Lüftungsprobleme: Schüler ziehen um
Da die Fenster einiger Klassenräume der Eduard-Dietrich-Schule nur gekippt werden können, ist Stoßlüften nicht möglich. Die Schüler sind in andere Räume gewechselt. Das wäre nicht nötig gewesen, kritisiert eine Mutter.
LINTORF „Die Stadt Ratingen hat das Problem ignoriert und nicht rechtzeitig agiert“, ärgert sich Sandra Bergman. Ihre Kinder besuchen die Eduard-Dietrich-Schule in Lintorf. Aufgrund baulicher Gegebenheiten können die Klassenräume nicht so belüftet werden, wie es die Corona-Schutzverordnung vorsieht. Hilfesuchend hat sich Sandra Bergman im August an die Stadt Ratingen gewandt.
Die Verwaltung erfragte daraufhin bei allen Ratinger Schulen, ob eine ausreichende Lüftung möglich sei. Das Ergebnis: Die Schulen konnten eine ausreichende Lüftung sicherstellen oder hatten ausreichend Ausweichmöglichkeiten, um Klassen in anderen Räumen zu unterrichten. Die Eduard-Dietrich-Schule nicht. „Die Pavillons lassen sich ausschließlich per Kipplüftung der Oberlichter lüften“, beschreibt Sandra Bergman das Problem. Um die Fenster zu öffnen, müssen die Beschläge ausgetauscht oder gar die Fenster erneuert werden. Dies lässt sich aber erst in den Weihnachtsferien realisieren.
Die Situation an der Schule war schließlich auch Thema in der Ratssitzung vom 6. Oktober. Bergman ärgert sich: „Die Dezernenten Kral und
Steuwe haben sich dort widersprochen. Während Kral Handlungsbedarf sah, behauptete Steuwe, die Schulleitung habe versichert, dass alle Klassen ausreichend belüftet werden könnten.“Der Rat beschloss, dass für die betroffenen Klassen Luftfiltergeräte angeschafft werden, sogenannte Hepa-Filter. Doch all das dauert noch.
Das hat nun zur Folge, dass fünf von acht Klassen umziehen müssen. Sie nutzen die Räume des Offenen Ganztags im Haupthaus. Darunter leidet nun auch die Ganztagsbetreuung. „Organisatorisch ist das fast nicht machbar“, so Bergman.
Sie ist überzeugt: Diese Situation wäre vermeidbar gewesen.
„In der aktuellen Situation brauchen wir alle einen gewissen Pragmatismus. Ich bin enttäuscht, dass die Verwaltung meine Warnung ignoriert und einfach nicht agiert hat.“Und weiter: „Ich kann mich nicht vor dem Virus schützen, wenn meine Kinder in der Schule nicht sicher sind.“
Ein Versäumnis seitens der Verwaltung sieht Rolf Steuwe, Erster Beigeordneter, nicht. „In der angesprochenen Sitzung habe ich auf die Stellungnahme des Umweltbundesamtes (UBA) hingewiesen, wonach regelmäßiges Lüften die effektivste Möglichkeit ist, die Raumluft – auch in Unterrichtsräumen – insgesamt zu verbessern und insbesondere auch die Belastung mit Aerosolen zu verringern. Das UBA weist zugleich darauf hin, dass (Hepa-)Filter dabei allenfalls eine flankierende Funktion entfalten können“, so Steuwe.
Die Anschaffung der Hepa-Filter ist bereits in die Wege geleitet. „Die Geräte werden derzeit beschafft, erforderliche Finanzmittel werden zur Verfügung gestellt. Die Lieferung und Aufstellung der Geräte muss sich nach der Lieferzeit
des beauftragten Unternehmens richten. Eine schnelle Lieferung war neben der Gerätequalität für die Auftragsvergabe ein wesentliches Kriterium“, erklärt Steuwe. Zusätzlich bleibe es bei der Ankündigung, die Schule durch Umbau der vorhandenen Fenster mit der Möglichkeit auszustatten, zukünftig auch den Empfehlungen des UBA folgen zu können, die Räume regelmäßig zu lüften.
Steuwe fügt hinzu: „Nach den Erfahrungen des Krisenstabes in Ratingen sind Schulen und Kitas keine Hotspots der Corona-Pandemie, eher ist umgekehrt zu beobachten, dass das Infektionsgeschehen in die Einrichtungen hineingetragen wird. Dann greifen in Abstimmung mit dem Kreisgesundheitsamt die Regelungen zur ,Absonderung’, also Quarantäne, von positiv getesteten Personen sowie der Kontakte ersten Grades.“Schutzmaßnahmen wie Hygiene- und Abstandsregeln sowie das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen blieben deshalb das Maß der Dinge.
Das Thema wird die Verwaltung dennoch weiter beschäftigen: „Die Verwaltung wird eine Vorlage mit den wesentlichen Aussagen zur Frage der Raumluftqualität in den Schulen erarbeiten“, kündigt Steuwe an.