Keller schenkt Geisel zum Abschied ein Fahrrad
Der neue Oberbürgermeister hat übernommen. Am Donnerstag könnte er eine überlange erste Ratssitzung leiten müssen.
DÜSSELDORF (arl) Der neue Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) hat seinen ersten Arbeitstag absolviert – und am Morgen bei einem kleinen Empfang auf Abstand die Geschäfte von Vorgänger Thomas Geisel (SPD) übernommen. Geisel gab symbolisch einen Staffelstab an Keller weiter. Der überreichte Geisel ein Rennrad als Abschiedsgeschenk. Keller ist begeisterter Rennradfahrer, Geisel ist durch das Gastspiel der Tour de France im Jahr 2017 dem Radsport verbunden.
Keller wendete sich in einer E-Mail an die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Der gemeinsame Erfolg in den nächsten Jahren werde davon abhängen, „wie gut wir zusammenarbeiten und wie sehr wir uns aufeinander verlassen können“, schrieb er. Keller kündigte an, die Verwaltung „digital“und „flexibel“weiterentwickeln zu wollen.
Auf dem Terminkalender am ersten Arbeitstag standen nicht nur Kennenlerntreffen – Keller muss sich angesichts der konstituierenden Ratssitzung am Donnerstag schnell einarbeiten. Mit Kämmerin Dorothée Schneider stand ein Treffen zum Haushaltsentwurf an, der am Donnerstag eingebracht wird. Bei den Planungen geht es auch um die Frage nach Düsseldorfs Corona-Strategie.
Auch die Ratssitzung steht ganz im Zeichen von Pandemie. Bei der ersten Zusammenkunft der 90 Ratsleute der neuen Wahlperiode stehen viele richtungsweisende Entscheidungen an. Ausschüsse und Aufsichtsratsgremien werden besetzt. Die Sitzung findet nicht im Ratssaal, sondern im Congress Center an der Messe statt, um die Mindestabstände einzuhalten. Die großen Fraktionen wollen sich zudem darauf verständigen, die Sitzung mit straffem Zeitplan abzuarbeiten. Am Nachmittag kamen Keller und die Fraktionsspitzen
zum Ältestenrat zusammen.
Dass es am Donnerstag schnell geht, ist allerdings nicht ausgemacht: Torsten Lemmer, der den einzigen Sitz der Wählergruppe Freie Wähler innehat, droht damit, geheime Abstimmung für alle Entscheidungen zu beantragen – was offenbar rechtlich zulässig wäre. Damit könnte sich die um 11 Uhr startende Sitzung bis weit in die Nacht ziehen. Lemmer bestätigt das, er will sich Mittwoch entscheiden. Er hoffe, dass Ratsleute gegen die Parteilinie stimmen. „Mir ist Corona egal“, sagt Lemmer. Demokratie sei wichtiger.