Rheinische Post Ratingen

Im Depot gibt’s sehenswert­e Kunst

Die Werke des Künstlers Paul Schwer sind aber auch in verschiede­nen Katalogen zu entdecken.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Ob nun das Museum Ratingen in absehbarer Zeit besichtigt werden darf oder nicht, kann manchem Künstler – sagen wir mal leger – völlig schnuppe sein. Viele von den guten und schönen Arbeiten sind im Depot und führen ein anderes Leben als das Porzellan von Melchior, als Puppen und Spielzeug und die bemerkensw­erten Teile der stadtgesch­ichtlichen Abteilung in den oberirdisc­hen Stockwerke­n.

Manche Kunstwerke sind manchem Besucher von früheren Ausstellun­gen noch lebhaft in Erinnerung; Sei es, weil der Betrachter gleich eine Verbindung zu ihnen geknüpft hat, weil sie ihm überhaupt nicht oder aber ganz besonders zugesagt haben. Ein nicht zu vernachläs­sigender Aspekt ist die Farbe – wenn sie denn dominiert.

Sicherlich nicht ganz vergeblich wählten die Macher des Katalogbuc­hs „Kunst nach 1945 – Eine Bestandsau­fnahme“für die von ihnen in Angriff genommene erstmalige Zusammenst­ellung und Auflistung­en der zum Teil hier und da und noch wo lagernden Bestände als Titel eine Arbeit von Paul Schwer, ziemlich rot und ziemlich weich geknautsch­t mit dem ziemlich unbekannte­n Wort „Baozi“betitelt. Aus dem Chinesisch­en übersetzt heißt das etwa „Teigtasche“und erinnert an die Zeit von 2005 bis 2006, die Paul Schwer als Artist in Residence in Shanghai kreativ verbrachte. Eins seiner bevorzugte­n Materialie­n ist ein auf Polyethyle­nterephtha­lat basierende­r thermoplas­tischer Kunststoff, der sich durch hohe Transparen­z und niedrige Viskosität auszeichne­t.

Eine Skulptur entsteht landläufig durch Hauen und Schnitzen, eine Plastik dagegen durch Auftragen von Material und Modelliere­n. Und Schwers Arbeiten aus diesem Kunststoff sind gleichzeit­ig skulptural und plastisch. Vor zwei Jahren stellte er eine Vielzahl davon im Ratinger Museum aus. Den welligen Würfel hatte das Museum bereits ein Jahrzehnt zuvor angekauft.

Manchmal sagen Künstler ja auch was – eher selten das, was ein fragender Betrachter zum Verstehen wissen möchte. Schwer zum Beispiel spricht klar: „Das Merkmal meiner Arbeit … ist eine gewisse Ambivalenz. Natürlich suche ich als Künstler die Aura eines Werkes, zeige aber auch gleichzeit­ig das Konstruier­te dieser Aura. Es gibt viele Künstler, die mit Licht umgehen. Aber mich stört immer wieder, wenn die Entstehung so verheimlic­ht wird. Wenn das Licht da ist, und es wird so getan, als wäre es vom Himmel gefallen und würde so das Bild erleuchten.“

Benennt er Tatsachen so, weil er nach der Schule zunächst Medizin studiert, dann etliche Jahre als Arzt in der Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie gearbeitet und ohne Girlanden Sachverhal­te beschriebe­n hat, oder, weil er im Rheinische­n lebt, in Düsseldorf an der Akademie ausgebilde­t wurde und hier sein Atelier hat? Es gibt einige, sehr ausführlic­he Kataloge über Paul Schwer, die ihn näher bringen, wenn seine Arbeiten nun mal hier im Depot warten.

Überhaupt lohnt es sich, wenn man im Museum einmal die „Kunstbüche­r“ansieht, die im Foyer zum Verkauf angeboten oder zur Lektüre vorgehalte­n werden. Wenn man denn wieder eintreten darf.

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RP-FOTOS (2): ACHIM BLAZY Paul Schwer in seiner Ausstellun­g, die 2018 im Stadtmuseu­m Ratingen gezeigt wurde.
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Auch dieses Kunstwerk stammt von Paul Schwer.

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