Büdchenbetreiber bleibt auf Bier sitzen
Die Sperrstunde ab 23 Uhr hat für Kioskbesitzer wirtschaftliche Folgen. Normalerweise macht Yilmaz Karakas vom Happy Shop mit dem Verkauf von Alkohol nach Mitternacht ein gutes Geschäft. Doch diese Zeiten sind vorbei.
BILK Spät am Wochenende hat Yilmaz Karakas immer am meisten zu tun. Dann kommen die Nachtschwärmer in seinem Happy Shop an der Färberstraße in Bilk vorbei, decken sich am Büdchen mit einer neuen Runde Bier, Wein oder Sekt ein. Oder die Nachbarn holen sich noch schnell einen Absacker, wenn sie mit dem Hund vor dem Schlafengehen ein letztes Mal vor die Tür müssen.
Wenn die Supermärkte längst geschlossen haben, sind die Büdchen in den Vierteln bei der Suche nach alkoholischen Getränken immer eine beliebte Anlaufstelle. Doch seitdem die Sperrstunde um 23 Uhr von der Regierung beschlossen wurde, ist es im Happy Shop am Wochenende ruhig geworden. So ruhig, dass Karakas nicht mehr bis nach Mitternacht im Laden steht. „Früher war ich bis 1 Uhr hier, aber das lohnt sich nicht mehr. Schon ab 22 Uhr ist auf den Straßen nichts mehr los. Meistens gehe ich jetzt gegen 23 Uhr nach Hause“, erzählt der 52-Jährige.
Nicht nur in Bars und Kneipen darf seit Inkrafttreten der Sperrstunde zwischen 23 und 6 Uhr kein Alkohol mehr verkauft werden, auch Kioske und Tankstellen sind von der Corona-Schutzmaßnahme betroffen. „In der Kneipe habe ich das ja noch verstanden. Aber was bringt das bei uns? Die Leute kommen, holen sich ihr Bier ab, gehen wieder nach Hause“, sagt Karakas. Meist seien es junge Menschen, die am Wochenende zu ihm noch nach 23
Uhr kommen. „Aber wenn ich dann kein Bier und keinen Schnaps mehr verkaufen darf, kann ich den Laden besser schließen. Nur für ein paar Zigaretten muss ich nicht bleiben“, sagt Karakas.
An die Sperrstunde und das Alkoholverkaufsverbot hält sich der Büdchenbetreiber konsequent.
Das Risiko, von den Mitarbeitern des Ordnungs- und Servicedienstes der Stadt erwischt zu werden, geht er nicht ein. Er glaubt, letztens auch kontrolliert worden zu sein: „Kurz nach 23 Uhr kamen eine Frau und ein Mann und fragten, ob sie noch ein Bier bekommen könnten. Das habe ich verneint, auch wenn wir den Umsatz in den Nächten am Wochenende bräuchten“, sagt Karakas. Denn eigentlich sind die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie schon seit Monaten in der Kasse spürbar und groß genug, die Sperrstunde verschlimmere nun noch einmal seine Lage und die aller „Spätis“.
Seit Beginn der Pandemie habe er einen Umsatzeinbruch zwischen 300 und 400 Euro am Tag. Das liege auch daran, dass Karakas keine Kunden mehr in sein Büdchen lässt, sondern sie nur noch durch das Fenster bedient. „Das Arbeiten macht so aber keinen Spaß“, sagt der 52-Jährige, der sich zwar auf seine Stammkunden verlassen, aber in diesem Jahr keine Rücklagen für den Ruhestand ansparen kann: „Ich habe einen viel geringeren Umsatz, aber die Kosten für die Miete, Strom und Versicherung laufen weiter. Das Konto ist leer.“
Wie lange er mit dem aktuellen Umsatz weitermachen kann, will der Büdchenbetreiber nicht sagen. Er führt den Happy Shop zusammen mit seiner Frau, zwei Aushilfen kann er sich noch leisten, wenn er zum Beispiel beim Einkauf ist. „Wir sind jetzt seit genau fünf Jahren hier, aber so ein Jahr müssen wir nicht unbedingt noch einmal mitmachen“, sagt Yilmaz Karakas.