Ein neues Graffito für die Buchwalds
2017 beauftragten Heide und Günter Buchwald einen Künstler, der einen Affen auf ihr Tor sprühte. Dann wurde das Bild zerstört.
FLINGERN-NORD Eigentlich wollte Heide Buchwald ihre Garage lassen, wie sie ist. Zu enttäuscht ist sie damals gewesen, als Unbekannte über Nacht den Saxofon spielenden Affen beschmierten. „Nur zwei Wochen hatten wir ihn“, sagt die Flingeranerin, die drei Jahre auf das Bild schaute, das sie bei einem befreundeten Künstler beauftragt hatte, das nach einer Reinigung zwar wiederzuerkennen, aber nicht mehr so schön war, wie am Anfang. Immer mal wieder dachte sie daran, das Tor neu gestalten zu lassen, aber der Frust saß tief bei ihr und ihrem Mann Günter, bis Heide Buchwald im Sommer Monika Schreiber kennenlernte.
Die beiden trafen sich ab und an, wenn sie mit den Hunden spazieren waren. Sie kamen ins Gespräch, erst über die Tiere, dann über die Kunst. Monika Schreiber studiert an der Fachhochschule Grafik-Design, „Heide erklärte mir das Bild von Klaus Klinger auf ihrer Fassade“, erinnert sich die 26-Jährige. Und irgendwann gab sich Buchwald einen Ruck, hatte wieder Lust auf etwas Neues und bot schließlich ihrer Nachbarin das Garagentor für ein Projekt an.
Die Studentin holte ihre Kommilitonin Safia Sokolow (24) ins Boot und arbeitete drei Nächte lang an dem Tor. Immer wieder wurden die beiden angesprochen von Spaziergängern, was sie denn da treiben im Dunkeln, bei Wind und Wetter, ob die Eigentümer denn Bescheid wissen. So viel Glück hatten die Buchwalds vor drei Jahren nicht, als der Affe verunstaltet wurde. „Wir haben nachts gemalt, damit das Bild nicht wieder beschmiert wird“, sagt Sokolow, und tagsüber haben es die Studentinnen mit Folie abgeklebt, bis der Graffiti-Schutz getrocknet war.
Weil eine so prominente Leinwand selten ist, wollten Monika Schreiber und Safia Sokolow ein Werk schaffen, das etwas aussagt. Am Küchentisch der Buchwalds legten die beiden Frauen Skizzen vor, so richtig happy war Günter Buchwald erst nicht über die Schweine, die an seiner Garage prangen sollten. Aber er ließ sich überstimmen, „hier läuft alles demokratisch ab“, sagt Günter Buchwald.
Auf den ersten Blick wirken die schwarz gemalten Schweine auf weißem Untergrund ganz harmlos, ein friedliches Bild, das erst beim zweiten Hinschauen eine wichtige Botschaft sendet: „Der Mensch geht lieber zugrunde, als dass er seine Gewohnheiten ändert“, steht oben drüber, in der Ecke unten links eine Art Erklärung für das Bild, das Safia Sokolow und Monika Schreiber geschaffen haben: „Die Größe dieses Garagentors entspricht dem Platz, der bis zu fünf Mastschweinen mit einem Gewicht bis zu 110 Kilogramm zugesprochen wird.“
„Die Buchwalds gaben mir eine Stimme“, sagt Monika Schreiber, die diese Stimme nicht für sich nutzen, sondern jemandem geben wollte, „der in unserer Welt keine hat.“Schreiber entschied sich für die Schweine und mit ihrer Kunst will auf die Massentierhaltung aufmerksam machen, „und vielleicht werden die Menschen einsichtiger, die in Corona-Zeiten selbst erleben, wie es ist eingesperrt zu sein“.