Motorradfahrer besuchten Gottesdienst in der Petruskirche
UNTERRATH Johanna Vietz war beeindruckt. „Diese Kirchenmusik war mal etwas anderes. Auch moderne Musik kann also zu Gottesdiensten und deren Themen passen“, sagte die Presbyterin der evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf Unterrath/Lichtenbroich. „Auch die Gottesdienstgestaltung mit zwei Pfarrern war sehr abwechslungsreich.“Als musikalische Untermalung hatte ausnahmsweise die Band „Tonkost“Gitarrre, Bass Keyboard und Drums erklingen lassen und Rock- und Pop-Klassiker von Cat Stevens und BAP zu Gehör gebracht.
Sowieso war der Sonntagsgottesdienst in der Petruskirche eine Ausnahme.
Die Motorradfans und Pastoren Olaf Schaper und Martin Pilz laden jeweils zu Beginn und zum Ende der Motorrad-Saison „ihre“Biker-Gemeinde zu einem gemeinsamen Gottesdienst in eine evangelische Kirche ein. Diesmal war es die Petruskirche in Unterrath. Schaper hatte seinen Kollegen an der Petruskirche im Pastoralkonvent gefragt und Axel Weber hatte zugesagt. Also saßen nicht nur die bekannten Besucher aus der Petrus-Gemeinde in der Kirche bei der Andacht, sondern auch einige in schwarze Leder-Kombis gekleidete Damen und Herren, die ihre meist schweren Maschinen vor der Kirchentür abgestellt hatten.
Die Biker hatten die Kombination von religiöser Erbauung verknüpft mit einem weltlichen Thema: einer anschließenden Ausfahrt im Kreise Gleichgesinnter sowie Kaffee und Keksen. Schaper und Pilz hatten ihre Predigten unter das Thema „Augen öffnen“gestellt und Caro Beine aus dem Polizeiteam „Verkehrsunfallprävention“interviewt. „Haltet die Augen offen, seid vorsichtig, haltet Euch an die Verkehrsregeln und kommt gesund und sicher an“, sagte Beine zum Abschied und meinte damit allerdings nicht nur die Motorradfahrer und deren Verhalten auf der Straße. „Augen auf heißt wachsam sein, Probleme erkennen, umsichtig agieren und reagieren und Fehlentwicklungen korrigieren“, erläuterte Pilz. „Augen öffnen kann sowohl kleine
Gedanken als auch große Umwälzungen in Gang setzen.“
Jetzt wissen die Motorradfahrer, dass die Bike-Pastoren Schaper und Pilz einen unverwechselbaren Stil haben. „Ich bin kein regelmäßiger Kirchgänger“, gesteht Christof Rausch. „Aber beim Biker-Gottesdienst bin ich immer dabei. Ich lerne viel.“Nur die Teilnehmerzahl bei der Ausfahrt war aus Wettergründen nicht üppig. Sechs Fahrer, darunter auch Pilz und Schaper, machten sich auf eine kleine Runde. „Es sind auch schon mal 86 Biker mitgefahren“, verrät Touren-Planer Frank Kirsch. Vielleicht klappt es ja 2021 besser, dann ist erneut der Biker-Gottesdienst zum Saisonabschluss in der Petruskirche angedacht.