Sorge um Gesundheit in Schulen
Nach dem Willen der Politiker sollen die Schulen so lange wie möglich offen bleiben, aber die Infektionszahlen steigen. Eltern und Lehrer protestieren – und erste Kommunen handeln.
DÜSSELDORF Nach Solingen prüft auch Krefeld, wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen einen Teil der Schüler daheim zu unterrichten. Die Stadt denke mit den Schulleitern darüber nach, die Klassen aufzuteilen und teils zu Hause und teils in der Schule zu unterrichten, hieß es in der Krefelder Stadtverwaltung. Das NRW-Schulministerium bekräftigte am Montag erneut, es müsse erst geprüft werden, ob ein solches Wechselmodell rechtmäßig und angemessen sei. Eine Entscheidung solle vor Mittwoch fallen.
Solingen hatte vorige Woche mitgeteilt, an weiterführenden Schulen solle von Mittwoch an wechselweise Präsenz- und Digitalunterricht erteilt werden. Ausgenommen sind die Abschlussklassen der Sekundarstufe I und II. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, bereits ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 die Klassen zu teilen. In Nordrhein-Westfalen liegt die Inzidenz inzwischen flächendeckend über der Schwelle von 50. Zum Stichtag 28. Oktober fand laut aktuellen Zahlen des Schulministeriums an 98,4 Prozent aller Schulen (4303 Schulen) regulärer Präsenzunterricht statt. Keine Schule sei vollständig geschlossen, an 1,6 Prozent der Schulen (68) gebe es Teilschließungen. Zehn Prozent der befragten Schulen machten zum Infektionsgeschehen keine Angaben.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bekräftigte am Montag, es sei das Ziel, so lange wie möglich allen Schülern Präsenzunterricht zu erteilen. Er wandte sich dagegen, im Wechsel einen Teil der Schüler nach Hause zu schicken. Nicht alle Eltern könnten ihre Kinder daheim tagsüber angemessen bei den Schularbeiten unterstützen, viele hätten dazu auch nicht die digitalen Mittel. Keinem Kind dürfe die Chance auf Bildung verwehrt werden.
Eltern und Lehrer sorgen sich zunehmend um den Gesundheitsschutz in Schulen. In einer nach eigenen Angaben historisch einmaligen Aktion schlossen sich – unterstützt von Lehrern – länderübergreifend Elternverbände zusammen und wandten sich mit einem Schreiben an die Kanzlerin. „Wir richten uns heute gemeinsam an Sie, da wir größte Bedenken gegen die aktuellen Entscheidungen haben, wie der Gesundheitsschutz in unseren Schulen zu erfolgen hat, weil dadurch unsere Kinder und damit auch die Gesamtbevölkerung unverantwortlich gefährdet werden“, heißt es in dem Brief an die Kanzlerin, der auch an Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), an die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig, und an die Schulminister der Länder gerichtet ist. Die Unterzeichner fordern, dass die Bundesregierung den Krisennotstand auch für Schulen anerkennt, und verlangen einen verbindlichen Stufenplan, eine Verkleinerung der Lerngruppen und eine Entzerrung des ÖPNV, Schutz der vulnerablen Gruppen, Ausbau des Digitalunterrichts, Anschaffung von FFP-2-Masken, personelle Aufstockungen, die Nutzung außerschulischer Räumlichkeiten und regelmäßiges Abstimmen mit Lehrenden, Eltern, Lernenden und Schulleitungen.
Nachdem das Schreiben bis zum Montagabend nach Angaben der Verbände unbeantwortet blieb, wollen sie ihren Forderungen nun mit einer Petition Nachdruck verleihen. „Die für die Schulöffnungen erarbeiteten Hygienemaßnahmen der Bundesländer sind – dies zeigen die vergangenen Wochen – nicht ausreichend geeignet, einen Infektionsschutz für die Schulgemeinschaft zu sichern.“