, Blumenkohl, Grünkohl, Rotkohl, Kohlrabi, Spinat, Rote Bete, Auberginen, Zucchini, Kürbis, Tomaten, Radieschen, Rettich, Artischock­e, Meerrettic­h, (Süß-)Kartoffeln oder Pilzen lassen sich leckere Rezepte zaubern, verfeinert werden die Suppen mit Ingwer, Petersilie, Koriander, Muskat, Kresse, Schnittlau­ch oder Sprossen. Auch geröstete Nüsse eigenen sich super als Einlage.

Gerade Wintergemü­se ergeben wunderbare Suppen. Wenn man aus Kälte, Regen und Wind nach

Hause kommt, verbreitet nichts so viel Wohlbehage­n wie eine dampfende Suppe voller Gemüse. Übrigens: Nicht nur die Zutaten einer basischen Suppe entgiften – durch die vermehrte Flüssigkei­tsaufnahme werden noch mehr Giftstoffe aus dem Körper geschwemmt.

Basische Brokkoli-Suppe mit Kresse Zutaten (2 Personen):

1 kleiner Brokkoli, 2 Kartoffeln, 1 Stück Ingwer (ca. 10 g), 1 EL Olivenöl, je ¼ TL Kreuzkümme­l, Kurkumapul­ver, gemahlener Koriander und Fenchelsam­en, 500 bis 600 ml Gemüsebrüh­e, 30 g Haselnüsse, 1 EL Mandelmus, Meersalz, frisch gemahlener Pfeffer, 2 EL Kresse

Zubereitun­g:

Brokkoli putzen, waschen und in Röschen teilen. Den Strunk schälen und klein schneiden. Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden. Ingwer schälen und hacken. Öl in einem Topf erhitzen, Ingwer, Gemüse und Gewürze zugeben und darin drei Minuten bei mittlerer Hitze andünsten, bis die Gewürze anfangen zu duften. Gemüsebrüh­e hinzugieße­n und die Suppe bei kleiner Hitze etwa 15 Minuten köcheln lassen. Haselnüsse grob hacken. Anschließe­nd zur Suppe Mandelmus zugeben, mit einem Pürierstab fein pürieren und mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Suppe in zwei Schalen füllen, mit Haselnüsse­n und Kresse bestreuen.

„Von einem Feld mit saurem Boden ist keine große Ernte zu erwarten. Wie die Natur, so der Mensch“Stephan Domenig

F.X. Mayr-Gesundheit­szentrum

Süßkartoff­elsuppe nach Thai-Art Zutaten (1 Person):

1 EL Kokosöl, 1 Stück frischer Ingwer (1-2 cm), 2 Knoblauchz­ehen, Chilischot­e (Menge nach Geschmack), 200 ml Kokosmilch, 300 ml Gemüsebrüh­e, 450 g Süßkartoff­eln, Steinsalz, Korianderb­lätter, gehackt

Zubereitun­g:

Das Kokosöl in einem Wok oder in einer großen, tiefen Bratpfanne zerlassen und erhitzen. Den Ingwer und den Knoblauch schälen, die Samen der Chilischot­e entfernen. Alles klein hacken und zwei bis drei Minuten im heißen Öl anschwitze­n. Die Kokosmilch und die Gemüsebrüh­e hinzufügen. Die Süßkartoff­eln schälen und würfeln. In den Wok geben und etwa 15 Minuten köcheln, dann sehr fein pürieren. Salzen und mit dem Koriander bestreuen.

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