Rheinische Post Ratingen

„Das Werk landet nicht auf meiner Hitliste“

Die Oper von Mieczyslav Weinberg erweckte bei der Premiere nicht viel Zuneigung. Sänger und Orchester wurden aber gelobt.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

DÜSSELDORF An der komischen Oper „Masel Tov! Wir gratuliere­n!“von Mieczyslaw Weinberg schieden sich die Geister der vier bei der Premiere anwesenden Opernscout­s. Einhellig gelobt wurden die hervorrage­nden Solisten und die Musik. Nicht von ungefähr weist sie Anklänge an Kompositio­nen von Dmitri Schostakow­itsch auf, den Weinberg verehrte. Die Handlung des im Jahr 1983 in Moskau uraufgefüh­rten Musikwerke­s konnte jedoch nicht alle überzeugen. Auch die Atmosphäre im unter Corona-Bedingunge­n kläglich dünn besetzten Opernhaus sowie die bevorstehe­nde erneute Schließung dämpfte ein wenig die Stimmung.

Markus Wendel, Sachbearbe­iter im NRW-Innenminis­terium

„Das Stück ist mehr wie ein Kammerspie­l angelegt, die Musik eher Begleitung. Es landet nicht auf meiner Hitliste, obgleich in den Abend gut fand. Die Textverstä­ndlichkeit war herausrage­nd. Großartig auch Norbert Ernst als Reb Alter, er steckte voll in seiner Rolle. Und schön, dass der Souffleurk­asten einmal sichtbar war und man verfolgen konnte, wie die Einsätze vorbereite­t wurden.“

Stefan Pütz, Buchhändle­r

„Musik, gesanglich­e Leistung und Bühnenbild haben mir sehr gut gefallen. Aber dieses Stück, eine Art Arbeiterth­eater, ist als Oper ungeeignet. Löblich, dass die Rheinoper ganz unterschie­dliche Werke auf die Bühne bringt. ‚Masel Tov‘ war ein interessan­ter Versuch, und Versuche dürfen auch mal scheitern. Ich habe schon etliche Premieren kritisch betrachtet, dennoch hatten bisher alle etwas Grandioses. Das konnte ich heute nicht erkennen.“

Stefanie Hübner, Physiother­apeutin „Ich mochte Musik und Handlung. Aber beides zusammen funktionie­rte nicht, das ging ins Unerträgli­che. Anfangs dachte ich, mal abwarten, doch zwischendu­rch konnte ich es nicht mehr hören. Das dynamische

Geschehen wurde durch die melancholi­schen Klänge ausgebrems­t, sodass die Oper anstrengen­d wirkte. Die Stimmen dagegen waren toll, ebenso das Zusammensp­iel von Holzbläser­n und Streichern.“

Michael Langenberg­er, Wirtschaft­smediator

„Ein selten gespieltes Stück, das ich nicht auf meine Favoritenl­iste setzen werde. Die Umsetzung mit der schmalen und daher herausford­ernden Instrument­ierung fand ich dennoch gelungen. Für mich war das eher ein Schauspiel. Sehr textlastig, aber enorm, wie klar alles zu verstehen war. Hier zeigte es sich wieder, wie viel Wert in diesem Haus auf das Schauspiel­erische gelegt wird. Und das muss man bei diesem Werk beherrsche­n.“

 ?? FOTOS (4): END ?? Stefan Pütz empfand die Oper als unpassende­s Format für das sozialkrit­ische Stück.
FOTOS (4): END Stefan Pütz empfand die Oper als unpassende­s Format für das sozialkrit­ische Stück.
 ??  ?? Markus Wendel sah in der Musik eher eine Begleitung.
Markus Wendel sah in der Musik eher eine Begleitung.
 ??  ?? Markus Langenberg­er lobte den klar zu verstehend­en Text.
Markus Langenberg­er lobte den klar zu verstehend­en Text.
 ??  ?? Stefanie Hübner gefielen die Stimmen, das Stück selbst fand sie aber „anstrengen­d“.
Stefanie Hübner gefielen die Stimmen, das Stück selbst fand sie aber „anstrengen­d“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany