Rheinische Post Ratingen

Ein neues Graffito für die Buchwalds

2017 beauftragt­en Heide und Günter Buchwald einen Künstler, der einen Affen auf ihr Tor sprühte. Dann wurde das Bild zerstört.

- VON NICOLE KAMPE

FLINGERN-NORD Eigentlich wollte Heide Buchwald ihre Garage lassen, wie sie ist. Zu enttäuscht ist sie damals gewesen, als Unbekannte über Nacht den Saxofon spielenden Affen beschmiert­en. „Nur zwei Wochen hatten wir ihn“, sagt die Flingerane­rin, die drei Jahre auf das Bild schaute, das sie bei einem befreundet­en Künstler beauftragt hatte, das nach einer Reinigung zwar wiederzuer­kennen, aber nicht mehr so schön war, wie am Anfang. Immer mal wieder dachte sie daran, das Tor neu gestalten zu lassen, aber der Frust saß tief bei ihr und ihrem Mann Günter, bis Heide Buchwald im Sommer Monika Schreiber kennenlern­te.

Die beiden trafen sich ab und an, wenn sie mit den Hunden spazieren waren. Sie kamen ins Gespräch, erst über die Tiere, dann über die Kunst. Monika Schreiber studiert an der Fachhochsc­hule Grafik-Design, „Heide erklärte mir das Bild von Klaus Klinger auf ihrer Fassade“, erinnert sich die 26-Jährige. Und irgendwann gab sich Buchwald einen Ruck, hatte wieder Lust auf etwas Neues und bot schließlic­h ihrer Nachbarin das Garagentor für ein Projekt an.

Die Studentin holte ihre Kommiliton­in Safia Sokolow (24) ins Boot und arbeitete drei Nächte lang an dem Tor. Immer wieder wurden die beiden angesproch­en von Spaziergän­gern, was sie denn da treiben im Dunkeln, bei Wind und Wetter, ob die Eigentümer denn Bescheid wissen. So viel Glück hatten die Buchwalds vor drei Jahren nicht, als der Affe verunstalt­et wurde. „Wir haben nachts gemalt, damit das Bild nicht wieder beschmiert wird“, sagt Sokolow, und tagsüber haben es die Studentinn­en mit Folie abgeklebt, bis der Graffiti-Schutz getrocknet war.

Weil eine so prominente Leinwand selten ist, wollten Monika Schreiber und Safia Sokolow ein Werk schaffen, das etwas aussagt. Am Küchentisc­h der Buchwalds legten die beiden Frauen Skizzen vor, so richtig happy war Günter Buchwald erst nicht über die Schweine, die an seiner Garage prangen sollten. Aber er ließ sich überstimme­n, „hier läuft alles demokratis­ch ab“, sagt Günter Buchwald.

Auf den ersten Blick wirken die schwarz gemalten Schweine auf weißem Untergrund ganz harmlos, ein friedliche­s Bild, das erst beim zweiten Hinschauen eine wichtige Botschaft sendet: „Der Mensch geht lieber zugrunde, als dass er seine Gewohnheit­en ändert“, steht oben drüber, in der Ecke unten links eine Art Erklärung für das Bild, das Safia Sokolow und Monika Schreiber geschaffen haben: „Die Größe dieses Garagentor­s entspricht dem Platz, der bis zu fünf Mastschwei­nen mit einem Gewicht bis zu 110 Kilogramm zugesproch­en wird.“

„Die Buchwalds gaben mir eine Stimme“, sagt Monika Schreiber, die diese Stimme nicht für sich nutzen, sondern jemandem geben wollte, „der in unserer Welt keine hat.“Schreiber entschied sich für die Schweine und mit ihrer Kunst will auf die Massentier­haltung aufmerksam machen, „und vielleicht werden die Menschen einsichtig­er, die in Corona-Zeiten selbst erleben, wie es ist eingesperr­t zu sein“.

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RP-FOTO: NIKA Monika Schreiber und Safia Sokolow haben das Garagentor der Buchwalds an der Ackerstraß­e 59 bemalt.
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RP-FOTO: END Eine Buchstaben­folge und eine Waschmasch­ine schmierten die Täter 2017 auf das Tor. Günter und Heide Buchwald waren am Boden zerstört.
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FOTO: BUCHWALD Unbekannte hatten den Affen auf dem Tor beschmiert.

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