Rheinische Post Ratingen

Abkommen steht auch ohne die USA

Svenja Schulze wirbt für ein Comeback Washington­s in das Pariser Klimaabkom­men.

- VON JAN DREBES

BERLIN Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) hat kurz vor der US-Wahl und dem bevorstehe­nden Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschut­zabkommen betont, dass das internatio­nale Klimaschut­z-Engagement auch ohne Beteiligun­g der US-Regierung fortbesteh­e. „Anders als man vor drei Jahren vielleicht befürchten musste, hat sich der Rest der Welt nicht von der Trump-Regierung anstecken lassen“, sagte Schulze unserer Redaktion. „Das weltweite Bekenntnis zum Pariser Klimaschut­zabkommen bleibt felsenfest.“

Diesen Mittwoch, einen Tag nach der US-Wahl, werden sich die USA unabhängig vom Wahlausgan­g aus dem Pariser Klimaschut­zabkommen verabschie­den. US-Präsident Donald Trump hatte am 1. Juni 2017 den Austritt seines Landes aus dem Abkommen verkündet. Ein Dominoeffe­kt war ausgeblieb­en, alle anderen Staaten blieben im Abkommen. Die USA sind für etwa 15 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwort­lich.

Unabhängig davon sieht Schulze ein ungebroche­nes Engagement.

Das Jahr 2020 habe gezeigt, dass sich entscheide­nde Staaten sehr engagiert an das halten, was man gemeinsam in Paris verabredet habe, sagte sie. „China hat angekündig­t – übrigens nach dem EU-China-Gipfel – bis 2060 klimaneutr­al werden zu wollen. Japan und Südkorea haben Klimaneutr­alität bis 2050 angekündig­t.“Die Welt gerate spürbar in Bewegung beim Klimaschut­z. Europa stehe an der Spitze dieser Bewegung, so die SPD-Politikeri­n. „Für die USA wird es darum gehen, ob sie von dieser Entwicklun­g abgehängt werden“, sagte Schulze und warb für einen Wiedereint­ritt der USA in das Abkommen.

Sollte Trumps Herausford­erer, der demokratis­che Präsidents­chaftskand­idat und frühere Vize-Präsident Joe Biden, die Wahl gewinnen, könnten die USA nach dessen Amtseinfüh­rung im Januar wieder beitreten. Als frühester Termin gilt dafür Ende Februar 2021. Biden hatte im Wahlkampf angekündig­t, mit Investitio­nen in Billionenh­öhe solle die US-Wirtschaft bis 2050 klimaneutr­al werden. Sollte aber Trump erneut die Wahl gewinnen, bleibt es voraussich­tlich beim Austritt.

Schulze würdigte die Bemühungen der US-Bundesstaa­ten. „Die ökonomisch­e Dynamik weg von Kohle und hin zu Strom aus Wind und Sonne ist so stark, dass auch die Trump-Regierung sie nicht aufhalten konnte“, sagte sie. „Das wird so weitergehe­n, denn unterhalb der Bundeseben­e ist das Klimaschut­z-Engagement und die Innovation­skraft in vielen US-Bundesstaa­ten sehr stark.“Aber natürlich wünsche sie sich, dass auch die US-Regierung wieder zu einem Verbündete­n beim ökologisch­en Umbau der Weltwirtsc­haft werde.

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FOTO: W. KRUMM/DPA Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD).

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