Rheinische Post Ratingen

Ärger über Gedränge am Airport

Zwei Passagiere berichten, wie es bei der Fahrt im Bus zum Flughafenb­ahnhof und bei der Einreise an der Passkontro­lle zu eng wurde. Der Flughafen bedauert die Vorkommnis­se.

- VON ALEXANDER ESCH

LOHAUSEN Am Flughafen ist es am Sonntag in zwei unterschie­dlichen Situatione­n zu engen Ansammlung­en von Menschen gekommen. Zwei Passagiere dokumentie­rten das Geschehen und wandten sich in Sorge über eine erhöhte Ansteckung­sgefahr an unsere Redaktion.

Im ersten Fall schildert Daniel A. (der vollständi­ge Name ist der Redaktion bekannt), wie sich am Mittag nach der Landung seines Flugzeugs aus den Seychellen eine Schlange vor der Passkontro­lle für Nicht-EU-Bürger bildete. „Die Zustände waren katastroph­al. Es bildete sich eine riesige Traube und es wurde kein Abstand gehalten. Masken wurden vielleicht von der Hälfte der Personen getragen.“Und es habe keine Ordnungskr­äfte gegeben, die sich um Einhaltung der geltenden Regeln gekümmert hätten. Daniel A. sei froh gewesen, dass er als EU-Bürger nicht anstehen musste. „Ich bin geschockt über diese Zustände am Düsseldorf­er Flughafen. Das hatte Hotspot-Potenzial“, sagt er mit Blick auf die leichte Übertragun­g des Coronaviru­s in solchen Situatione­n. Besondere Absurdität am Rande: Zur Schlange kam es auch aufgrund zusätzlich­er Vorsichtsm­aßnahmen wegen der Pandemie. So wurden die Einreisend­en laut Daniel A. nach Coronatest­s gefragt und es wurden Anschrift, Flugdaten und vorherige Unterkünft­e abgefragt.

Am Abend dann geriet Jörn Finger an der Bushaltest­elle für den Skytrain-Ersatzverk­ehr in ein Gedränge, das sich auch während der 15-minütigen Fahrt zum Bahnhof fortsetzte. „Das grenzt mit hoher Wahrschein­lichkeit an eine Gefahr für die Gesundheit der Passagiere und ist in keiner Weise mit den Corona-Hygienereg­eln und mit einem guten Kundenserv­ice zu vereinbare­n.“

Finger berichtet, um 17.50 Uhr an der Bushaltest­elle eingetroff­en zu sein, seinen Zug nach Duisburg wollte er um 18.09 Uhr erreichen, was aus seiner Sicht mit dem Skytrain möglich gewesen wäre. Um 18.15 Uhr wartete Finger nach eigenen Angaben jedoch immer noch auf den Bus, inmitten von 43 weiteren Menschen, wie er sagt. Um 18.20 Uhr sei dann ein „absolut überfüllte­r“Bus abgefahren. Fenster seien nicht zu öffnen gewesen. Nicht alle Fahrgäste hielten sich laut Finger an die Maskenpfli­cht. Und: Diese Situation am Sonntagabe­nd sei kein Einzelfall gewesen, sondern habe sich in den vergangene­n Wochen bereits „grenzwerti­g“entwickelt. Auch werktags früh am Morgen sei es schon sehr voll in den Bussen geworden, sagt der Vielfliege­r. Durch Situatione­n wie diese sei es kein Wunder, das Infektions­ketten meistens nicht mehr nachverfol­gt werden könnten.

Zum Hintergrun­d: Montags bis samstags verkehrt der Sky-Train momentan im Betriebsze­itraum von 6 bis 22 Uhr mit zwei Zügen. In den übrigen Betriebsze­iten (3.45 bis 6 Uhr und von 22 bis 0.45 Uhr) sowie sonntags fahren Busse als Ersatz.

Der Flughafen bedauert die Vorkommnis­se in einer Antwort auf Nachfrage unserer Redaktion. Sprecher Christian Hinkel sagt, dass grundsätzl­ich versucht werde, die Taktung des Sky-Trains und des Ersatzverk­ehrs je nach Passagiera­ufkommen anzupassen. „Leider ist dies in kurzfristi­gen Verkehrssp­itzen nicht immer in der manchmal knappen Vorlaufzei­t machbar.“Bei der geschilder­ten Lage am Sonntagabe­nd hätten laut Hinkel zwei Busse im Einsatz sein müssen, was einer Taktung von etwa zehn bis 15 Minuten entspreche. Laut Finger habe ein Bus während der Wartezeit allerdings nur Fahrgäste herausgela­ssen und keine neuen aufgenomme­n.

Flughafens­precher Hinkel beschreibt zudem einen „Spagat zwischen Kosteneins­parung und Weiterführ­ung von Prozessen bei niederem Passagier- und Verkehrsau­fkommen“.

Das sei nötig, um „die akuten finanziell­en Auswirkung­en der Corona-Krise auf den Airport abzufedern“, alle Möglichkei­ten zur Liquidität­ssicherung müssten ausgeschöp­ft werden. Dazu zähle neben Kurzarbeit auch der SkyTrain-Betrieb. „Wir bitten hierfür in dieser außergewöh­nlichen Zeit um Verständni­s.“

Hinkel ergänzt, dass laut Coronaschu­tzverordnu­ng des Landes Maskenschu­tz ausreiche, wenn Mindestabs­tände durch die räumliche Situation nicht eingehalte­n werden könnten. Das sagt er auch zur Menschentr­aube

bei der Passkontro­lle. Dort sei allerdings die Bundespoli­zei zuständig, was eine Sprecherin bestätigt. Zum konkreten Fall konnte sie am Montagaben­d noch nichts sagen.

Laut Hinkel gehe die Mehrheit der Passagiere verantwort­lich mit der Situation um.

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FOTO: DANIEL A. In der Einreise-Schlange für Nicht-EU-Bürger war der Mindestabs­tand am Sonntagmit­tag kaum einzuhalte­n.
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FOTO: JÖRN FINGER Statt dem Skytrain fährt am Sonntag derzeit ein Bus – der jetzt nahezu voll besetzt war. Fenster ließen sich nicht öffnen.

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