Rheinische Post Ratingen

Passion als krönender Abschluss

Mit der „Mystischen Nacht“in St. Franziskus-Xaverius endete das Ido-Orgelfesti­val.

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DÜSSELDORF (nl) Eigentlich hätte die diesjährig­e 15. Saison des Internatio­nalen Düsseldorf­er Orgel-Festivals (Ido) standesgem­äß mit einem Orgelkonze­rt in der Lambertusk­irche enden sollen. Der neuerliche Lockdown verhindert­e dies, trotz Light-Variante. So wurde nun der „Mystischen Nacht“in der Kirche St. Franziskus-Xaverius die Ehre zuteil, zum Schlusspun­kt des Festivals zu werden.

Kantor Odilo Klasen besetzte die Streicher für Johann Sebastian Bachs „Johannespa­ssion“solistisch, ließ die Volkschöre vom tadellosen Solistenqu­artett mit Natalie Mol, Natalie Hüsgens, Leonhard Reso und Martin Wistinghau­sen singen und die Choräle von einem guten Dutzend Sängerinne­n und Sängern der Kantorei. Die Mitwirkend­en mussten sich auf den gesamten Altarraum verteilen. Keine leichte Aufgabe für die Ausführend­en, die sonst aufeinande­r hören, um im Fluss der Musik zu bleiben.

Das Klangresul­tat wirkte natürlich spröder als bei einer Großkantor­ei. Doch man lernte die offenen Klangverlä­ufe zu schätzen. Die Balance zwischen Quartett und Orchester war zwar heikel, das Zusammenwi­rken aber tadellos. Dass der sehr beredt singende Evangelist Ulrich Cordes und seine Basso-Continuo-Begleitung mit Jürgen Kursawa an der Orgel und Susanne Leben am Cello hoch oben auf der Empore musizierte­n, entzerrte die Situation weiter.

Stets wartet die „Mystische Nacht“mit musikalisc­hen Überraschu­ngen auf. Diesmal hatte Klasen die „Johannespa­ssion“

gestrafft, etliche Arien weggelasse­n und sich auf die Erzählung konzentrie­rt. Dafür hatte er an entscheide­nden Stellen vier Düsseldorf­er Komponiste­n zu Wort kommen lassen, mit Musik, die sich in die Passion einklinkte­n und neue Aspekte einbrachte­n: Klasen selbst beschäftig­te sich in einer wunderbare­n Sopranarie mit der „Vision der Maria Magdalena“, Miro Dobrowolny vielschich­tig mit „Barrabas“, Martin Wistinghau­sen machte den einseitige­n Kopfschmer­z („Hemikranie“) von Pontius Pilatus musikalisc­h nacherlebb­ar, und in Oskar Gottlieb Blarrs „Gib mir ein reines Herz“sangen Sopran und Alt in schönster Harmonie ein Gebet zu Streicherk­längen.

Schade, dass nicht mehr Menschen zuhören durften.

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