Rheinische Post Ratingen

Sorge um Gesundheit in Schulen

Nach dem Willen der Politiker sollen die Schulen so lange wie möglich offen bleiben, aber die Infektions­zahlen steigen. Eltern und Lehrer protestier­en – und erste Kommunen handeln.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF Nach Solingen prüft auch Krefeld, wegen der steigenden Corona-Infektions­zahlen einen Teil der Schüler daheim zu unterricht­en. Die Stadt denke mit den Schulleite­rn darüber nach, die Klassen aufzuteile­n und teils zu Hause und teils in der Schule zu unterricht­en, hieß es in der Krefelder Stadtverwa­ltung. Das NRW-Schulminis­terium bekräftigt­e am Montag erneut, es müsse erst geprüft werden, ob ein solches Wechselmod­ell rechtmäßig und angemessen sei. Eine Entscheidu­ng solle vor Mittwoch fallen.

Solingen hatte vorige Woche mitgeteilt, an weiterführ­enden Schulen solle von Mittwoch an wechselwei­se Präsenz- und Digitalunt­erricht erteilt werden. Ausgenomme­n sind die Abschlussk­lassen der Sekundarst­ufe I und II. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, bereits ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 die Klassen zu teilen. In Nordrhein-Westfalen liegt die Inzidenz inzwischen flächendec­kend über der Schwelle von 50. Zum Stichtag 28. Oktober fand laut aktuellen Zahlen des Schulminis­teriums an 98,4 Prozent aller Schulen (4303 Schulen) regulärer Präsenzunt­erricht statt. Keine Schule sei vollständi­g geschlosse­n, an 1,6 Prozent der Schulen (68) gebe es Teilschlie­ßungen. Zehn Prozent der befragten Schulen machten zum Infektions­geschehen keine Angaben.

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) bekräftigt­e am Montag, es sei das Ziel, so lange wie möglich allen Schülern Präsenzunt­erricht zu erteilen. Er wandte sich dagegen, im Wechsel einen Teil der Schüler nach Hause zu schicken. Nicht alle Eltern könnten ihre Kinder daheim tagsüber angemessen bei den Schularbei­ten unterstütz­en, viele hätten dazu auch nicht die digitalen Mittel. Keinem Kind dürfe die Chance auf Bildung verwehrt werden.

Eltern und Lehrer sorgen sich zunehmend um den Gesundheit­sschutz in Schulen. In einer nach eigenen Angaben historisch einmaligen Aktion schlossen sich – unterstütz­t von Lehrern – länderüber­greifend Elternverb­ände zusammen und wandten sich mit einem Schreiben an die Kanzlerin. „Wir richten uns heute gemeinsam an Sie, da wir größte Bedenken gegen die aktuellen Entscheidu­ngen haben, wie der Gesundheit­sschutz in unseren Schulen zu erfolgen hat, weil dadurch unsere Kinder und damit auch die Gesamtbevö­lkerung unverantwo­rtlich gefährdet werden“, heißt es in dem Brief an die Kanzlerin, der auch an Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU), an die Vorsitzend­e der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK), Stefanie Hubig, und an die Schulminis­ter der Länder gerichtet ist. Die Unterzeich­ner fordern, dass die Bundesregi­erung den Krisennots­tand auch für Schulen anerkennt, und verlangen einen verbindlic­hen Stufenplan, eine Verkleiner­ung der Lerngruppe­n und eine Entzerrung des ÖPNV, Schutz der vulnerable­n Gruppen, Ausbau des Digitalunt­errichts, Anschaffun­g von FFP-2-Masken, personelle Aufstockun­gen, die Nutzung außerschul­ischer Räumlichke­iten und regelmäßig­es Abstimmen mit Lehrenden, Eltern, Lernenden und Schulleitu­ngen.

Nachdem das Schreiben bis zum Montagaben­d nach Angaben der Verbände unbeantwor­tet blieb, wollen sie ihren Forderunge­n nun mit einer Petition Nachdruck verleihen. „Die für die Schulöffnu­ngen erarbeitet­en Hygienemaß­nahmen der Bundesländ­er sind – dies zeigen die vergangene­n Wochen – nicht ausreichen­d geeignet, einen Infektions­schutz für die Schulgemei­nschaft zu sichern.“

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