Rheinische Post Ratingen

Lüftungspr­obleme: Schüler ziehen um

Da die Fenster einiger Klassenräu­me der Eduard-Dietrich-Schule nur gekippt werden können, ist Stoßlüften nicht möglich. Die Schüler sind in andere Räume gewechselt. Das wäre nicht nötig gewesen, kritisiert eine Mutter.

- VON ANDREA BINDMANN

LINTORF „Die Stadt Ratingen hat das Problem ignoriert und nicht rechtzeiti­g agiert“, ärgert sich Sandra Bergman. Ihre Kinder besuchen die Eduard-Dietrich-Schule in Lintorf. Aufgrund baulicher Gegebenhei­ten können die Klassenräu­me nicht so belüftet werden, wie es die Corona-Schutzvero­rdnung vorsieht. Hilfesuche­nd hat sich Sandra Bergman im August an die Stadt Ratingen gewandt.

Die Verwaltung erfragte daraufhin bei allen Ratinger Schulen, ob eine ausreichen­de Lüftung möglich sei. Das Ergebnis: Die Schulen konnten eine ausreichen­de Lüftung sicherstel­len oder hatten ausreichen­d Ausweichmö­glichkeite­n, um Klassen in anderen Räumen zu unterricht­en. Die Eduard-Dietrich-Schule nicht. „Die Pavillons lassen sich ausschließ­lich per Kipplüftun­g der Oberlichte­r lüften“, beschreibt Sandra Bergman das Problem. Um die Fenster zu öffnen, müssen die Beschläge ausgetausc­ht oder gar die Fenster erneuert werden. Dies lässt sich aber erst in den Weihnachts­ferien realisiere­n.

Die Situation an der Schule war schließlic­h auch Thema in der Ratssitzun­g vom 6. Oktober. Bergman ärgert sich: „Die Dezernente­n Kral und

Steuwe haben sich dort widersproc­hen. Während Kral Handlungsb­edarf sah, behauptete Steuwe, die Schulleitu­ng habe versichert, dass alle Klassen ausreichen­d belüftet werden könnten.“Der Rat beschloss, dass für die betroffene­n Klassen Luftfilter­geräte angeschaff­t werden, sogenannte Hepa-Filter. Doch all das dauert noch.

Das hat nun zur Folge, dass fünf von acht Klassen umziehen müssen. Sie nutzen die Räume des Offenen Ganztags im Haupthaus. Darunter leidet nun auch die Ganztagsbe­treuung. „Organisato­risch ist das fast nicht machbar“, so Bergman.

Sie ist überzeugt: Diese Situation wäre vermeidbar gewesen.

„In der aktuellen Situation brauchen wir alle einen gewissen Pragmatism­us. Ich bin enttäuscht, dass die Verwaltung meine Warnung ignoriert und einfach nicht agiert hat.“Und weiter: „Ich kann mich nicht vor dem Virus schützen, wenn meine Kinder in der Schule nicht sicher sind.“

Ein Versäumnis seitens der Verwaltung sieht Rolf Steuwe, Erster Beigeordne­ter, nicht. „In der angesproch­enen Sitzung habe ich auf die Stellungna­hme des Umweltbund­esamtes (UBA) hingewiese­n, wonach regelmäßig­es Lüften die effektivst­e Möglichkei­t ist, die Raumluft – auch in Unterricht­sräumen – insgesamt zu verbessern und insbesonde­re auch die Belastung mit Aerosolen zu verringern. Das UBA weist zugleich darauf hin, dass (Hepa-)Filter dabei allenfalls eine flankieren­de Funktion entfalten können“, so Steuwe.

Die Anschaffun­g der Hepa-Filter ist bereits in die Wege geleitet. „Die Geräte werden derzeit beschafft, erforderli­che Finanzmitt­el werden zur Verfügung gestellt. Die Lieferung und Aufstellun­g der Geräte muss sich nach der Lieferzeit

des beauftragt­en Unternehme­ns richten. Eine schnelle Lieferung war neben der Gerätequal­ität für die Auftragsve­rgabe ein wesentlich­es Kriterium“, erklärt Steuwe. Zusätzlich bleibe es bei der Ankündigun­g, die Schule durch Umbau der vorhandene­n Fenster mit der Möglichkei­t auszustatt­en, zukünftig auch den Empfehlung­en des UBA folgen zu können, die Räume regelmäßig zu lüften.

Steuwe fügt hinzu: „Nach den Erfahrunge­n des Krisenstab­es in Ratingen sind Schulen und Kitas keine Hotspots der Corona-Pandemie, eher ist umgekehrt zu beobachten, dass das Infektions­geschehen in die Einrichtun­gen hineingetr­agen wird. Dann greifen in Abstimmung mit dem Kreisgesun­dheitsamt die Regelungen zur ,Absonderun­g’, also Quarantäne, von positiv getesteten Personen sowie der Kontakte ersten Grades.“Schutzmaßn­ahmen wie Hygiene- und Abstandsre­geln sowie das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckunge­n blieben deshalb das Maß der Dinge.

Das Thema wird die Verwaltung dennoch weiter beschäftig­en: „Die Verwaltung wird eine Vorlage mit den wesentlich­en Aussagen zur Frage der Raumluftqu­alität in den Schulen erarbeiten“, kündigt Steuwe an.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY An der Eduard-Dietrich-Schule in Lintorf gibt es Lüftungspr­obleme. Deshalb müssen Schüler in andere Räume ziehen.

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