Rheinische Post Ratingen

Mettmann vertagt Entscheidu­ng zu eigener Gesamtschu­le

- VON THOMAS PETER

METTMANN/HEILIGENHA­US Der Schulaussc­huss konnte trotz zweieinhal­bstündiger Sondersitz­ung keinen Beschluss für die Einrichtun­g einer Gesamtschu­le in Mettmann fassen. Die Entscheidu­ng soll nun der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag treffen. Die Diskussion ist perspektiv­isch auch in Heiligenha­us von hoher Bedeutung, da an die Gesamtschu­le an der Hülsbecker Straße täglich eine dreistelli­ge Anzahl Mettmanner Schüler einpendelt.

Konkret ging es um die Einleitung des Beantragun­gsverfahre­ns bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf. Während

Grüne, Linke und SPD auf eine zügige Umsetzung drängten, hatten CDU und FDP Bedenken wegen des unzureiche­nden Finanzieru­ngskonzept­es. Die Debatte wurde teilweise überaus emotional geführt.

Kämmerin Veronika Traumann legte die Finanzlage der Stadt dar und riet von der Realisieru­ng zum jetzigen Zeitpunkt ab. Wegen des deutlichen Votums aus der Elternbefr­agung für eine Gesamtschu­le ist die Stadt jedoch in der Pflicht.

Sozialdeze­rnent Marko Sucic erinnerte an die jahrelange­n Kontrovers­en bei dem Versuch, eine Gesamtschu­le zu errichten. Schließlic­h sei im März dieses Jahres der Ratsbeschl­uss gefällt worden, den Prozess einzuleite­n. Laut Schulgeset­z sei der Schulträge­r verpflicht­et, dies zu tun, wenn eine entspreche­nde Nachfrage besteht. Die Elternbefr­agung wurde wegen der Corona-Krise von Mai auf September verschoben und ergab mehr als die erforderli­chen 100 Stimmen pro Jahrgang für die Gesamtschu­le.

Damit sie sind die Planungen weit fortgeschr­itten: Die Gesamtschu­le soll ihren Betrieb zum Schuljahr 2021/22 in den Räumen der ehemaligen Hauptschul­e am Borner Weg starten. Die geforderte Vierzügigk­eit und der Gebundene Ganztagsbe­trieb seien gewährleis­tet. Im Gegenzug wird der Schulbetri­eb der Carl-Fuhlrott-Realschule sukzessive eingestell­t, bevor das Gebäude abgerissen und an seiner Stelle ein Gesamtschu­l-Gebäude neu errichtet wird.

Veronika Traumann legte den Finanzieru­ngsplan für den Bau und den Betrieb der Gesamtschu­le vor. Demnach haben sich die erwarteten Kosten auf aktuell 45,3 Millionen Euro erhöht, davon alleine 6,5 Millionen Mietkosten für Container-Module, in denen der Schulbetri­eb während der Bauphase stattfinde­n soll.„Angesichts des seit vielen Jahren wiederkehr­enden Haushaltsd­efizits muss ich dem Rat zur Finanzieru­ng der Gesamtschu­le eine Erhöhung der Grundsteue­r B vorschlage­n“, sagte Veronika Traumann.

Neben der Gesamtschu­le stünden weitere, notwendige Investitio­nen an, wie der Neubau der Feuerwache, der Baubetrieb­shof und Sanierung und Ausbau der Grundschul­en. „Durch Corona erschwert sich die Lage meiner Meinung nach massiv. Wir werden 2020 und 2021 weitere Finanzschä­den haben, und wir wissen nicht, was 2022 passieren wird.“Fraktionsc­hefin Andrea Metz erklärte, ihre FDP respektier­e grundsätzl­ich das Votum der Elternscha­ft. Doch solange kein tragfähige­s Konzept zur Finanzieru­ng vorliege, könne die Fraktion die Gesamtschu­le nicht mittragen. In die gleiche Richtung, wenn auch viel ausführlic­her, äußerte sich Ute Stöcker (CDU), mit der Ergänzung, dass auch der Ausbau der bestehende­n Grundschul­en sowie der Bau von zwei neuen Kitas wichtig seien.

Ursula Schnelting (Grüne) und Andrea Rottmann (SPD) dagegen wollen keine weitere Zeit mehr verlieren, weil es mit den Jahren immer teurer werde. „Wir freuen uns phänomenal über das Ergebnis der Elternbefr­agung“, erklärte Schnelting, „das ist ein wichtiges Signal für gute Bildung an den neuen Rat“. Damit auch die anderen Fraktionen Zeit hätten, zu diesem Schluss zu kommen, schlug Hanne Steffin-Özlük (Grüne) vor, die Entscheidu­ng in den Rat zu schieben. Damit konnten alle leben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany