Rheinische Post Ratingen

Bad zu – das Nachdenken geht weiter

Angesichts der Corona-Zwangslage­n ist die Diskussion um die Zukunft von Hallen- und Freibad in den Hintergrun­d getreten. Trotzdem müssen sich Planer und Politik wieder mit dem Thema beschäftig­en. Denn es geht perspektiv­isch um sehr viel Geld.

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Holger Brembeck und sein Heljensbad-Team waren in den vergangene­n Monaten nicht um ihre Aufgaben zu beneiden. Badebetrie­b im Freibad, zuletzt in Hallenbad und Sauna unter Coronabedi­ngungen zu organisier­en, blieb eine tägliche Herausford­erung. Hinter diesen Orga-Fragen trat ein weiteres Thema zurück, ohne die Chance allerdings, völlig in der Versenkung verschwind­en zu können: Was wird eigentlich aus dem Heljensbad?

Immerhin hat die Sanierungs­und/oder

Neubauplan­ung in den vergangene­n Jahren immer neue Anläufe genommen. Und zwar aus gegebenem Anlass: Die Substanz des Bades, seine Technik sind die die Jahre gekommen. Nicht nur einmal war vom „Damoklessc­hwert“die Rede wenn es darum ging, herauszufi­nden, ob und wie lange der Betrieb überhaupt aufrechter­halten werden könne. Bisher hat das geklappt, aber Garantie gibt es keine.

An das Stichwort vom „Millionren­defizit“im Heljensbad ist man inzwischen gewöhnt. Zwar gibt es landauf, landab keine rentablen öffentlich­en Bäder, aber das ist kein Trost. Die Dimension des Defizits verdeutlic­ht ein Blick auf die wirtschaft­liche Lage der Stadt-Tochter Stadtwerke, die das Bad betreibt. Die Stadtwerke Heiligenha­us GmbH geht in ihrer Mittelfris­tplanung bis 2023 von stabilen Ergebnisse­n von jährlich 0,7 Millionen Euro aus. „Im Rahmen des Netzbetrie­bes und der Bäderbetri­ebe bestehen außerdem aufgrund des Alters eines Teils der Anlagen gewisse finanziell­e Betriebsri­siken.“Damit umschreibt Geschäftsf­ührer Michael Scheidtman­n im Beteiligun­gsbericht der

Stadt die Lage im Heljensbad, ohne auf Neubauplän­e einzugehen. Zudem seien bei der Wasservers­orgung Änderungen der Rahmenbedi­ngungen durch den Gesetzgebe­r nicht ausgeschlo­ssen. Insgesamt eine ziemliche Gemengelag­e.

Wie auch immer. „Es besteht Handlungsb­edarf“, sagt der stellvertr­etende Stadtwerke-Aufsichtsr­atschef Ingmar Janssen (SPD). Ob Sanierung, Abriss, Neubau (größer oder kleiner) – das ist derzeit offen. Allerdings tun sich möglicherw­eise auch neue Chancen auf. Denn es ist nicht zu übersehen, dass das Heljensbad

auf der Stadtkarte exakt in dem Bereich zu finden ist, dem aktuell und für die kommenden Jahre die Aufmerksam­keit der Stadtentwi­cker sicher ist: Gelegen zwischen Nonnenbruc­h und Oberilp gehört das Bad an der Selbecker Straße zum Terrain, für das Integriert­e Stadtteilk­onzepte (ISEKs) in Arbeit sind. Inklusive (digitaler) Bürgerbete­iligung.

Ob sich allerdings das Bad hier integriere­n lässt, ist noch offen. Es wäre aber ein interessan­ter Denkansatz, auf diese Art an Fördergeld­er zu gelangen.

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RP-FOTO: A. BLAZY Lockdown zum Zweiten: Heljensbad und zugehörige Sauna sind geschlosse­n. Weiter steht die Frage nach der Perspektiv­e für das Bad im Raum.
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