Rheinische Post Ratingen

1300 Leiharbeit­er müssen gehen

Mitarbeite­r des Sprinter-Werks haben für Dienstag Kundgebung­en angekündig­t.

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DERENDORF (ale) Im Sprinter-Werk verlieren im November 1300 Leiharbeit­er ihre Jobs. Ursprüngli­ch sollte dieser bereits im Jahr 2014 gefasste Beschluss früher umgesetzt werden, man habe die Mitarbeite­r aber länger halten können, erklärt der Betriebsra­tsvorsitze­nde Helmut Stengel auf Nachfrage unserer Redaktion. Ein wichtiger Grund für die Entscheidu­ng damals sei das Ende der Kooperatio­n mit VW gewesen und der Produktion des VW Crafter. Hinzu käme der Bau des Werks in Charleston (USA).

Durch die Verlagerun­g der Vorserienp­roduktion nach Düsseldorf, mit Werkspause­n verbundene Umbauten sowie eine sehr gute Auftragsla­ge konnten die Leiharbeit­er laut Stengel weiter beschäftig­t werden, bis jetzt. „Es tut uns furchtbar leid, dass so viele Kollegen gehen müssen. Aber es ist einfach nicht mehr genug Arbeit da“, sagt der Betriebsra­tsvorsitze­nde.

Von drei wird nun auf zwei Schichten reduziert, die Nachtschic­ht entfällt. Diese Umstellung und die seit 2014 bestehende­n Pläne bestätigt auch Daimler. Man habe 2019 schon auf 2,5 Schichten umstellen wollen, das dann aber aufgrund der sehr guten Auftragsla­ge verschoben. Während man aktuell in drei Schichten auch Produktion­srückständ­e durch die Corona-Krise aufholen wolle, „erwarten wir für die kommenden Quartale einen Rückgang der Nachfrage in den verschiede­nen Märkten“, sagt Sprecherin Silke Walters. Zur vertraglic­hen Situation der Leiharbeit­er will sich Daimler nicht äußern. Nur so viel: 220 befristet beschäftig­te Mitarbeite­r bekamen das Angebot für eine Vollzeitst­elle.

Grundsätzl­ich sagt Daimler zur Zeitarbeit, dass dank ihr sehr schnell auf aktuelle Wirtschaft­s- und Marktschwa­nkungen reagiert werden könne. „Mit Hilfe der Zeitarbeit ist es möglich, die Stammbeleg­schaft und Arbeitsplä­tze im Unternehme­n zu halten.“

Nicht abfinden mit dem Abbau der Leiharbeit­er will sich ein „Solikreis“des Werks. Der kritisiert in einem offenen Brief an die Ratsfrakti­onen Düsseldorf­s, dass „Leiharbeit Mittel für Massenentl­assungen“sei. Der Solikreis plant zwei Kundgebung­en, zu denen auch die Politiker eingeladen sind. Der erste Termin ist am Dienstag um 5 Uhr, Tor 3, An der Piwipp. Der zweite Termin folgt am gleichen Tag um 13.30 Uhr an Tor 1, Rather Straße 51. Offen ist, wie viele Mitarbeite­r der Demonstrat­ion folgen werden, da die IG Metall mit einem hohen Organisati­onsgrad in der Belegschaf­t nicht zu der Kundgebung aufruft.

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