Rheinische Post Ratingen

Gegen den Giganten

Borussia Mönchengla­dbach misst sich in der Champions League mit Real Madrid – dem größten Klub der Welt. Ein Vergleich, wie es um die Finanzen, Erfolge und die Kader der beiden Vereine bestellt ist.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Borussia Mönchengla­dbach ist im europäisch­en Fußball ein Name mit gutem Klang. Wegen der Fohlenelf von Hannes Weisweiler, die in den 1970er Jahren den hippsten Fußball von allen spielte. In den 1980ern war Gladbach ebenfalls ständig internatio­nal tätig. Aber auch wegen der vergangene­n Jahre, als der Verein auf Europas Bühne zurückkehr­te. Nun aber kommt am zweiten Spieltag der Champions League ein Gegner, gegen den jeder andere klein wirkt: Real Madrid. Ein Name wie ein Monument. Wo bleibt da Gladbach?

Titel Borussia hat zwei Sterne auf der Brust für fünf deutsche Meistersch­aften. Dazu kommen zwei Uefa-Cup- und drei DFB-Pokalsiege. Den letzten davon gab es vor 25 Jahren. Und Real? Ist Rekordsieg­er in der Champions League ebenso wie im Vorgänger-Wettbewerb, dem Landesmeis­terpokal. Insgesamt war der spanische Rekordmeis­ter, der 34-mal nationaler Champion war, 13-mal das beste Team Europas, sechsmal als Gewinner des Landesmeis­terwettbwe­rbs und siebenmal als Champions-League-Sieger. Eines hat Real mit Gladbach gemeinsam: Zweimal holte es den Uefa-Cup. Insgesamt gewannen die „Königliche­n“97 Titel.

Kader Keylor Navas, Sergio Ramos, Marcelo, Dani Carvajal, Toni Kroos, Luka Modric, Casemiro, Cristiano Ronaldo, Karim Benzema – als Real von 2016 bis 2018 dreimal in Folge die Champions League gewann, standen neun Profis in allen Endspielen in der Startelf. Nur Navas und Ronaldo sind weg, doch der Kern der Mannschaft ist gealtert, Reals Achse ist Ü30. So fehlen in der Marktwert-Tabelle die absoluten Überfliege­r, Torwart Thibaut Courtois soll mit 75 Millionen Euro der Spitzenrei­ter sein. Real verkörpert noch die Premium-Klasse Europas, aber Gladbach muss sich mit Namen wie Marcus Thuram, Florian Neuhaus, Matthias Ginter oder Yann Sommer nicht kleiner machen, als es ist.

Trainer Marco Rose (44) gehört zu den Trainern, denen eine große Zukunft vorausgesa­gt wird. Er hat mit RB Salzburg die Uefa-Youth-League gewonnen, wurde zudem zweimal Meister und einmal Pokalsiege­r in Österreich. Am Dienstag fordert er einen ganz Großen heraus: Zinedine Zidane (48). Der Franzose hat als Spieler alles gewonnen und macht als Trainer weiter: Dreimal holte er mit Real die Champions League, gewann insgesamt 13 Titel. Doch wer Real trainiert, ist auch schnell in der Kritik, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Zidane hat im Borussia-Park mehr zu verlieren als Rose.

Form Nach den Niederlage­n gegen Cádiz in der Liga und Donezk in der Königsklas­se musste Zidane angeblich schon um einen Job zittern. Das 3:1 im Clásico gegen den FC Barcelona hat ihn (vorerst) rehabiliti­ert. Das Duell war eher dröge, Real wirkt verwundbar. „Sie haben Weltklasse-Fußballer in ihren Reihen, eine unheimlich­e hohe Qualität, aber an manchen Tagen menschelt es“, sagt Gladbach-Coach Rose. Seine Mannschaft durchlebt eine Phase mit Höhen und Tiefen, in der ihr nichts zufliegt. Immerhin ist Borussia seit fünf Spielen ungeschlag­en und kassierte bei jedem ihrer Unentschie­den erst spät den Ausgleich. „Wir wollen nicht nur staunen, sondern uns zeigen“, sagt Rose.

Finanzen Real Madrid ist der wertvollst­e Verein der Welt, noch vor Manchester United und dem FC

Barcelona. Die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t KPMG sieht die „Königliche­n“bei 3,5 Milliarden Euro. In Sachen Umsatz liegt Real auf Platz zwei, der Rivale aus Barcelona

führt hier noch, doch Madrid verkraftet die Corona-Krise bislang weitaus besser, heißt es aus Spanien. Die vier Champions-League-Titel in den vergangene­n Jahren haben geholfen, den Schuldenbe­rg abzutragen. In einer anderen Liga als Borussia ist Real finanziell definitiv unterwegs, Umsatz und Personalko­sten bewegen sich allerdings im Bereich des FC Bayern – eines Gegners also, mit dem es Gladbach regelmäßig erfolgreic­h aufnimmt.

Trivia Borussia wurde am 1. August 1900 gegründet und ist damit knapp eineinhalb Jahre älter als Real (6. März 1902). Real ist seit Gründung der spanischen Primera Division 1928 erstklassi­g, Borussia stieg nach dem Bundesliga-Aufstieg 1965 noch zweimal ab (1999, 2007). Drei Borussen wechselten zu Real: Günter Netzer (1973), Henning Jensen (1976) und Uli Stielike (1977). Immerhin ein Real-Mann kam nach Gladbach: Der Verteidige­r Rubén González, ein Nachwuchsm­ann. Das war 2004, die Episode dauerte aber nur ein halbes Jahr, weil er sich mehrmals die Schulter auskugelte. Ein gebürtiger Gladbacher gewann 1998 als Trainer mit Real die Champions League: Jupp Heynckes. Real trägt seine Heimspiele wegen des Umbaus des Bernabeu-Stadions und weil ohnehin keine Zuschauer erlaubt sind im Estadio Alfredo di Stéfano aus, wo sonst die zweite Mannschaft des Klubs spielt.

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