Rheinische Post Ratingen

So wird der Drahtesel zum Lastesel

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, freut sich über Stauraum – für den kleinen Einkauf oder die Unterlagen fürs Büro.

- VON CHRISTINA BACHMANN

Mit dem Rad geht es nicht nur schneller als zu Fuß, der Drahtesel schleppt auch das Gepäck für seinen Besitzer. „So lange man sich an Maße hält und die Ladung korrekt sichert, kann im Prinzip so gut wie alles transporti­ert werden“, sagt Petra Husemann-Roew, Geschäftsf­ührerin des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Bayern.

Die Ladung muss so befestigt sein, dass sie auch beim Ausweichen oder einer Vollbremsu­ng nicht verrutscht oder gar herunterfä­llt. Grundsätzl­ich gilt: Andere Verkehrste­ilnehmer dürfen nicht beeinträch­tigt werden. Geht die Ladung deutlich in die Länge oder Breite, muss markiert werden. „Wenn also etwa ein Teppich mehr als einen Meter über den Rückstrahl­er hinausragt, muss er rot gekennzeic­hnet werden“, sagt Husemann-Roew. Laut Gesetz gehört ein Fahrrad zu den Fahrzeugen, und dafür gilt: Fahrzeug und Ladung dürfen nicht breiter als 2,55 Meter und nicht höher als vier Meter sein. „Ganz realistisc­h und praktisch befestige ich an einem Standardfa­hrrad natürlich nicht solche Ladungen.“

Wer weniger sperriges Gepäck hat, greift gerne auf Fahrradtas­chen zurück. „Außer an den Reifen lassen sich am Fahrrad so gut wie überall Taschen anbringen“, sagt Thomas Geisler vom Pressedien­st Fahrrad (pd-f ). Die Auswahl an Taschen ist inzwischen groß.

Klassiker ist die Hinterradt­asche, die mit rund 20 Litern Volumen Platz bietet für kleine Einkäufe oder die Utensilien des Arbeitsall­tags. Sie ist schnell und einfach am Gepäckträg­er befestigt und wieder abgenommen. Manche sind mit Gurten ausgestatt­et, mit denen die Tasche auf dem Weg vom und zum Fahrrad zu Umhängetas­che oder Rucksack

umfunktion­iert werden kann. Auch an einem Sportrad wie Rennrad oder Mountainbi­ke ohne Gepäckträg­er können Taschen befestigt werden: „Hier gibt es Modelle, die im Rahmendrei­eck, am Lenker oder an der Sattelstüt­ze befestigt werden“, so Geisler. Diverse Taschen sollten möglichst nah am Rad untergebra­cht werden. Das hält das Sportrad auf Reisen leicht und kompakt. Für Falträder gibt es oft eigene Systeme der jeweiligen Hersteller, erklärt Husemann-Roew.

„Da ist es wichtig, dass die Taschen nicht zu groß sind, weil der Gepäckträg­er niedriger ist. Und der Abstand zwischen Fuß und Tasche muss beim Fahren groß genug sein.“Auch geräumige Lenkertasc­hen gibt es für manche Falträder. „Man sollte sie natürlich schnell abnehmen können, wenn man das Rad zusammenfa­ltet, um etwa in den Zug zu steigen.“

Ganz wichtig bei allen Fahrradtas­chen ist, dass sie wasserdich­t sind. Denn wer vom Regen überrascht wird, riskiert so keine durchnässt­en Papiere, Klamotten oder Lebensmitt­el. Vor dem Taschenkau­f empfiehlt sich also die Frage: Wofür genau brauche ich die Tasche, wie bin ich unterwegs? Viele schwören auch auf den Lenkerkorb, sagt Geisler: „Der Vorteil ist, dass man einen Schnellzug­riff und alles im Blick hat.“Beide Experten raten dazu, das Rad auf jeden Fall beim Taschenkau­f dabeizuhab­en, um sicherzust­ellen, dass Taschen und Körbe auch wirklich montierbar sind.

Achten sollten Radfahrer auch auf die Verarbeitu­ng einer Tasche, also etwa auf die Nähte. Helfen kann ein Blick in Tests oder auf die Empfehlung­en anderer Radler. Beim Klassiker, der Hinterradt­asche, gibt es Einsteiger­taschen zum Preis von 20 oder 30 Euro, sagt Geisler: „Aber man sollte um die 70 oder 80 Euro einplanen, wenn man in ein langlebige­s Produkt investiere­n möchte.“

Beim Bepacken gehört Schweres immer nach unten. Bei größeren Touren empfiehlt sich eine Aufteilung des Gepäcks auf mehrere Taschen. „Etwa 70 Prozent des Gewichts sollten sich hinten befinden, 30 Prozent vorne“, rät Geisler.

Wie viel ein Rad insgesamt wiegen darf, steht in der Betriebsan­leitung, bei E-Bikes zudem am Rahmen. Bei einem normalen Rad sind das meist um die 120 bis 130 Kilo. Wie viel Gewicht sich auf dem Gepäckträg­er befinden darf, ist auf diesem eingravier­t. Wer sein Fahrrad mit Taschen, Gepäck oder Sperrgut schwer beladen hat, spürt das beim Fahren. „Das schiebt bergab natürlich und bergauf ist es schwerer“, sagt Petra Husemann-Roew. „Und beim E-Bike wirkt sich schweres Gepäck auf die Akku-Reichweite aus.“Vorsicht beim Bremsen, vor allem bei Nässe und bergab: Je schwerer das Gepäck, desto länger der Bremsweg.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Die stecken was weg: Kommen gleich drei Taschen zum Einsatz, sollte das Gewicht ausgewogen verteilt sein.
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Auch sportive Fahrräder können etwa an Gabel, Oberrohr und Sattelstan­ge Taschen für Gepäck aufnehmen.
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FOTOS (2): ZACHARIE SCHEURER/DPA-TMN Die Hersteller haben für alle Groß- und Kleintrans­porteure zahlreiche Taschen fürs Fahrrad im Angebot.

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