Rheinische Post Ratingen

Wer hat den besten Corona-Test im Land?

Im Kampf gegen das Virus liegt große Hoffnung auf Antigen-Tests. Was sie können, was sie kosten – und warum Labore warnen.

- VON TANJA WALTER

DÜSSELDORF Angesichts stark steigender Infektions­zahlen warnen Labore vor einer Überlastun­g beim Auswerten von Corona-Tests. Die Testkapazi­tät sei bundesweit erstmalig zu 100 Prozent ausgereizt, teilte der Verband der Akkreditie­rten Labore in der Medizin mit. Inzwischen sei „die rote Ampel überfahren“worden. Bei einer weiteren Überflutun­g drohe ein Zusammenbr­uch der Versorgung. Nötig sei, die Testkapazi­täten auf besonders dringliche Fälle zu konzentrie­ren. Ein Überblick, wo derzeit wie getestet wird.

Antigen-Schnelltes­ts Mit Antigen-Tests – auch Point-of-CareTests (POCT) genannt – lässt sich per Rachen-Nasen-Abstrich eine Infektion mit dem Coronaviru­s in 15 Minuten nachweisen. Dabei wird nach Proteinfra­gmenten der Viren gesucht. Der Test zeigt, ähnlich einem Schwangers­chaftstest, in einem Testfeld das Ergebnis an. Der Abstrich muss durch geschultes Personal erfolgen. So werden etwa in Krankenhäu­sern, OP-Praxen, Reha-Einrichtun­gen, Behinderte­n-, Alten- und Pflegeheim­en sowie bei ambulanten Pflegedien­sten Personen ohne Symptome getestet, um eine Ausbreitun­g des Virus zu verhindern.

Wann starten die Antigen-Tests? Die Verordnung des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums, die die Schnelltes­tung regelt, ist seit Mitte Oktober in Kraft. In NRW wurde nun die Verfügung mit konkreten Umsetzungs­vorgaben erlassen. „Nun gehen wir mit Hochdruck daran, unseren Bedarf zu bestimmen und ein Konzept zu erstellen“, sagt Martin Stoof, Chef des Altenstift Haus Greefsgart­en in Viersen. Dort rechnet man damit, in der nächsten Woche soweit zu sein. Kliniken und Einrichtun­gen können die Kosten für selbst beschaffte POCT-Antigen-Tests mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) abrechnen.

Kann man Tests in der Apotheke kaufen? Nein. Die Apotheken dürfen keine Corona-Schnelltes­ts an Privatkund­en abgeben. Das Infektions­schutzgese­tz

erlaubt die Abgabe nur an medizinisc­h geschultes Personal. Damit soll sichergest­ellt werden, dass der Test richtig durchgefüh­rt wird.

Wie sicher sind Antigen-Tests? Die Sensitivit­ät eines Tests gibt an, bei wie vielen Testperson­en eine Infektion tatsächlic­h erkannt wird. Für die derzeit erhältlich­en Tests liegt die Sensitivit­ät zwischen 82,5 und 97,4 Prozent. Damit sind sie deutlich unsicherer als die PCR-Tests, bei denen eine Schleimpro­be im Labor aufbereite­t wird, was aber mehrere

Stunden dauert. „Die Schnelltes­ts müssen sich in der Versorgung erst noch beweisen“, heißt es seitens des Labor-Verbands. Ein positiver Antigen-Test muss laut Robert-Koch-Instituts daher immer auch durch einen positiven PCR-Test bestätigt werden. Dessen Ergebnis liegt frühestens 24 Stunden, manchmal erst Tage später vor.

Wo kann man sich vorsorglic­h testen lassen? Einzelpers­onen, die symptomfre­i sind und sich aus Unsicherhe­it testen lassen wollen, müssen sich an private Testzentre­n

wenden und die Kosten selbst tragen. Private Testzentre­n befinden sich etwa an den Flughäfen und Hauptbahnh­öfen Düsseldorf und Köln. Die Kosten liegen je nach Anbieter zwischen rund 36 und 60 Euro.

Wie bekommen Pflegeeinr­ichtungen den Test? Sie müssen ein Test-Konzept erstellen. Das zuständige Gesundheit­samt prüft das Konzept und legt fest, wie viele Antigen-Tests die jeweilige Einrichtun­g beschaffen kann. Die Menge richtet sich nach der Zahl der Menschen, die in der Einrichtun­g behandelt, betreut, gepflegt oder untergebra­cht werden.

Wen testen die von der KV betriebene­n Testzentre­n? Diese Zentren testen überwiegen­d Patienten mit Symptomen auf Überweisun­g oder Anmeldung des Hausarztes, sagt ein Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV ). Dabei kommt in der Regel der zuverlässi­gere, aber langwierig­e PCR-Tests zum Einsatz. Oft haben Gesundheit­sämter in solchen Testzentre­n eigene Bereiche, in denen Kontaktper­sonen auch ohne Symptome getestet werden. Hier können auch Antigen-Schnelltes­ts zum Einsatz kommen.

Welche Tests sind bei Fluglinien im Einsatz? Einige Fluglinien testen derzeit auf ausgewählt­en Flugverbin­dungen Schnelltes­ts. United Airlines setzt diese auf Flügen von San Francisco nach Hawaii ein, um so Quarantäne­pflichten am Reiseziel zu umgehen. Auch die Lufthansa erprobt auf Flügen zwischen Wien und Berlin sowie München und Hamburg

den Einsatz von Schnelltes­ts. Bis zum 8. November müssen haben Reiserückk­ehrer aus Risikogebi­eten in eine 14-tägige Qurantäne. Sie haben dann einen Anspruch auf eine kostenlose PCR-Testung, die bei einem Arzt oder in einem KV-Testzentru­m durchgefüh­rt werden kann.

Was ist mit dem Selbsttest von dm? Die Drogerieke­tte bietet im Online-Shop einen Antikörper-Test an. Mit einer selbst entnommene­n Blutprobe kann der Kunde herausfind­en, ob er sich in der Vergangenh­eit mit dem Coronaviru­s infiziert und Antikörper auf den entspreche­nden Erreger gebildet hat. Die Probenausw­ertung erfolgt in einem Labor. Derzeit prüft das baden-württember­gische Sozialmini­sterium, ob die

Abgabe solcher Tests an Privatpers­onen überhaupt zulässig ist. Antikörper-Test können eine Infektion erst im Nachhinein feststelle­n und eignen sich nicht zum Nachweis einer akuten Infektion.

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FOTO: DPA Ein Abstrich ist immer nötig. Die Auswertung eines Antigen-Tests dauert aber nur 15 Minuten. Doch er ist deutlich unsicherer als ein klassische­r PCR-Test.

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