So wird der Drahtesel zum Lastesel
Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, freut sich über Stauraum – für den kleinen Einkauf oder die Unterlagen fürs Büro.
Mit dem Rad geht es nicht nur schneller als zu Fuß, der Drahtesel schleppt auch das Gepäck für seinen Besitzer. „So lange man sich an Maße hält und die Ladung korrekt sichert, kann im Prinzip so gut wie alles transportiert werden“, sagt Petra Husemann-Roew, Geschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Bayern.
Die Ladung muss so befestigt sein, dass sie auch beim Ausweichen oder einer Vollbremsung nicht verrutscht oder gar herunterfällt. Grundsätzlich gilt: Andere Verkehrsteilnehmer dürfen nicht beeinträchtigt werden. Geht die Ladung deutlich in die Länge oder Breite, muss markiert werden. „Wenn also etwa ein Teppich mehr als einen Meter über den Rückstrahler hinausragt, muss er rot gekennzeichnet werden“, sagt Husemann-Roew. Laut Gesetz gehört ein Fahrrad zu den Fahrzeugen, und dafür gilt: Fahrzeug und Ladung dürfen nicht breiter als 2,55 Meter und nicht höher als vier Meter sein. „Ganz realistisch und praktisch befestige ich an einem Standardfahrrad natürlich nicht solche Ladungen.“
Wer weniger sperriges Gepäck hat, greift gerne auf Fahrradtaschen zurück. „Außer an den Reifen lassen sich am Fahrrad so gut wie überall Taschen anbringen“, sagt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad (pd-f ). Die Auswahl an Taschen ist inzwischen groß.
Klassiker ist die Hinterradtasche, die mit rund 20 Litern Volumen Platz bietet für kleine Einkäufe oder die Utensilien des Arbeitsalltags. Sie ist schnell und einfach am Gepäckträger befestigt und wieder abgenommen. Manche sind mit Gurten ausgestattet, mit denen die Tasche auf dem Weg vom und zum Fahrrad zu Umhängetasche oder Rucksack
umfunktioniert werden kann. Auch an einem Sportrad wie Rennrad oder Mountainbike ohne Gepäckträger können Taschen befestigt werden: „Hier gibt es Modelle, die im Rahmendreieck, am Lenker oder an der Sattelstütze befestigt werden“, so Geisler. Diverse Taschen sollten möglichst nah am Rad untergebracht werden. Das hält das Sportrad auf Reisen leicht und kompakt. Für Falträder gibt es oft eigene Systeme der jeweiligen Hersteller, erklärt Husemann-Roew.
„Da ist es wichtig, dass die Taschen nicht zu groß sind, weil der Gepäckträger niedriger ist. Und der Abstand zwischen Fuß und Tasche muss beim Fahren groß genug sein.“Auch geräumige Lenkertaschen gibt es für manche Falträder. „Man sollte sie natürlich schnell abnehmen können, wenn man das Rad zusammenfaltet, um etwa in den Zug zu steigen.“
Ganz wichtig bei allen Fahrradtaschen ist, dass sie wasserdicht sind. Denn wer vom Regen überrascht wird, riskiert so keine durchnässten Papiere, Klamotten oder Lebensmittel. Vor dem Taschenkauf empfiehlt sich also die Frage: Wofür genau brauche ich die Tasche, wie bin ich unterwegs? Viele schwören auch auf den Lenkerkorb, sagt Geisler: „Der Vorteil ist, dass man einen Schnellzugriff und alles im Blick hat.“Beide Experten raten dazu, das Rad auf jeden Fall beim Taschenkauf dabeizuhaben, um sicherzustellen, dass Taschen und Körbe auch wirklich montierbar sind.
Achten sollten Radfahrer auch auf die Verarbeitung einer Tasche, also etwa auf die Nähte. Helfen kann ein Blick in Tests oder auf die Empfehlungen anderer Radler. Beim Klassiker, der Hinterradtasche, gibt es Einsteigertaschen zum Preis von 20 oder 30 Euro, sagt Geisler: „Aber man sollte um die 70 oder 80 Euro einplanen, wenn man in ein langlebiges Produkt investieren möchte.“
Beim Bepacken gehört Schweres immer nach unten. Bei größeren Touren empfiehlt sich eine Aufteilung des Gepäcks auf mehrere Taschen. „Etwa 70 Prozent des Gewichts sollten sich hinten befinden, 30 Prozent vorne“, rät Geisler.
Wie viel ein Rad insgesamt wiegen darf, steht in der Betriebsanleitung, bei E-Bikes zudem am Rahmen. Bei einem normalen Rad sind das meist um die 120 bis 130 Kilo. Wie viel Gewicht sich auf dem Gepäckträger befinden darf, ist auf diesem eingraviert. Wer sein Fahrrad mit Taschen, Gepäck oder Sperrgut schwer beladen hat, spürt das beim Fahren. „Das schiebt bergab natürlich und bergauf ist es schwerer“, sagt Petra Husemann-Roew. „Und beim E-Bike wirkt sich schweres Gepäck auf die Akku-Reichweite aus.“Vorsicht beim Bremsen, vor allem bei Nässe und bergab: Je schwerer das Gepäck, desto länger der Bremsweg.