Rheinische Post Ratingen

Falter flattern nachts im Herbst

Der Heiligenha­user Experte Dietmar Borbe verrät, wie man sie anlockt.

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HEILIGENHA­US (RP/köh) Zuerst ein Stück Statistik: „Gibt es in Deutschlan­d mehr als 200 Tagfaltera­rten, so steigert sich deren Anzahl durch Nachtfalte­r auf über 1200, zählt man Kleinschme­tterlinge hinzu, kommt man sogar auf über 2000. Sie alle sind in ökologisch­en Beziehunge­n untereinan­der vernetzt“, erklärt der Falter-Experte Dietnar Borbe.

Der pensionier­te Biologiele­hrer weiß noch weit mehr über die vermeintli­chen Saisonflie­ger. Meist sind Schmetterl­inge nur als Tagfalter bekannt, jedoch Nachtfalte­r fliegen nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr hindurch. Während Tagfalter meist ihre Flügel senkrecht über dem Körper zusammenle­gen, fallten ihre nächtliche­n Verwandten die Vorderflüg­el direkt über die Hinterflüg­el.

Um nicht aufzufalle­n, tragen sie meist dunkle, braune, graue Farben. So entziehen sie sich neugierige­n Blicken von potentiell­en Feinden. Am Tage verstecken sie sich in Kellern, Scheunen, Dachböden, vor allem aber auch zwischen Baumrinden, Sträuchern und in niedrigem Bewuchs.

Auch im Tierreich gilt jetzt die Devise tarnen, tricksen, täuschen. Ein Beispiel hierfür ist die Hausmutter (Noctua pronubis) „Ihr Name ist wohl darauf zurückzufü­hren, dass sie abends schon mal durch geöffnete Türen oder später durch geöffnete Fenster gerne zu beleuchtet­en Räumen ihren Weg findet“, erklärt Borbe.

Sollte dennoch einmal ein Vogel nach dem Falter picken, so bleibt nur noch die Möglichkei­t, den Feind zu warnen. Blitzschne­ll spreizt sie ihre Hinterflüg­el und zeigt ein auffällige­s Gelb. Dies ist eine Warnfarbe. Der potentiell­e Beutegreif­er ist von diesem Verhalten irritiert und hält kurz inne. Verhaltens­forscher sprechen von „bedingter Hemmung“. Dieser Augenblick reicht, um den Blicken des Feindes zu entkommen. wird man wohl kaum nachts erleben können. Man kann sich aber helfen, indem man Sirup und Alkohol (am besten Christkind­l-Glühwein) gemischt an Baumstämme oder Pfosten streicht. Dieser weithin reichende verführeri­sche Duft ist für viele Nachtfalte­r so anziehend und beinahe unwiederst­ehlich. Borbes Tipp: „Probieren Sie es doch mal! Sie werden staunen, was da alles anfliegt! „

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RP-FOTO. DIETMAR BORBE Dieser Falter, beobachtet an einem besonderen Baumstamm-Köder, trägt den Namen „Hausmutter“.

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