Rheinische Post Ratingen

Grüne wollen Bündnis mit der CDU

Im Stadtrat rückt ein schwarz-grünes Bündnis näher. Die Grünen sprachen sich mit 74 Prozent Zustimmung für Verhandlun­gen aus.

- VON ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die Grünen streben das erste Bündnis mit der CDU im Stadtrat an. Die zwölfköpfi­ge Sondierung­sgruppe empfahl den Mitglieder­n bei einer Videokonfe­renz am Montagaben­d einstimmig, vertiefend­en Gesprächen zuzustimme­n. In den vergangene­n Wochen hatten die Grünen erste Gespräche mit der CDU, aber auch über eine Fortsetzun­g des Ampel-Bündnisses mit SPD und Grünen geführt. Die Mitglieder folgten nach rund 90-minütiger Debatte der Empfehlung mit einer Mehrheit von 74 Prozent der Stimmen. 18 Prozent stimmten dagegen, acht Prozent enthielten sich.

Die Verhandlun­gsgruppe begründete die Empfehlung mit vielverspr­echenden Übereinsti­mmungen in den ersten Gesprächen. In für die Grünen zentralen Fragen wie Mobilität und Klimaschut­z zeigte sich mit der CDU offenbar etwas weniger Dissens als mit der FDP.

Darüber hinaus glaubt die Verhandlun­gsgruppe, dass sich die politische­n Ziele besser umsetzen lassen, da mit Stephan Keller ein CDU-Politiker ins Oberbürger­meister-Amt gewählt worden ist – der in den Gesprächen offensicht­lich einen guten Eindruck hinterließ. Man habe Keller als „sehr konstrukti­v und auch als führend wahrgenomm­en“, sagte Clara Gerlach den Mitglieder­n. Nach den vertiefend­en Gesprächen werden die Mitglieder noch einmal befragt, bevor die Grünen dem Bündnis zustimmen.

Die Grünen befinden sich nach dem Rekorderge­bnis bei der Wahl am 13. September in einer komfortabl­en Situation: Sie werden der neuen Ratsmehrhe­it fast sicher angehören und haben zwei Möglichkei­ten.

Denn die Sozialdemo­kraten haben einem Bündnis mit der CDU eine Absage erteilt. Die Fraktion der Grünen hat sich von elf auf 22 Mitglieder verdoppelt, erstmals stellen sie hinter der CDU (30 Sitze) die größte Fraktion im Rat.

Die CDU hat in den Sondierung­en offenbar in der in Düsseldorf zuletzt so umstritten­en Verkehrspo­litik Verhandlun­gsbereitsc­haft signalisie­rt. So fordern die Grünen zum Beispiel einen Ersatz für die Streichung der Umweltspur. Auch die CDU will zudem mehr Tempo beim Radwegebau machen. Anders als die FDP habe die Union auch zugesagt, dass sie 60 Millionen Euro pro Jahr für eine Klimaschut­zoffensive ohne Finanzieru­ngsvorbeha­lt freigeben will, berichtete die Verhandlun­gsgruppe. Vorbehalte bei den Grünen gibt es gegen den härteren Kurs in der Sicherheit­spolitik, den Keller angekündig­t hat. Auch seine „Staufreies Düsseldorf“-Plakate wurden von den Mitglieder­n mehrfach kritisch angesproch­en.

Auch die sechs Jahre im Ampel-Bündnis haben die Entscheidu­ng beeinfluss­t. Die ehemalige Ratsfrau Karin Trepke erinnerte in einer Wortmeldun­g an eine „extrem schwierige“Zusammenar­beit. Nun hätten die Grünen bei einem erneuten Ampel-Bündnis auch noch den Oberbürger­meister gegen sich. Früher wäre ihr die „Hand abgefault“, wenn sie sie für die CDU hätte heben müssen, sagte Trepke – jetzt befürworte sie ein solches Bündnis.

Der CDU-Kreisvorsi­tzende Thomas Jarzombek lobt ebenfalls „konstrukti­ve und pragmatisc­he“Sondierung­sgespräche mit den Grünen. Man habe trotz aller Differenze­n eine „Menge gemeinsame­r Linien“entdeckt. Auch das menschlich­e Miteinande­r sei vielverspr­echend. Nun müsse man schnell, aber sorgfältig die strittigen Fragen klären.

SPD-Chef Andreas Rimkus kritisiert hingegen die Entscheidu­ng. Die Ampel hätte für den fortschrit­tlichen und weltoffene­n Teil der Politik in Düsseldorf gestanden, diese Kräfte seien im Stadtrat bei der Wahl auch noch einmal gestärkt worden. „Die Grünen haben diese Kräfte im Regen stehen lassen.“Die FDP-Vorsitzend­e Marie-Agnes Strack-Zimmermann bedauert, dass es keine Fortsetzun­g der Ampel gibt. Das Bündnis habe gut funktionie­rt und gute Arbeit geleistet, die Probleme habe es eher mit dem Oberbürger­meister gegeben.

 ?? RP-F: BRETZ ?? Mitglieder­versammlun­g in Corona-Zeiten: Sprecherin­nen Paula Elsholz (l.) und Mirja Cordes und Vorstandsm­itglied Stefan Müller bei der Videokonfe­renz.
RP-F: BRETZ Mitglieder­versammlun­g in Corona-Zeiten: Sprecherin­nen Paula Elsholz (l.) und Mirja Cordes und Vorstandsm­itglied Stefan Müller bei der Videokonfe­renz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany