Rheinische Post Ratingen

So unsicher fühlt sich NRW

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Im Dunkeln haben Menschen mehr Angst als am helllichte­n Tag; Frauen fühlen sich nachts unsicherer als Männer; in einer intakten Nachbarsch­aft, wo jeder jeden kennt, fühlt man sich wohler als in Vierteln, die als soziale Brennpunkt­e gelten. Und bei Frauen ist die Sorge größer, Opfer eines sexuellen Übergriffe­s zu werden, als bei Männern. Polemisch gefragt: Wer hätte das gedacht?

Die Ergebnisse der ersten großen und einer halben Millionen Euro teuren Dunkelfeld­studie in Nordrhein-Westfalen zu Gewalt und Kriminalit­ät, die Innenminis­ter Herbert Reul und Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch (beide CDU) in Auftrag gegeben haben, klingen in Teilen schon recht banal und wenig erhellend. Dennoch hat die Studie ihre Berechtigu­ng: So hat sie zutage gefördert, dass viele Gewaltopfe­r nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen, und deswegen keine Hilfe in Anspruch nehmen – obwohl es entspreche­nde Anlaufstel­len gibt. Erhofft hatte sich der neutrale Beobachter aber wesentlich mehr; es sollte doch endlich offengeleg­t werden, wie viele Straftaten nicht in der jährlichen Kriminalit­ätsstatist­ik (im sogenannte­n Hellfeld) erfasst werden. Die Studie bilanziert zwar, dass viele Delikte nicht zur Anzeige gebracht werden, aber das wusste man – mehr oder weniger detaillier­t – auch schon vorher. Wenig überrasche­nd sind auch die Gründe für das mangelnde Anzeigever­halten; wie zum Beispiel dass Beleidigun­gen nur sehr selten zur Anzeige gebracht werden, weil die Betroffene­n die Tat als zu harmlos empfinden.

Jetzt hat man aber immerhin schwarz auf weiß, was man vorher lediglich angenommen hatte: Die Gründe dafür, wieso sich viele Menschen im Land unsicher fühlen, obwohl sich die Kriminalit­ät in Nordrhein-Westfalen auf dem niedrigste­n Stand seit 30 Jahren bewegt.

BERICHT VIELE GEWALTOPFE­R..., NORDRHEIN-WESTFALEN

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